Ortsnamen und Ortslage bei den Alamannen und ein Blick ins Ried
Im Alamannenkatalog fand ich einige recht interesante Anmerkungen zu Orstnamen und deren Verteilung entlang der Römerstraßen. Zwar betrifft uns die Sache mit den Ortsnamen hier weniger, aber da ich bereits einmal über Ortsnamen in der Deutung von Frau Schalles Fischer schrieb möchte ich das hier auch notiert haben.
Michael Hoeper gibt im Alamannenkatalog für -ingen und -heim Orte eine durchaus plausible Deutung an, die sich wie immer mehr klar wird, von der ethnischen Deutung (-heim=Franken, -ingen=Alamannen) abhebt. Er macht dies am Besipiel Wittsheim und Wittislingen deutlich. Während Wittisheimn demnach „das Heim des Witto“ darstellt, ist Wittislingen „bei den Leuten des Witto“ .
Ernst Schubert folgend sollte es sich bei diesen Benennungen nicht um eine reine Modeerscheinung handeln, sondern der Ausdruck sozialer Veränderung sein – weg vom ortsunabhängigen Personenverband hin zum platzgebundenen Wohnsitz in einer sich entwickelnden Grundherrschaft.
Nun aber zum eigentlich wichtigeren Teil der Angelegenheit. Die Positionierung der Orte. Die -heim Orte, als Zentralorte, liegen aufgereiht an den alten Römerstraßen, die wohl noch in Benutzung ware, während die -ingen Orte abseits von diesen liegen.
Für den Raum Frankfurt schrieb Schalles Fischer sei eine solche Aneinanderreihung nicht feststellbar. Für den Kreis Groß-Gerau ist sie aber feststellbar! Aber in einem Ausmaß der mich zum Nachdenken anregt.
Ab Groß Gerau finden sich die Orte, meist -heim Orte an einer Perlenkette aufgereiht mit Dornheim, Biebesheim und Gernsheim. Gleiches gilt übrigens auch für die Bergstraße.
Nur in der region Trebur, will sagen Fiskalbezoirk der Pfalz Trebur, stimmt das wieder eigenartiger Weise nicht ganz. Ich schreib absichtlich nicht ganz, da man da auch andere Meinung sein könnte, aber erst mal abwarten…
Bischofsheim und Bauschheim könnte man noch dazu rechnen auch wenn zumindest Bauschheim, auch wenn das alte Bauscheim ein ganzen Stück neben der Römerstraße liegt. Unter Umständen könnte man nun die Wüstungen Mersheim und Prangenheim anführen, doch auch diese beiden Wüstungen liegen ein ganzes Stück abseits. Es gibt aber etwas anderes, etwas das fast unbekannt ist!
An der Römerstraße, quasi im leeren Gebiet, gibt es einen kleinen römischen Fundplatz. Möglicherweise eine Straßenstation, wie Frau Dr. von Freesen und Dr. Maurer bei ihrem Vortrag erläuterten. Hier befindet sich auch ein früher alamannischer Fundplatz. Eugen Schenkel fand hier unter anderem eine ganze Menge Perlen. Von einem frühen Zentralort war die Rede, der aber schon früh, wohl noch vor dem Eintreffen der Burgunden, wieder unterging (möglichwerweise für Trebur aufgegeben so von Freeden).
Ein alamannischer „Zentralort“ an einer Römerstraße der nicht mal bis zum Eintreffen der Franken überlebte? Ich denke die Diskutanten der letzten Tage wissen worauf ich hinaus will!
Ein Siedlungsplatz an der Römerstraße wird aufgegeben. Warum? Und die Straße? War sie bereits aufgegeben? Weist das nicht (mehr) siedeln an der Römerstraße auf ein bestimmtes Ereignis hin. Steht das ganze vielleicht in Zusammenhang mit Makrian und seinen Streitigkeiten mit den Römern?
Du meinst sicherlich den [Tralalala], der auch eine der wichtigsten Fundstellen für spätrömische
Drehscheibenkeramik im rechtsrheinischen Gebiet darstellt. Sofern die nahe Gerichtsstätte Haselberg nicht auch alamannischen Ursprungs wäre, würde das natürlich wunderbar passen.
Wie sieht es zu jener Zeit mit Gross-Gerau aus? Um die Mitte des 4. bis spätestens frühen 5. Jh. ließen sich am Westrand und im ehemaligen Vicus selbst auch wieder alamannische Siedler nieder und anscheinend wurde dort auch den Tierknochenresten nach, weiter ein Rindertypus nach römischem Standard gezüchtet. Ich hatte einmal gelesen, daß die Größe dieser Siedlung noch unbekannt sei. Manche Forscher vertreten den Standpunkt, daß die Endung -ach genauso alamannisch sei, so wäre mit dem anschließenden Berkach eine weitere Siedlungskontinuität gegeben.
Mir fällt gerade auf, daß mit der Grafschaft Bessungen, der Bellinger Mark (dieses recht weite Gebiet erstreckte sich über die Steinheimer, Auheimer und Bieber Mark und das 816 letztmals genannte Bellingen war davon anscheinend der Oberhof) und der Babinger Mark, dem Vorgänger der Babenhäuser Mark (Babingen könnte sich vor dem Burgbau und der Stadtgründung Babenhausens hinter Altdorf oder der östlichen Flur „Im alten Hof“ verbergen, viele wahrscheinlich alamannische Ortsgründungen eine weitere gewisse Bedeutung innehatten.
Erst mal sorry für das [Tralalala], ich vermeide es ganz gerne Fundplätze offen zu nennen, vorallem wenn hier Eugen Schenkel einem Tag mehr Lesefunde (Perlen) machte als eine ganze Grabungsession am Runden Berg hergab 😉 Aber genau den meine ich.
Trebur und Groß Gerau gelten meines Wissens im Kreis Groß-Gerau immer noch als die einzigen Plätze bei denen sich nach dem Rheinübergang noch immer Besiedlung durch Alamannen(?) nachweisen lässt. Wenn man nun von der Lage des Vicus nach Berkach schaut kann hier hauch einfach eine Siedlungsverlagerung stattgefunden haben. Ist ja quasi in Spukweite und der Landgraben verlandet ja gerade in diesen Zeiten.
Das Fragezeichen hinter den Alamannen hab ich übrigens gesetzt wegen des Zuordnungschaos der definierbaren Funde. Also Wiesbadener Pressblechfibel und den Kämmen mit halbrunder Griffplatte. Selbst die Keramik hat wohl in unsere Ecke Mischformen und ich als Keramikfeind bin da noch am vergleichen.
Bessungen gehört Jörg H. 😉
Entschuldige, daß hatte ich vermutet, da man aber im Internet, Büchern und Zeitungen schon genügend darüber findet, dachte ich mir…aber du hast vollkommen recht!