Die Curtis Trebur…
…und Punkte in der Selben die mich intressieren und/oder von denen ich gerne mehr erfahren möchte
Zuerst möchte ich Michael Gockel, der in Dt. Königspfalzen Band III, „Die Bedeutung Treburs als Pfalzort“ in den Fußnoten auf kurz auf die Curtis eingeht:
„Nach den Ergebnissen einer im März 1977 zusammen mit Dr. Willi Görich (Marburg) durchgeführten und im August des gleichen Jahres im größeren Kreis wiederholten Ortsbegehung dürfte der engere Hofbereich die Form einer Doppelrechteck-Curtis von etwa 220 x 100m west-östlicher Erstreckung aufgewiesen haben, die im Süden vom Steilabfall zum Schwarzbach hin begrenzt war. Die Südwestecke wird von der im Gelände deutlich sichtbaren, offensichtlich künstlichen Geländestufe markiert, die im modernen Katasterplan 1:2000 nördlich der „Tuchbleiche“ zwischen Grundstücksnummer 37 (21) und 38 eingezeichnet ist. Nach Norden hin ist es die ist die 1277 erstmals genannte, an der Stelle des späteren Lehrerhauses gelegene Marienkapelle (Katasterplan Nr. 25, gl. S.94 Anm. 60) eben noch miteinzubeziehen, während sich die östliche Begrenzung etwa auf halben Weg zwischnen Kirche und dem „Burggraben“ abzeichnet“
Das ganze sieht auf einer Karte eingezeichnet etwa so aus:
Nun möchte ich auf die markierten Punkte eingehen, zuerst aber die von mir beobachteten Höhenunterschiede: der höchste Punkt wird von der Laurentiuskirche mit ihrer Umfassung gebildet, danach folgt die Fläche nördlich davon, die einwenig niedriger ist, jedoch im Garten der ehemaligen Marienkapelle die selbe Höhe wie die Laurentiuskirche einnimmt. Danach folgt in der Rangliste der Bereich zwischen Marienkapelle und Großem Haus. Nach Süden neigt sich das Gelände richtung Bachlauf, nach Westen richrung Groß Gerauer Straße
- Die Laurentiuskirche, ehemalige Pfalzkapelle, urprünglich eine 3-schiffige karolingische Basilika mit halbrunder Apsis, im 18 Jh. umgebaut zur barocken Predigtkirche. Ich hab ja schon mehrfach darüber geschrieben…
- 60m nördlich der Laurentiuskirche Die ehemalige Marienkapelle, mögliche ältere Pfalzkapelle, mögliche Privatkapelle, mögliche Aula… etc. Der ursprünglich karolingische einschiffige Bau wird 1596 abgerissen, nach dem er bereits ruinös geworde u. a. dem Bierbrauer als Lager diente, darauf entsteht die Knabenschule, die 1839 wieder neu Aufgebaut wird, um 1908 zur Lehrerwohnung und heute zum Privathaus zu werden. In der Straße ist heute der Bogen der Apsis sichtbar gemacht und im Fundament der Fundamentgurtbogen des Triumphbogens zu erkennen.
- Der Fachwerkbau der Mädchenschule, erbaut 1725. Der Bau wurde von mir eigentlich immer vernachlässig, bis ich kürzlich erkannte das er an dem Punkt steht der die Distanz zwischen Marienkapelle und Laurentiuskirche im „Goldenen Schnitt“ teilt. Natürlich könnte dies ein Zufall sein, aber auf jedenfall sollte man ein Auge drauf haben.
- Das „große Haus“, ein ehemaliger Adelshof, der zum Besitzt von St.Alban in Mainz gehörte. Der heutige Bau stammt von 1720, der Keller und die massiven Grundmauern jedoch aus dem Mittelalter. Von der Fachliteratur wird der durchaus interessante Bau übergangen, was mich jedoch nicht daran hindert ihn zu erwähnen. Bis weilen wird spekuliert, das er zum ursprünglichen Bestand der Pfalz gehört. Wobei ich die Form der Grundfläche nicht als karolingisch erkennen kann. Einen karolingischen Turm, wie etwa der Granusturm in Aachen oder der Römerturm in Regensburg schließe ich aus. Zum einen sind die beiden Türme quadratisch, zum Anderen wurde Trebur nie als Castrum bezeichnet, wie etwa das in einem ehemaligen spätrömischen Kastell entstandene Regensburg, das im Übrigen auch nur Herzogspfalz der Agilofingerbis 788 war. Gedanklich tendiere ich bei dem Bau eher zu einem hochmittelalterlichen Wohnturm, was ein Bezug zur Pfalz Trebur nicht zwingend ausschliest. Während der Zeit der Salier beginnt die Bildung von Städten. Adlige und Ministeriale, aber auch reiche Patrizier die sich in Städten niederlassen und über die nötigen Finanzen verfügen, wählen oftmals diese Form des Steinbaus, verbindet sie doch den Komfort eines palasartigen Baus mit den verteidigungsmöglichkeiten eines Wehrturms, denn der Zugang zu diesen Bauten erfolgte über eine Leiter ins obere Stockwerk. Bekannte Beispiele solcher Bauten finden sich in Trier (Frankenturm, Turm Jerusalem, Dreikönigenhaus), Mainz (Haus zum Stein) und anderen Orten.
- Schnurgerade nördliche Seite der Curtis. Das Auffällige daran ist die direkte Bebauung auf der Kante, denn oft sind die Ränder von heute überbauten Pfalzen durch sie umführende Straßen noch kenntlich oder durch Gräben die heute oftmals Grünflächen sind oder jedoch gar nicht mehr kenntlich. Eine Solche markante Kante-an-Kante-Bebauung ist mir jedoch nur bekannt, wenn beispielsweise direkt an eine Stadtmauer gebaut wird oder eben an und auf vorhanden Gebäuderesten. Sollte das hier der Fall sein , dann sollte es keine karolingische Bebauung sein, denn zu karolingischer Zeit erfolgte eigentlich (siehe Marienkapelle) keine Randbebauung, wohl aus Schutzgründen. Dagegen tritt das zu spätottonischer/salischer Zeit um so häufiger auf, als sich langsam Bischofspfalzen bilden und die Pfalz den Scheideweg zwischen Representation und Wehrhaftigkeit geht (siehe Goslar und Harzburg). Wenn also hier eine Randbebauung zu Zeiten der Pfalz erfolgt sein sollte, dann frühstens zu ottonischer Zeit.
- Und wieder eine gerade Linie in der Bebauung. Hervorgerufen worden könnte diese sein durch die dort auftretende Geländestufe die „auf halben Weg zwischen Kirche und Burggraben(auf der Karte nicht mehr sichbar)“ auftritt und die man heute noch sieht wenn in die dortigen Höfe blickt. Das eigentlich Auffällige ist jedoch, das die Distanz von der Nordecke der Kirche zur Bebauungslinie, die Hälfte des Abstands zwischen Nordecke der Kirche und Südecke (Westseite) der Marienkappelle beträgt.
- Und zuletzt die Tuchbleiche, das Gelände ist heute durch den Schwarzbachdamm vom Bachlauf getrennt, früher jedoch stand die Tuchbleiche regelmäßig unter Wasser. Es besteht die Möglichkeit das dort der Ort einer heute verlandeteten Schiffslande/Anlegestelle bestand, war doch der Schiffsweg im Gegensatz zum Landweg eine wesentlich komfortablere Möglichkeit der Anreise und noch heute zeugt der Name Fischergasse und früher stattgefundene Bootsprozessionen von einer regen Nutzung des Wasserweges und seiner nahen Verbindung zum Rhein.
Alles was ich hier schreibe sind reine Vermutungen, bzw Beobachtungen die ich gemacht habe und die ich mit der Zeit weiterverfolgen will, egal welches Ergenbis herauskommt.
So und jetzt geh ich ins Bett ohne noch mal korrektur zu lesen, weil ich einfach zu müde bin 😉
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…
Großartig! Und deprimierend. Ich habe den Artikel von Google News vorgesetzt bekommen, und er war völlig in style. Vom letzten…