Drei außergewöhnliche Turmburgen – Xanten, Soest und Siegburg
Als Grundlage der Xantener Bischofsburg wurde von C. Wilkes eine Motte in karolingischer Zeit vermutet mit einfacher Palisade. Inzwischen scheint aber die Meinung vorzuherrschen das die Anlage auf eine rechteckige Wallanlage des 10. Jahrhunderts zurückzuführen sei1 Die als turris (Turm) bezeichnete Anlage war 27m lang und 21m breit. Er soll eine Höhe von ca 25m besessen haben bei einer Mauerstärke von ca 2m. Auf Grund der gleichen Mauerausführungen wie an den ottonischen Bauteilen des Xantener Doms wird der Bau entweder Heinrich I. oder seinem jüngsten Sohn dem Kölner Erzbischof Brun zugeschrieben, also vor 965.
Ersterwähnt wird die Anlage jedoch erst 1096, als während des Kreuzzugspogroms vom Kölner Erzbischof aus Köln evakuierte Juden im Turm ermordet wurden. 1692 wurde der Turm gesprengt, konnte jedoch archäologisch nachgewiesen werden und findet sich auf zahlreichen Abbildungen.
Die Anlage diente zum Schutz der Kölner Bischöfe die nebenan in der eigentlichen Bischofspfalz bei ihrem Aufenthalt in Xanten residierten und befand sich auf einer wichtigen Handelsroute.
Ähnliches gilt auch für das „Hohe Hospital“ in Soest, das am Hellweg lag. Der Turm wird auf Grund seiner Bemaßung ebenfalls in die gleiche Entstehungszeit wie der Xantener Turm datiert. Die Grundfläche beträgt ca. 25x25m bei einer Höhe von 25-30m. Er wird in den Quellen als „palatium sive turris“ bezeichnet, was „Pfalz/Palast oder Turm“ bedeutet.
Seinen Namen „Hohes Hospital“ erhielt er nachdem die Pfalz in Soest verlegt wurde und in dem Turm und Anbauten ein Hospital eingerichtet wurde.
Ein weiter Turm, ebenfalls mit fast gleichen Ausmaßen befand sich in Siegburg. Leider fand ich außer der Stelle an der er sich befand, unter dem Rathaus, kaum weitere Informationen. Nur eben das auch er zu der Gruppe von Wohn und Wehrtürmen die Bischof Brun zugeschrieben wird.
Erzbischof Brun sollte als Ottone und Sohn Heinrichs I. im Westteil des Reiches nicht sonderlich beliebt gewesen sein. Zu dem lag sein Machtgebiet an der Grenze zu Lothringen um das immer wieder Streitigkeiten entbrannten und Heinrich I. noch zum Pendeln zwischen Ost und West zwangen. Brun erhielt 953 sogar das eroberte Herzogtum Lothringen von seinem seinem Bruder Otto I. und wurde zum zweit mächtigsten Mann im Reich.
Bemerkenswert ist auch der Grundriss des Wohn- und Wehrturms. Dieser gleicht der Form früher französischer Donjons wie etwa in Falaise.2 Ähnlich mächtige Türme sind mir weder aus Deutschland in ottonischer Zeit noch danach bekannt. Ich noch einmal im Reich der Salier und den Burgen der Salierzeit geblättert blieb aber Ergebnislos. Ihre Herkunft, bzw. ihr architektonisches Vorbild erscheint mir Rätselhaft, wobei es einige Theorien zu Motten und Wehrtürmen allgemein gibt. Diese werde ich in den nächsten Tagen einmal zerpflücken.
Ergänzend kann ich zur Zeit noch das PDF „Soest und die Kölner Erzbischöfe aus Archäologischer Sicht“ bieten: hier
Sowie ein kleines Filmchen zur Rekonstruktion der Xantener Bischofsburg im Spätmittelalter
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…