Zeller und die Synode von 895
Der Breslauer Architekt und preußische Denkmalpfleger Prof. Dr.-Ing. Adolf Zeller (+1945) war ein umtriebiger Mensch. Zeller befasste sich mit Quedlinburg, grub in Ingelheim, sanierte Kirchen kaputt und war, das muss man ihm zugute halten, der einzige der seinem Freund Diefenbach in der Theorie der Laurentiuskirche als aula regia wiedersprach.
Zeller publizierte auch einmal selbst zu Trebur. 1939 veröffentlichte er bei de Gruyter im vierten Heft der Reihe „Forschungen an karolingischen Bauten im Rheingau und in Rheinhessen“ „Alt-Frankfurt und Tribur“. Das Ding ist ein Klassiker, wenns darum geht was man nicht machen sollte 😉
Zeller befasst sich in diesem Heft ausschließlich mit der Synode von Tribur unter Arnulf von Kärnten 895.
Nach der Einleitung zitiert Zeller das überlieferte Prozedere zur Eröffnung der Synode (hier) und stößt sich am verwendeten Begriff palatium. Zeller schreibt:
Denn es fällt besonders auf, dass nur in dieser Darstellung ein palatium in Tribur erwähnt wird, während es in den vorhergehenden Urkunden immer heißt: in villa regia Triburias (Triburi oder Tribure)
Dies ist schlichtweg falsch! Bereits in der ersten erhaltenen Urkunde von 829 (Regest 872) ist die Rede von „Triburim pal. r.“ also Palatium regia Tribur. Das wiederholt sich auch in Regest 1502 und generell allen Urkunden die durch Fuldaer Mönche geschrieben werde.
Es folgt die Erklärung des Wortes palatium, eine Diskussion, die bis heute anhält (hatte das hier mal erklärt) und Zeller kommt zum Schluss, dass er nicht weiß ob es einen repräsentativen Steinbau für den König oder einen Thron in Trebur gab. Eine Sache gegen die ich so erst mal keine Einwände habe (Ich hab zwar inzwischen einer andere Meinung aber das erklär ich ein andermal)
Zeller nimmt sich nun vor das Prozedere etwas näher in Augenschein zu nehmen. Er vergleicht daher das Zeremoniell der Synode von Trebur mit einer in Frankfurt stattgefundenen Regionalsynode unter Konrad II im Jahr 1027. (23.-24. September, Regest 112d). Ich darf erinnern: Arnulf= Karolinger, Konrad II.= Salier und dazwischen 132 Jahre! Es ist in etwa so, als würde man die Vereidigung des Reichskanzlers Otto von Bismarck 1871 mit der Vereidigung Angela Merkels vergleichen.
Nun ja. Auf Grund der Beschreibungen von 1027 ist er der Meinung einen Sitzplan der Synode von Trebur erstellen zu können und darüber nun wieder Rückschlüsse auf die Architektur der Laurentiuskirche machen zu können. Er hatte scheinbar keine Einsicht in die Grabungspläne seine Freundes Diefenbach von 1934 zum Einen, und zum Anderen war ihm schon, allerdings unbewusst, ein Fehler bei der zeichnerischen Darstellung Frankfurts unterlaufen. Zu Zellers Zeit ging man davon aus das die Salvatorbasilika in Frankfurt noch ihre halbrunde Apsis besaß, die direkt ans Querhaus Anschloß, inzwischen weiß man aber das es sich zu diesem Zeitpunkt sehr wahrscheinlich , um einen um ein Präsbyteriumsjoch erweiterten Chor handelte. Diesen gesteht er aber Trebur zu, da er der Meinung ist, der Platz habe sonst nicht ausgereicht. Hier Zellers Zeichnung dazu:
Allein der Glaube beide Synoden miteinander vergleichen zu können und daraus Rückschlüsse auf die Architektur ziehen zu können entbehrt jeder Grundlage. Das sie falsch ist ist, ist ohnehin klar. Dennoch trug Zeller damit zu den Mythen bei, die immer noch in Trebur kursieren. Eine Kopie diese Bildes befindet sich im Übrigen in der Sakristei der Laurentiuskirche…
2 Antworten
[…] oder “Trebur” im Namen hatte. Da waren dann so Blüten darunter wie Zellers “Alt-Frankfurt und Tribur” und Diefenbachs Chaos-Bericht über die Laurentiuskirche von 1934. Es folgten Kiesows […]
[…] Da hatte ich schon immer überlegt ob man nicht eine Infotafel daneben hängt um die Fehler aufzuklären. Nun ja, ich komm also Donnerstag und mich trifft der Schlag! Da hat irgendein Held die Tafel mit den Schwachsinn den Zellers 1939 veröffentlichte aufgehängt! (über die Sache mit Zeller hier) […]