Was Karge letztendlich sah
Es war für mich lange Zeit ein Rätsel. Oberst Leutnant Ingeneur Johann Gottfried Karge zeichnete im 18. Jahrhundert eine Karte. Die bereits oft von mir erwähnte „“vue depuis worms juisqu a mayance 1735” die neben einem schönen Ausblick ins Rheintal von Worms bis nach Mainz auch die Truppenstellungen des französisch-polnischen Erbfolgekrieges 1735 darstellte. Das sie nicht 1735 gezeichnet wurde sondern später hat sich mir mittlerweile erschlossen.
Karge zeigt auf seiner Ansicht eben jenes Bild der Laurentiuskirche bei dem ich lange rätselte was sich nun dort eigentlich darstellt. Ein großer Turm zur rechten, Ruinen zur Linken. Sehr verwirrend. Bis mir die Eingebung kam. Karge hatte sein Bild just im Jahr 1749 gezeichnet, als der Umbau an der Laurentiuskirche begonnen hatte. Er sah tatsächlich eine Teilruine. Genau aus diesem Jahr ist ein Brief des Baumeisters Lichtenberg erhalten, in dem dieser Beschreibt was er getan hatte.
Lichtenstein hatte vom Westbau die Dächer abgenommen, die Seitenschiffe niedergelegt und begonnen das Langhaus abzutragen. Er zögerte aber das Langhaus in Gänze abzureißen, den über der Baustelle erhob sich der 1711 neu errichtete Turm, der auch noch heute steht und Lichtenberg hatte bedenken das wenn er das Langhaus niederzulegen würde, der Turm umstürzen würde, denn im Turm zeichneten sich Risse ab. Zudem plagten ihn Geldmangel was ihn kurz darauf zur Umplanung zwang.
Es muss ein eigenartiger Anblick gewesen sein. Ein fast separater Turm, dabene ein Querhaus mit Chor fast ohne Anbindung. Ähnlich muss es auch Karge ergangen sein. Wahrscheinlich fertigte er Vorzeichnungen der Landmarken an, bevor er die Ansicht ins Reine zeichnete. Irgendwann in diesem Prozess bemerkte er, das das was er da gesehen hatte so im Normallfall nicht stimmen kann. Hatte er sich verzeichnet? Karge hatte auch schon eine Kirche gebaut, ihm war also bekannt wie ein solche in der Regel auszusehen hatte. Also zeichnete er was ihm mehr Sinn machte. Er dachte die Kirche sähe zur Zeit so aus:
Tatsächlich aber muss er etwas gesehen haben, das mehr diesem hier ähnelte:
Die Bilder entstanden im Rahmen meiner Rendertätigkeiten zum Laurentiuskirchenfilm und haben im Grunde den Zweck zu erläutern wie die Chorrekonstruktion entstand. Ich habe aber für mich noch einmal die Chance genutzt um Karges Ansicht nachzuempfinden und hier noch einmal deutlich zu machen.
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