Frühe alamannische Funde aus Trebur
Langsam ernährt sich das Eichörnchen, heißt es glaube ich. So habe ich, bevor ich mir nächsten Monat Literatur über die völkerwanderungszeitlichen Grabfunde in Südhessen bestelle, mal nach dem „davor“ bzw. der frühen Völkerwanderugszeit umgesehen.
Es ist ja meist klar das ein Ort vor der Ersterwähnung bereits bestand, zumal ja 829 bereits eine Pfalz in Trebur stand. Und in diesem Zusammenhang darf ich sogar zwei Fundplätze verraten! Ja, wirklich. Aber ihr könnt damit nur wenig anfangen, es sei denn Ihr wollt die Hauptstraße in Trebur aufreißen!
So wurde ein Tulpenförmiger Glasbecher in Trebur gefunden, der seine Entsprechung in Frankfurt Praunheim findet. Nach Böhme „Grabfunde des 4. bis 5. Jahrhunderts zwischen unterer Elbe und Loire“ S.141, sind die schleifenartige Fadenauflage des Gefäßunterteils und der wulstige Rand Einzigartig, weisen aber eine Ähnlichkeit mit einem Fund aus Spontin (Belgien) auf, der um 400 oder das in das frühe 5. Jahrhundert datiert wird. Leider wird bei Böhme der Fundzusammenhang nicht erwähnt.
Denn die beiden Gräber die aus der Zeit stammen, haben in einer Auflistung aus „Germanen und Romanen in der Alamannia“ von Claudia Theune, keinerlei Glasbecher bei sich gehabt, wobei ich der Meinung bin irgendwo gelesen zu haben das das Frauenbegräbnis auch einen Glasbecher enthielt.
Das erste Grab fand sich in der Nauheimerstraße 3. Der Mann wurde mit Lanze, einer Terra Sigillata Schüssel, einem Knickwandgefäß und einem Vestlandkessel beigesetzt. Das Grab wurde auf die erste Hälfte des Vierten Jahrhunderts bis Beginn der zweiten Hälfte datiert
Das spätere Grab ist ein Frauengrab aus der Nauheimerstraße 8. Die Frau wurde in Südost-Nordwestrichtung beigestzt, das Grab enthielt zwei Armbrustfibeln , 2 Schnallen, 38 Perlen, ein Messer, ein Kamm und eine Terra Nigra Schale. Datierung : Zweite Hälfte 4. Jahrhundert bis zu den ersten Jahrzenten des 5. Jahrhunderts.
Es ist anzunehmen, das ein Großteil der Nauheimer Straße als Friedhof diente. Es wurde gelegentlich immer mal von Gräbern beim Straßenbau berichtet. Nur wenig wurde hier neu gebaut, so dass dies nicht zu verifizieren ist.
In „Germanen und Romanen in der Alamannia“ wird auch als erster römischer Münzfund für Trebur zwei Münzen des Tetricus, des letzten Kaisers des Gallischen Sonderreichs (bis 271-74) erwähnt, danach ist eine kleine Lücke an Münzen bis zur Tetrarchie. Leider wird nicht erwähnt wo sich die Münzen fanden. Ich gehe aber davon aus das es sich um die Münzen handelt die Eugen Schenkel und Georg Weinman vor dem Krieg am Schwarzbach fanden und die sich heute in Privatbesitz befinden.
Ab wann nun eine Besiedlung des Platzes „Trebur“ stattfand vermag ich nicht zu sagen , spätestens allerdings um 350. Die dazugehörige Siedlung lag , wie auch schon von Anderen beschrieben, an der erhöhten Stelle an der später die Pfalz stand. Auch ein frühere Siedlung ist denkbar und ein Hinweis könnten die Münzen sein, jedoch ist es auch möglich, dass diese, wie ich bei Führungen gerne erzähle, jemanden beim Treideln aus der Tasche gefallen sein könnten.
Könnten die Glasbecher nicht einfach auch erst aus fränkischer Zeit sein? Dann passt Spontin ins Bild und Praunheim ist wohl auch eher fränkisch.
Böhme schreibt von „sicheren Grabzusammenhängen des 4. Jahrhunderts“. Es können ja durchaus Exportwaren aus römischen Umfeld sein.
Okay, aber wenn die nicht direkt einem Grab zugeordnet sind bzw. der Fundzusammenhang unklar ist, wie kann er da so sicher sein?
Na, vielleicht sollten wir doch einfach die Hauptstraße in Trebur aufreißen und selbst nachsehen. Ich besorg das Werkzeug und Du stehst Schmiere. 😉 … Ob man da wohl Raubgrabung oder eher Verstoß gegen die StVO vorgeworfen bekäme? Wäre wohl ein völlig neuer Tatbestand, ich schlage Vandalgrabung als Begriff vor… 😉
Im Moment würdest du gelyncht werden. Die Treburer sind froh das die eine Straßensperrung vorbei ist!