der heilige Martinus
Über den hl. Martin von Tours wollte ich schon jedes Jahr zu dieser Zeit schreiben, hab es aber immer wieder verpasst.
Um erst einmal den Menschen Martin ein bisschen besser zu verstehen, dachte ich mir ich breche es einfach mal aufs wesentliche runter und verlege die Story in die Jetztzeit (mehr oder weniger). Es gibt verschiedene Meinungen zu Martins Biographie, aber dazu später mehr.
Italien hat es irgendwie geschafft ganz Europa zu annektieren (bis auf einen kleinen Ort an der bretonischen Küste). Seit einigen Jahren wird eine neumodische jüdische Sekte als Religion immer beliebter und sogar und der Regierungschef und Oberbefehlshaber zur Zeit der Geburt unseres Helden sympathisiert offen mit den seltsamen Pazifisten und erkennt sogar ihren Status als Religion an.
Unser Held wird als Sohn eines hohen Militärs im besetzten Ungarn geboren und erhält schon gleich einen Namen nach einem alten Militärvorbild. Seine Laufbahn ist vorbestimmt. Er muss auch Militär werden. Als sein Vater nach Norditalien verlegt wird kommt auch der Sohnemann nach Italien. Dort kommt er aber auch in Kontakt mit der pazifistischen Sekte und wird schon als Kind Fan von ihnen. Letztendlich hilft ihm das aber nicht, er kommt aufs Miltärinternat und wird Teil einer Spezialeinheit die für den Schutz des Regierungschefs zuständig ist.
Da es aber Italien nicht mehr ganz so gut geht und sich in den Besatzungsgebieten Widerstand gibt und zu dem noch Feinde anrücken muss er nun in Frankreich und Deutschland dienen.
Als nun der Feind die Demarkationslinie bei Worms zu überschreiten droht und eine Schlacht bevorsteht beschließt unser Held den Dienst an der Waffe zu verweigern, und das als Offizier! Seine Begründung ist das er nun Kämpfer für sein Pazifistensekte ist und nicht mehr für den Regierungschef. Ein freundlicher Hinweis auf seinen Dienstvertrag (Z25) überzeugt ihn aber doch wieder im Auftrag des Regierungschefs zu kämpfen.
Er hilft bei seiner Stationierung in Frankreich einem Obdachlosen in dem er ihm einen Teil seiner Ausgehuniform schenkt und wird nun festes Mitglied der Sekte.
Nach dem er mit 40 seinen Vertrag als Zeitsoldat erfüllt hat begiebt er sich nach Italien auf Selbstfindungstrip ist aber genervt von den ganzen Touristen. Er pflegt weiterhin den kargen Lebenstil eines Militärs. In Ungarn besucht er seine Mutter und bringt auch ihr seine Religion nahe. Er geht wieder nach Frankreich wo er ein Selbstfindungsheim für männliche Mitglieder seiner Sekte gründet.
Bald schon steigt er zum Bezirkschef seiner Sekte auf und hat als solcher sogar wieder Kontakt zum italienischen Regierungschef. Bisweilen verhält er sich Starrköpfig, wobei ihm bei Verhandlungen aber seine militärische Kenntnisse und seine Status als Offizier a.D. behilflich sind.
Der geschichtliche Hintergrund
In der Zeit als Martinus geboren wurde gab es zahlreiche Veränderungen im römischen Reich. Konstantin der Große hatte das Christentum akzeptiert. Mit Konstantinopel baute er eine neue Hauptstadt und von Osten drangen Germanen an die Grenzen des Reiches zu deren Verteidigung er eingesetzt wurde.
Wahrscheinlich war Martinus teil der in Amiens stationierten Equites cataphractarii, einer schwer gepanzerten Elitereiterei, um genau zu sein der im Notitia Dignitatum verzeichneten Equites catafractarii Ambianenses
Ob er tatsächlich seinen vollen Wehrdienst ableistete ist unklar. Es ist jedoch wahrscheinlich. Bei der Schlacht bei Worms verweigerte er den Dienst und wurde inhaftiert, soll sich aber freiwillig gemeldet haben unbewaffnet in die vorderste Linie zu gehen. Bevor es jedoch soweit kam ergaben sich die Germanen. Dieses Geschehnis scheint die späteren Franken, namentlich Chlodwig, schwer beeindruckt zu haben. Chlodwig schwor angeblich seiner Frau bei einem Sieg über die Alamannen den römisch katholischen Glauben anzunehmen. Seine Siege führte er daraufhin auf den heiligen Martin zurück, der, wenn man so will, ohne Waffen siegreich war.
Martinus dürfte eine gute Bildung erfahren haben , d.h. er dürfte in Teilen die 7 freien Künste erlernt haben. Auch der Militärdienst sollte ihn in der Führung von Menschen und in gewissen Verhandlungskniffen geschult haben.
Nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst und spätestens der Berufung als Bischof sollte Martinus seine privaten Güter an Arme abgegeben haben. Dies war allgemein üblich und ist im 4. Jahrhundert unter Anderem auch für Ambrosius von Mailand bekannt ist.
Martinus stammte daher wie viele Bischöfe im gallo-romanischen Raum aus einem gehobenen Stand mit Besitzt.
Aber auch die Konfrontation scheute Martinus nicht. So war er ein Kämpfer gegen den Ariuanismus und verweigerte daher einem arianischen Bischof in Trier die Kommunion, bis der anwesende Kaiser Maximus auf Tisch schlug.
Die Sache mit dem Mantel und den Gänsen
Die erste Quelle die die Geschichte von der Teilung des Mantels aufgreift ist sein Biograph und Zeitgenosse Sulpicius Severus. (online hier). Demnach war Martinus allein unterwegs und von einem Pferd ist auch nicht die Rede. Martinus sollte also nicht seine Militärkleidung getragen haben. Wir erinnern uns das er wahrscheinlich Teil der Equites catafractarii Ambianenses war. Er hätte also, wäre er in vollem Wichs aufgetreten, einem sassanidischen Kataphrakt nicht unähnlich gewesen (hier reenacted von Chris Winstanley auf einem Bild von John Tremmling auf Wikipedia). Also sollte man schleunigst die ganzen Karnevalsrömer am 11. November vergessen. Wahrscheinlich trug er einfache zivile Kleidung kombiniert mit dem Militärgürtel und einem einfachen Mantel, der nicht rot war!
Die bekannte Ikonographie in kassischer Rüstung auf dem Pferd sitztend ist aber dennoch interessant. Ich hatte sie neulich erst im Zusammenhang mit dem Einhardsbogen! Ist ist die Pose Kaiser Konstantins, der die Barbaren niederreitet. Sie findet sich später beim hl. Mauritius wieder, geht mit den Kreuzzügen über zum hl. Georg und wird schließlich zum heiligen Martin wobei das Böse durch den Bettler ersetzt wird. Aus dem kämpferischen Sieger über das Böse wird der selbstlose, pazifistische Krieger.
Mit den Gänsen ist das auch so eine Sache. Die Sage berichtete das Martinus garnicht Bischof werden wollte. Die schnatternden Gänse aber verrieten sein Versteck. Und aus Strafe essen wir sie…
Nun ja, das gesamte mittelalterliche Jahr richtete sich nach den Festtagen der Heiligen. An St. Martin sollte die gesamte Ernte eingefahren sein, weshalb zu diesem Zeitpunkt die Naturalabgaben fällig waren. Gleichzeitig begann am nächsten Tag aber die zwei wöchige Fastenzeit in Vorbereitung auf die Adventszeit. Und wie immer wurde an so einem Tag noch einmal geschlemmt.
Da bot es sich an die älteren Gänse, die man nicht über den Winter bringen wollte, oder konnte, zu schlachten. Gerade für den Grundherren bot sich das an, der nicht unbedingt mehrere hundert Gänse die er als Naturalabgabe erhalten hatte durchzufüttern.
Also wohl eher keine Strafe für die Gänse.
Im übrigen gehört der heilige Martin zu jenen seltenen Heiligen die nicht als Märtyrer starben.
Eine Antwort
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