Der Weg zur ottonisch-salischen Pfalz Tribur – Teil 1 – eine Weiheinschrift
Hier und hier schrieb ich bereits über eine bei Gregori und Winckelmann notierte Weiheinschrift, die sich in der Laurentiuskirche befunden haben sollte. Durch Zufall sah ich nochmal bei Inschriften.net etwas zur Glocke der Marienkapelle nach und entdeckte das auch hier über die Inschrift geschrieben wird.
Hier noch einmal der Text wie er bei Inschriften.net notiert ist:
[. . .] vi idus ianuarii d. acio eclesie [. . .] reliqua [. . .] Jamberti [. . .] tede cingulo ipsius e ss. vi. ti.[. . .] martir[. . .]
Die im Original verwendeten Semikolon werden als Fehlstellen interpretiert. Wirklich interessant ist nun die Verwendung von „tede cingulo„, denn normalerweise sollte hier „et de cingulo“ stehe. Also „und der Gürtel“
Dies geschehe nur bei der Verlesung einer ET-Ligatur. Bei Ligaturen sind die Buchstaben zusammengezogen. Unser &-Zeichen entstand auch aus einem „et“ ist ebenfalls eine Ligatur. Bekannt ist hier zum Beispiel auch noch das Æ wie im Namen des englischen Königs Æthelstan, dem Vater von Otto I. erster Frau Egditha, die man auch Ædgyth schreiben kann. Aber diese spezielle Ligatur bei ET gibt es wiederum nur in der Majuskel und zwar der romanischen Majuskel. Die Karolinger kannte diese Ligatur nicht und auch in der Gotik wird sie nicht mehr verwendet. Eine solche ET-Ligatur gibt es bei dem Willigis-Stein aus Eltville der auf die Zeit zwischen 975 und 1011 datiert wird und zu Lebzeiten Erzbischof Willigis entstand. ( Abbildung hier in der oberen Zeile, mittig findet sich eine ET Ligatur ) Inschriften.Net kommt daher zum Schluß das die Inschrift am Wahrscheinlichsten zwischen dem 11. und dem Ende des 12. Jahrhunderts entstand.
Inschriften.net zeigt sich zwischen den Zeilen ein bisschen verwirrt , da man Kiesows Datierung der Kirche als karolingisch folgt.1 Da ich aber von einem Totalumbau im frühen 11. Jahrhundert ausgehe, passt das Ganze sehr deutlich und untermauert diese These sogar noch.
Gleichzeitig kann man sich nun ein Bild machenwie diese Inschrift aussah. Vielleicht ähnlich wie die oben verlinkte Willigis Inschrift oder wie in Bamberg, denn die hat sich noch eine erhalten. Und ich hatte sie mal im Rahmen der Pfalz Bamberg erwähnt. (Hier noch der Link von damals) Und dem Bild der Weiheinschrift sieht man übrigens mehre Ligaturen.
Ab wer ist denn nun der Jampert/Lamperti. Welcher Lampert könnte gemeint sein?
Zunächst einmal da Lambert von Lüttich/ von Maastricht. (+705). Er wurde in Lüttich erschlagen weil er die Immunitätsrechte der Kirche verteidigte. Bereits 714 wird eine „Basilika des hl. Martyrers Lambert“ erwähnt. Ab 779 wird Lambert in Lorsch verehrt, im 9 und 10. Jahrundert gibt es zahlreiche Kirchenneugründungen , aber dann wirds etwas stiller, zumindest in unserem Raum. Im Rheinland dagegen wird er dauerhaft verehrt.
Die andere alternative wäre Lantpert/Lambert von Freising (+957). Interessanterweise verbindet ihn etwas mit der Laurentiusgeschichte, denn Lantpert war Zeitgenosse hl. Ulrichs von Augsburg und getreuer Ottos I. Wie Ulrich auch war er in den Ungarnkonflikten involviert. Er soll den Freisinger Dom durch Gebet in Nebel gehüllt und somit vor den Ungarn geschützt haben. Den Rest kennen man ja: Am Tag des hl. Laurentius 955 wurden die Ungarn auf dem Lechfeld geschlagen. Otto verspricht Laurentiuskirchen zu bauen und ein Bistum zu errichten, kommt aber nicht wirklich in Pötte, was dann aber 50 Jahre später Heinrich II. erledigen wird. Und ab da geht auch die Lantpert Verehrung los.
Link zur Seite von Inschriften.net
PS: hat Kiesow gar nicht selbst geschrieben sondern nur nur editiert was seine Studenten schrieben und die Ursprungsarbeit steht hinter mir im Regal und erzeugt nacktes Grauen, weshalb ich nicht drüber schreibe um nicht dem/der Autor/in zu Nahe zu treten, auch wenn ich von der Person nie wieder was gehört habe! ↩
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…
Großartig! Und deprimierend. Ich habe den Artikel von Google News vorgesetzt bekommen, und er war völlig in style. Vom letzten…