Mixa wiederruft – ein Kommentar
Bischof Mixa wiederruft seinen Rücktritt als Bischof von Augsburg und nutzt dazu altes kanonisches Recht wonach eine erzwungene Abdankung nicht gültig ist. Er erwägt rechtliche Schritte vor dem päpstlichen Appelationsgericht. Soweit die Meldungen von Gestern.
Mixa hat absolut nicht kapiert um was es eigentlich geht! Die Kirchen in Deutschland, sowohl römisch katholisch, als auch protestantisch, stecken in einer tiefen Kriese. War es bei den Protestanten „nur“ die Alkoholfahrt von Frau Käßmann, so sind es ungezählte und ungesühnte Mißbrauchsfälle an Kindern (und Menschen im Allgemeinen) innerhalb der röm.-kath. Kirche, eingebettet in ein Gespinst aus Lügen und Vertuschung. (was ich übrigens nicht als Problem des Zölibats ansehe, auch wenn ich es überholt finde, sondern als das Problem machtgeiler, konservativer Männer die in der Kirche die einzige Möglichkeit sehen ihre überkommenen, absolutistischen Allmachtsfantasien auszuleben)
Blicken wir zurück was im Fall Mixa passiert war: Am 31. März werden Vorwürfe gegen Mixa laut, er habe als Stadtpfarrer von Schrobenhausen in den 70ern und 80ern Kinder geschlagen. Das Bistum beteuert Mixa habe zu „keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt gegen Kinder oder Jugendliche angewendet“ , ebenso weist Mixa die Vorwürfe zurück.
Am 1.April erklärt Mixa erneut: „Ich versichere nochmals, dass ich zu keiner Zeit gegen Kinder und Jugendliche körperliche Gewalt in irgendeiner Form angewandt habe.“
16. April: Mixa erstaunt plötzlich mit der Aussage „Die ein oder andere Watschen kann ich nicht ausschließen.“, schwere körperliche Züchtigung schließt er aber aus. Am 21. Mai reicht Mixa sein Rücktrittsgesuch beim Papst ein.
Nach einem hin und her zwischen Bischofskonferenz und Mixa wird am 7.Mai bekannt das die Staatsanwaltschaft Vorermittlungen wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch gegen Mixa eingeleitet wurde, der sich jedoch nicht erhärtet. Am 8. Mai verliert er sein Bischofsamt, zieht aber am 12. Juni wieder in Bischofspalais.
Quelle: Spiegel (Bewusst habe ich die Vorwürfe über finanzielle Unregelmäßigkeiten ausser Acht gelassen)
Mixa wurde also vorgeworfen, Kinder in irgendeiner Weise geschlagen haben, er bestreitet es, gibt aber später zu möglicherweise Watschn verteilt zu haben. Clever, das ist kein Geständnis, aber er sagt auch das dies vollkommen normal gewesen sein soll.
Aha! Vollkommen normal? In Deutschland wurde die Züchtigung 1973 abgeschafft, auch wenn das bayrische Oberste Landesgericht 1979 sehr krud urteilte, dass „im Gebiet des Freistaates Bayern … ein gewohnheitsrechtliches Züchtigungsrecht“ bestehe, es aber dann doch 1980 abschaftt (Quelle: Wiki). Ob das was über Bayern aussagt muss jeder selbst entscheiden. Schlimmer ist aber, das ein verdammt hoher Seelsorger einer Religion die sich Nächstenliebe ans Kreuz genagelt hat und damit Vorbild einer gewaltfreien Lebensweise sein sollte, es scheinbar als völlig normal erachtet Watschn zu verteilen, weils halt in Bayern so Brauch ist. Dies ist das Verhalten eines Gutsherrn um 1900 nicht aber die eines Seelsorgers von 1970/80 oder sonst wann!
Gehe ich etwa los und erschieß ein paar Chinesen, nur weil das in China so Brauch zu sein scheint? Mit Sicherheit nicht! Und das obwohl ich katholisch bin!
Mixa stellt sich als Opfer einer Verschwörung der Deutschen Bischofskonferenz dar, die ihm dem Rücktritt aufgezwungen habe. Den einzigen Vorwurf den sich die Deutsche Bischofskonferenz in diesem Fall gefallen lassen muss ist nicht schon früher durchgegriffen zu haben. Mixa hat mit seinen „Quasilügen“ dem „Großkonzern Kirche“ geschadet, die Glaubwürdigkeit und Bemühungen zur Aufklärung von Missbrauchsfällen unterwandert und genauso wie in Großkonzernen üblich wurde ihm ein Rücktritt nahegelegt, genaus wie in Großkonzernen üblich bekam er dafür ein Kündigungsschreiben, das ihn ,aber auch die Konzernführung entlastet. Mixa hatte schon zu lange der als verhältnismäßig liberal geltenden Bischofskonferenz mit konservativen Ansichten auf der Nase herumgetanzt.
Mixa hätte Zollitschs Olivenzweig annehmen und sich ein Seminar oder Stift zurückziehen sollen, stattdessen wird nachgetreten und die Wohnung im Palais wieder in Besitz genommen . Derweil fäng an die Bischofskonferenz wie kleine Kinder auf dem Spielplatz, denen man das Förmchen weggenommen hat wieder nachzutreten und wir mit „Wir wünschen Bischof emeritus Mixa weiter gute Genesung, sein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik war ein wichtiger erster Schritt dazu“ zitiert. Mixa will beim CEO Papst vorzusprechen. Ich habe eine klare Vorstellung davon wie das ablaufen sollte:
Mixa: Hier steh ich nun und kann nicht anders!
Papst: Hier sitz ich nun und ich kann noch ganz anders!
Leider wird das nur ein Wunschgedanke bleiben, denn beide sind vom gleichen Schlag. Aber der Gedanke was mit abtrünnigen Bischöfen im Mittelalter passierte treibt mir ein breites Grinsen auf die Lippen und ich sehe vor meinem inneren Auge dieTruppen der Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier mit Unterstützung des des Abtes von Lorsch und seinen Truppen gegen die Mauern von Augsburg ziehen und vor diesen verkünden sie dann:
Heinrich Robert, nicht durch Anmaßung, sondern durch Gottes gerechte Anordnung König Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, an Hildebrand Walter, nicht mehr den Papst Bischof, sondern den falschen Mönch. […] So steige du denn, der du durch diesen Fluch und das Urteil aller unserer Bischöfe und unser eigenes verdammt bist, herab, verlasse den apostolischen bischöflichen Stuhl, den du dir angemaßt hast. […] Ich, Heinrich Robert, durch die Gnade Gottes König Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sage dir zusammen mit allen meinen Bischöfen: Steige herab, steige herab!
Anmerkung: Ich bin zwar katholisch, war Ministrant, war mal auf einem Katholikentag und habe mal was hier in der Jugendbetreuung gemacht, kann mich aber nicht mit dem Verein identifizieren, denn auch unser Pfarrer hat Watschen verteilt und fand das selbstverständlich, bezeichnete die Beatles als „kranke Negermusik“ und musste erst von damaligen Bischof Lehmann zur Aufnahme von Ministrantinen gezwungen werden und ich bin nur noch nicht aus diesem Verein ausgetreten weil man mich dazu vom Passamt zum Amtsgericht zur Friedhofsverwaltung zu… jagte weil keiner bescheid wusste (60km Fahrerei!). Wärend dem Schreiben wurde diese Musik gehört, weil Ratzinger! Passt ja!
Ich als Augsburgerin schäme mich für diesen Mann. Warum kann er nicht in Würde abtreten, dieses ganze Trara jetzt macht nur nochmal eindeutig klar, dass er mehr denn je weg muss! http://www.buergerforum-augsburg.de
Ich bin selbst eine Zeit lang in eine katholische Privatschule gegangen, die von den Schwestern geführt wurde – das war Anfang der 90er-Jahre.
Nur so viel dazu: Eltern haben sich fast darum geprügelt, ihre Kinder in diese Schule zu bekommen, egal ob sie selbst evangelisch, atheistisch oder moslemisch waren. Den happigen Obolus der monatlich fällig wurde, nahm man gerne in Kauf.
Nur warum war das so? Weil alle kirchlichen Einrichtungen, so könnte man zumindest meinen, wenn man die Medienberichterstattung verfolgt, mit latent Perversen und Sexualstraftätern durchsetzt sind?
Kaum.
In Wirklichkeit deshalb, weil diese Klosterschwestern teilweise zwar streng, andererseits aber auch unglaublich engagiert waren und den Kindern deutlich mehr beibrachten, als in staatlichen Schulen.
Das ging sogar soweit, das Schüler die aus dieser Schule kamen und mindestens 2.0 Notendurchschnitt hatten, auf weiterführenden Schulen der Umgebung als einzige von der Pflicht einer Aufnahmeprüfung entbunden waren.
Ich sehe meine Zeit in einer kirchlichen Bildungsanstalt deshalb sehr positiv. Ich war damals teils ein ziemlich schlimmer Bengel, die „bösen“ Nonnen haben in meinem Fall aber Nächstenliebe und Vergebung praktiziert – und das fast im Übermaß.
Das möchte ich den Einzelmeinungen gegenüberstellen, die negative Erfahrungen hatten und teilweise so tun, als wäre das der übliche Zustand.
Dass die aufgekommenen Fälle von Gewalt und Missbrauch nur ein Problem katholischer Bildungseinrichtungen sei, ist nachweislich falsch.
Es gibt mittlerweile etliche Fälle, die sich zum Teil in Einrichtungen abspielten, die man höflich formuliert, als antiklerikal bezeichnen kann.
Hier halten sich die Medien mit Pauschalurteilen aber zurück.
Und ich behaupte, das liegt daran, dass undifferenziertes Katholikenkloppen (bildlich gesprochen) dem Zeitgeist entsprechend, als Zeichen besonderer Intelligenz und Weltoffenheit gilt.
Nichts gegen gerechtfertigte Kritik, z.B. wie hier gegen den Lügenbold Mixa.
Nur in 9 von 10 Fällen, gleitet Kritik mittlerweile in wilde, fanatische Raserei ab, die der Inquisition des Mittelalters in nichts nachsteht. Journalisten gerieren sich als Richter und plustern sich als meinungsbestimmende Volkspädagogen auf, die dem dummen, katholischen Volk vorführen wollen, wie verkommen und dämlich ihr Glaube doch letztendlich ist.
Meine Ohren schalten aus diesem Grund bei der Thematik meist auf Durchzug.
Mich widert es nur noch an, wie eine politisch Korrekte Tugendkaste versucht die Opfer zu instrumentalisieren, um ihr Ziel, die verhasste katholische Kirche von der Erde zu tilgen, in die Tat umzusetzen.
Ich bin übrigens starker Agnostiker.
Hm. Hm.
Schwieriges Thema.
Womit Mixa sicher recht hat: er war Bauernopfer. Daß ich ihn liebend gerne gehen sehe und daß es mehr als genug Gründe gibt, warum sein Rücktritt gerechtfertigt und notwendig war, bleibt davon unberührt. Ein Verhalten wie seines ist für einen Bischof untragbar.
Aber gehen mußte er in erster Linie, damit „etwas getan“ wurde. Und damit man nicht wirklich mal an den eigentlichen Problemen der Amtskirche kratzen muß. Und ja, dazu gehört der Zölibat.
Ich hatte den großen Vorzug, in meiner Zeit in der katholischen Pfarrjugend einen sehr jungen, sehr engagierten und unheimlich aufgeschlossenen Pfarrer zu haben, der meiner Empfindung nach ganz den Geist des zweiten Vatikanischen Konzils atmete. Das war ein junger Kerl voller Leben. Und ich habe auch gesehen, was der Betrieb der Amtskirche in den nächsten fünfzehn Jahren aus ihm gemacht hat: einen schwer übergewichtigen, depressiven, nikotinsüchtigen Mann mit immer wiederkehrenden Alkoholproblemen.
Mixa ist bestenfalls ein Symptom. Nicht das Problem.
Mich berührten die Äußerungen des Herrn Mixa sehr. Als Bischof muss man sich seiner Rolle bewusst sein und im Sinne der Vernunft handeln. Den Rücktritt nicht zu wagen, das ist doch wie eine Ohrfeige für die Opfer!