Kaisertum im ersten Jahrtausend – Tagungsband
Noch bevor im August die Große Ausstellung „Otto der Große und das Römische Reich“ in Magdeburg beginnt , wurde bereits im November vergangenen Jahres der wissenschaftliche Begleitband veröffentlicht.
Im Vorfeld der Ausstellungsplanung kam es zu einer Tagung, deren Ergebnisse in dem Band „Kaisertum im ersten Jahrtausend“ auf 424 präsentiert werden sollen. Dieser Tagungsband liegt mir nun vor.
Ich spare mir irgendwelchen „Unboxing-Mist“ und komme gleich zum Band. Der liegt mir im Groß-Oktav-Format (etwas kleiner als A4, aber größer als A5) Hardcover vor mir. Mit mehr als einem Kilo Gewicht bringt es einiges auf die Waage.
Der Begriff Tagungsband ist etwas verwirrend, denn tatsächlich handelt es sich nicht um die Mitschrift einer Tagung wie ich sie etwa aus den „Mittelrheinischen Beiträgen zur Pfalzenforschung“ kenne , sondern um deren Ergebnisse bzw. Aufzätze die in deren Folge entstanden.
Der Titel „Kaisertum im ersten Jahrtausend“ beschreibt eigentlich den Inhalt, ist aber im Zusammenhang mit Otto dem Großen fast verwirrend, denn tatsächlich ist es nicht Otto und dessen Kaisertum, das im Mittelpunkt der Publikation steht, sondern der Titel des Kaiser selbst.
Angefangen mit Frank Bernstein (Uni-Frankfurt) der sich dem “ vermeintlichen Kaisertum des Augustus“ widmet, behandeln mehrere Beiträge römisches Kaisertum, dessen Recht und dessen Weltordnung um dann einen Blick auf die Perser zu werfen. Auf den ersten Blick mutete es verwirrend an, das man auch das Chinesische Kaisertum behandelt, ist aber letztendlich nur Konsequent wenn man das Kaisertum als solches und seine unterschiedlichen Ausformungen behandelt. Als nächster Abschnitte folgen Spätantike, byzantinisches Kaisertum im frühen Mittelalter und die „Universale Herrschaft aus muslimischer Perspektive im frühen und hohen Mittelalter“ von Wolfgang Drews um sich nun wieder dem kontinentalen Europa zu widmen.
Karl der Große, die „problematische Geschichte“ von Byzanz zum westlichen Kaisertum, „Imperiales Bauen im frühen Mittelalter“ und die „Herrschaftsrepäsentation im byzantinischen Kaisertum“ werden behandelt. Zwei Beiträge widmen sich dann im Anschluss der ottonischen Zeit, wobei Jenny Rahel Oesterle in „Eine neue Perspektive auf das ottonische Kaisertum?“ Ottonen und Fatimiden gegenüber stellt und Rudolf Schieffer Otto den Großen in „Otto Imperator – In der Mitte von 2000 Jahren Kaisertum“ in den Mittelpunkt stellt. Den Abschluss bildet als Mitherausgeber , wie schon als Einleitung Bernd Schneidmüllers „Altes Kaisertum als neue Fragestellungen , Stefan Weinfurter mit einer Zusammenfassung.
Vieles in diesem Band kennt man bereits wenn man sich thematische mit der Zeit der Karolinger und Ottonen befasst, etwa wenn Klaus Gereon Beuckers in seinem Abschnitt „Imperiales Bauen im frühen Mittelalter“ St. Denis, Aachen und den ottonischen Magdeburger Dom behandelt, bin ich durchaus versucht weiter zu blättern. Interessant ist der Band immer dann wen er ausgetretene Wege verlässt und den Blick schweifen lässt, wobei der Beitrag von Jenny Rahel Oesterle ( Juniorprofessur für die Geschichte des Mittelmeerraums im Mittelalter in Bochum) hervor zu heben ist.
Aber auch wenn einiges aus dem Band bereits bekannt ist, lohnt sich der Kauf trotzdem, denn er vereint in sich eine hervorragende Sammlungen zur Entstehung, Begrifflichkeit und Umfeld des Kaisertums , die aber wie so oft, nicht zuletzt durch seine weiterführende Quellen interessant ist.
Der Tagungsband „Kaisertum im ersten Jahrtausend“ mit 424 Seiten ist erschienen bei Schnell und Steiner, kostet zum Subskiptionspreis 29,90€ (bis 9.12.2012), enthält 11 Farb- und 91 Schwarz-Weiß-Abbildungen. ISBN 978-3-7954-2509-8
Offenlegung: Ich habe das Buch nicht als Rezensionsexemplar erhalten, sondern selbst gekauft. Falls Verlage auf die tolle Idee kommen sollten mir Rezensionsexemplare ähnlicher Bücher zuzusenden wäre ich darüber sehr erfreut!
Hier meine Besprechung dazu, Markus:
http://chronico.de/magazin/geschichtsszene/tausend-jahre-kaisertum/
ich habe mir erlaubt, auch ein wenig kritisch drauf zu schauen.
Viele Grüße, Isí