Die Deutschen – Diskussionsrunde des ZDF Nachtstudios
Hier, wie gestern schon angekündigt, die humorvolle Diskussionsrunde des ZDF nachtstudios von 2008, nach der Austrahlung der ersten Folge. Ist vielleicht nichtr so interessant wie sich über die Doku selbst zu ärgen, sollte man aber gesehen haben.
Mein Dank geht an den Herren mit dem nordkoreanischen DVBT Receiver und dem DVD-Recorder der so freundlich war mir ne Kopie davon zu machen!
Endlich! Nach der großen Löschaktion der Öffentlich-Rechtlichen war diese unterhaltsame Runde ja lange verloren. Ob die das für die 2. Staffel auch machen (und nochmal reinfallen)?
Gruß Philipp
Glaube nicht. Knopp wird sich wohl bei Lanz feiern lassen oder so, aber kritisch wird da nichts kommen.
Das ist ja echt schräg. Ausgerechnet auf die Szene auf dem Lechfeld ist der ZDF-Fuzzi stolz. Die gehört zu dem peinlichsten, was ich je gesehen habe. Und dann meint er auch noch, dass es im Film nie etwas vergleichbares gegeben hätte. Dabei war die Dramaturgie klar bei Braveheart geklaut… nur mies inszeniert. Allein die in Großaufnahme scharrenden Hufe… was ich da gelacht habe… so gesehen gab es dann doch nix vergleichbares im Film.
Klasse ist aber die Stelle von wegen „warum hat man ausgerechnet bei Otto angefangen“. Antwort: weil man erst nach der Schlacht auf dem Lechfeld von einem Deutschland als Staat, Nation (!), Reich sprechen kann. Deutschland als Nation im Jahre 1000? Streng genommen war es nicht mal ein richtiger Staat. Dass die Frau von einem Geschichtsbild aus den 60ern spricht, ist noch reichlich untertrieben, das ist ein Geschichtsbild aus dem 19. Jahrhundert. Und wenn man vor einem Jahr die Schlacht auf den Lechfeld zum Beginn von „Deutschland“ erklärt hat, wieso fängt man dann jetzt beim alten Karl an? Sind die Deutschen seit letztem Jahr um 200 Jahre älter geworden? Womit startet die 3. Staffel? Arminius?
Aber am Ende werde ich wahrscheinlich doch einschalten. Das Ganze ist wie ein Autounfall. Man will es nicht, aber man kann einfach nicht wegsehen. Nach den Fotos ist vor allen die Karl Marx Folge ein heißer Favorit auf den am schlechtesten angeklebten Bart aller Zeiten… 😉
Vielleicht sollte der hr so was mal über Hessen machen. „Die Hessen – von Heinrich, das Kind von Brabant bis zu den Rodgau Monotones“ oder so ähnlich.
Der Moderator war ja in Anwesenheit seines Chefs, ganz schön auf der Schleimspur unterwegs.
Ein Hinterfragen der Umsetzung dieser Sendung, unterbindet er beinhart, stattdessen veranstaltet man wieder so ein pseudo-psychologisches Kaffeekränzchen, bei dem man den Charakter „der Deutschen“ zu ergründen versucht. Und natürlich darf auch der mehrmalige Hinweis auf den Nazi-Zirkus und sein Präludium im 19. Jh. nicht fehlen – man weiß schließlich, was sich gehört ^^
Dass der anwesende französische Historiker da mehrmals dazwischengefunkt hat, indem er beispielsweise darauf hinwies, dass auch in Frankreich im 19. eine starke Rückbesinnung aufs Mittelalter und die großen historischen Figuren stattfand, hat mich dann aber doch sehr amüsiert 🙂
Das „Making of“ zu die Deutschen hab ich auch, vielleicht lad ich das auch noch hoch, mal sehen.
An der Erwähnung der Nazis ist ja besonders heuchlerisch, dass da so getan wird, dass das ohne die vorher nicht ging, wenn man über deutsche Geschichte gesprochen (so? Hat das irgendein böser Zensor verhindert?). Das ist doch die pure Heuchelei bei einer Sendung, bei der Guido Knopp die Finger im Spiel gehabt hat, dessen Erfolg darin besteht, Adolf Hitler konsequent zum Darth Vader des Infotainment gemacht zu haben. Gerade er hat doch immer konsequent darauf verzichtet, auf die geschichtlichen Entwicklungen, die zum Nazi-Regime geführt haben, hinzuweisen.
Und der Moderator ist in der Tat ziemlich peinlich, wie er da krampfhaft (aber glücklicherweise erfolglos) versucht, die Historiker dazu zu bringen, die Serie supi zu finden. Und dann der Versuch sich gegen den Vergleich mit Barry Lyndon zu stemmen („der liegt ja schon Jahre zurück“ – ja genau, das ist es ja, Kubrick hat vor über 30 Jahre Geschichte schon um Klassen besser inszeniert als ihr! Ohne Computer zur Verfügung gehabt zu haben!)
Was mir aber tatsächlich zum ersten Mal im deutschen Fernsehen aufgefallen ist, dass da – wenn auch nur sehr kurz, das würgt der Moderator auch wieder erfolgreich ab – mal erwähnt wird, dass Luther konsequent verherrlicht wurde und das Bild von ihm nur wenig mit der historischen Figur gemein hat.
Luthers latenter Antisemitismus wird gerne in der Geschichtsschreibung totgeschwiegen. Auch das sich viele NS-Ideologen später auf ihn beriefen ist eher ein gerne vergessenes Thema.
Im „Making of“ gibt Knopp, wenn auch mit einem Augenzwinkern auf sich selbst an, an wie wichtig es doch ist zu erkennen das deutsche Geschichte nicht erst mit dem dritten Reich beginne… Wenn Knopp das sagt, wirkt es eher peinlich als selbstironisch oder gar selbskritisch.
Luthers Antisemitismus war nicht nur latent, sondern strukturell, der hat gefordert, Synagogen anzustecken und die Juden zu vertreiben, weil er sie für Werkzeuge des Satans hielt, die eigentlich an allem schuld sind. Und zur Hexenverfolgung hat er auch aufgerufen. Dass der Mann als Wendepunkt der Geschichte in Richtung Moderne interpretiert wird, ist absurd. Auch wenn seine Predigten gegen den Ablasshandel durchaus sympathisch sind, im Kern war der Mann Fundamentalist mit kruden Verschwörungstheorie als zentrales Weltbild.
Approps Luther: Ich empfehle hier gerne Dieter Fortes Theaterstück
„Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung“
Vor allen die Hörbuchfassung ist geradezu genial!
http://www.amazon.de/Martin-Luther-Thomas-Einf%C3%BChrung-Buchhaltung/dp/3898132579/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1289485101&sr=8-3
Gibst übrigens natürlich nicht nur bei Amazon, sondern auch bei anderen *hüstel* Quellen….