Das Problem mit Abbildungen
Oftmals liest man, dass jemand, ohne tiefer nach zu forschen, Abbildungen übernimmt. Also am Beispiel vom Messer letzter Woche, einfach das Messer nachbauen ohne sich mit dem Hintergrund zu beschäftigen. Dies kann mit unter zu großen Fehlern führen. Das möchte ich mal näher ausführen und nehme nochmal die Darstellung aus der Psychomachia des Prudentius.
Zunächst betrachtet man das Bild. Es zeigt auf der Linken einen fränkischen Krieger, wie er öfters dargestellt wird, mit dem morion-artigen Helm, Kürass, einem Schwert in der Rechten und einem saxsartigen Messer in der Linken. Ihm gegenüber steht, bis auf eine Art Lendenschurz, ein nackter Mann, der dem Karolinger mit einer Fackel vor dem Gesicht rumfuchtelt.
Nimmt man nur das Bild als solches, ohne es zu hinterfragen könnte man folgen Schlüsse ziehen:
1. Karolinger kämpften schon mal mit 2 Waffen gleichzeitig.
2. Sie kämpften gegen irgendwelche Wilden.
Versucht man nun wieder eine Ebene tiefer zu gehen, könnte man zu dem Wilden schließen, das vielleicht ein Gegner verunglimpft werden sollte , oder man tatsächlich irgendwohin gelangte wo es „Wilde“ gab.
Und wenn man vollkommen am Rad dreht könnte man rauslesen, Karolinger begingen Weltreisen, zu denen sie eine schwerbewaffnete, mit mehreren Schwerten kämpfende Eliteeinheit schickten und Skraelinge abschlachteten.
Da wir aber den Text kennen, wissen wir das es sich um eine Allegorie handelt, links die Tugend der Keuschheit, die durch ein Missverständnis ein Sax, statt eines Steines, in der Hand hält und die bedroht wird durch die schwefelige Fackel der Wollust, wobei die Wollust unkeusch und nackt dargestellt wird. Was in dieser Zeit auch nicht so ungewöhnlich ist (Siehe Stuttgarter Psalter, wobei hier später die primären Geschlechtsmerkmale weg gekratzt wurden). Hier mal drei andere Darstellungen des Themas. Aus dem 10., dem 12. und dem 15. Jahrhundert. Bei der ersten Wird der Stein in der Hand gehalten, bei der Zweiten ist keiner zu sehen und bei der Dritten ist die Tugend ganz im Stein eingehüllt, der sie schützt.
Es ist also von elemtarer Wichtigkeit nicht nur das Bild sondern auch seinen Kontext zu kennen.
Noch ein Beispiel mit dem ich mich immer mal beschäftigen wollte, es aber nicht so ganz geschafft habe. Es ist die David und Goliath Szene aus dem Stuttgarter Psalter. Zum einen gab es da mal einen Karolinger der sich selbst ein wenig als König David sah, was man im Hinterkopf behalten sollte: Karl der Große. Und dann ist da noch etwas, Goliath trägt Bart. Bart träger gibt es häufig im Stuttgarter Psalter. Propheten, Jesus und… …die Bösen oder die „Ausländer“.
Während der Bart bei Jesus und den Propheten zu typischen Ikonographie gehört scheint der normale Karolinger diesen nicht getragen zu haben, er scheint im Gegenteil ein Zeichen der Fremdartigkeit zu sein. Mann muss also überlegen was an diesem Goliath sonst noch unterscheiden könnte!
Mich erinnert dieser ausgeflippte „Merowingerhelm“
besonders daran:
http://www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/bilder/13985-1.jpg
http://www.melbar.de/Ruestungen/Helme/Helme/M2TW6208.jpg
Vielleicht haben mittelalterliche Tintenkleckser alte
Gladiatorenabbildungen abgekupfert (es gab davon ja Unmengen!),
irgendwann wurde das dann zum Selbstläufer und man hat es
als typisch antike/römische Helmform betrachtet.
Nachtrag: Man beachte auch den umwickelten Arm des Kämpfers
mit dem schrulligen Helm.
Das sieht mir ebenfalls verdammt nach Gladiator aus – und zwar nach Samnit.
Ist die Psychomachia nicht ein bisschen arg früh, um als karolingische Quelle durchzugehen?
Die Psychomachia des Prudentius (ca. 4. Jh.) also solches ist sicherlich zu früh. Das ist auch eines der Probleme auf das ich später noch mal zu sprechen kam in der Geschichte um den Helm. Hier nur Stichwort Kopie spätantiker Originale bis zum abrupten Ende während der Normanneneinfälle. Vielfach wird jedoch geschrieben das man die Situation den zeitlichen Gegebenheiten angepasst hätte. Und die Oben verwendete Psychomachia stammt aus karolingischer Zeit (hatte irgendwo über das Ding geschrieben) Im Notfall Mail an mich für die Quellen