Osten ist nicht gleich Osten
Kirchen erzählen Geschichten. Das Kirchenfenster ganze „Romane“ erzählen ist bekannt, aber auch sämtlicher Bauschmuck steckt oftmals voller Symbolik. So besaß der alte Magdeburger Dom zwölf Säulen antike Säulen, die heute im Chor stehem, Symbol für die Zwölf Apostel. Andere Kirchen besitzen im ganzen 365 Säulen, eine für jeden Tag des Jahres. Pfeiler, Simse und Fenster folgen oft einer komplexen Zahlenmystik.
Leider können wir bei der Laurentiuskirche keine Säulen oder Pfeiler mehr zählen. Wir können nur sagen das das Laurenziuspatronizium sie in die Zeit der Ottonen deutet, von ihrer ursprünglichen Weihe wissen wir nichts.
Hin und wieder ist es aber so das die gesamte Ausrichtung der Kirche etwas über ihre Weihe aussagt. Das Aachener Münster ist exakt geostet, ein Hinweis auf Maria. Der Stefansdom in Wien ist Besipielsweise um ca 35° von Ost nach Süd gedeht, was zur Folge hat das am 26. Dezember genau in einer Linie mit der Kirche aufgeht. Der 26. 12. ist der Tag des hl. Stephan!
Auch die Einhardsbasilika in Michelstadt beherrschte wohl das Spiel mit dem Licht. An der Apsis befinden sich 3 Okuli, jeder davon besitzt eine andere Ausformung der Laibung. Sie sollte das Licht zu einem bestimmten Zeitpunkt effektvoll an einen bestimmten Ort lenken.
Die Laurentiuskirche ist um 7° nach Süden gedreht. Dies würde auf ein Datum des 5. Oktober oder des 10.März hindeuten. Leider finden sich zu diesen Daten keine besonderen Heiligen, die auf eine typische frühmittelalterliche Weihe hindeuten würden. Der 5. Oktober ist aber auch das Datum der Weihe des Speyrer Doms, der Maria geweiht ist, aber er steht in einem vollkommen anderen Winkel da.
Interressant ist aber das ich 2 weitere Kirchen gefunden habe die genauso wir die Laurentiuskirche um 7° nach Süden gedreht sind! Zum einen die oben schon erwähnte Einhardsbasilika.Von ihr wissen wir das sich Einhard über eine Weihe erst gedanken Machte als die Kirche schon fast fertig gebaut war. Die zweite Kirche ist das Niedermünster in Regensburg, sie ist dem heiligen Erhard von Regensburg geweiht, der hier beigesetzt ist.
Und nebenbei findest Du in den Kirchen auch noch Bäckerbretzeln in Fassdenverzierung, Weinfässer in Fenstern, Metzgerbeile in Gittern und dergleichen mehr. Schließlich wollten die Sonsoren ausreichend gewürdigt werden. Manchesmal ist die Mytsik ganz profan 🙂
Moin !
Und zum Magdeburger Dom nach neuer Graberei zu ergänzen: Der ottonische Vorgängerbau besaß glasierte Dachziegel, einseitig in einem grünen Ton gehalten. Ganze Dachflächen wurden im nächsten Vorgängerbau als Fußbodenfliesen, die glasierte Fläche nach unten, wiederverwendet und gerieten nach Brand dieser Kirche beim jetzigen Dom in die Erde.
Da hat Ottili nicht gespart bei der Ausstattung
Dein Isí
Das ist interessant, schon in Derenburg haben die Ottonen Ziegel nach römischen Vorbild verwendet, während man bei den Karolingern zur Dachdeckung Bleiplatten verwandte.