Zusammenfassende Informationen zum Magdalenenhochwassers und weitere Gedanken
Bei dem Vortrag von Rainer Schreg hätte ich bei der Erwähnung das das Magdalenenhochwasser auch, nun nachweislich, den Neckar heimsuchte, am liebsten „Strike“ gerufen.Es standen ja einige Zweifel im Raum ob das Hochwasser auch den Neckar heimgesucht hätte, der dann bei Heidelberg in den Rhein geflossen wäre und sich dann noch bei Mainz mit dem Main vereint hätte. (siehe Kommentare zu dem Artikel „Als die Dämme brachen“ und „Das Magdalenenhochwasser in Trebur„. Nach Rainer Schreg gibt aus Esslingen Akten über einen Rechtsstreit in Folge eines Hangabrutsches1. Dieser deutet auf extremen Regenschauer hin und lässt den Zusammenhang mit dem Magdalenenhochwasser zu. Hinzu kommen einige Dokument, die ich nicht verifizieren konnte. So schrieb der Heidelberger Geologe Achim Schulte in einem Text für die Rhein Neckar Zeit von 2001 er habe in Kirchenbüchern von Mauer und Meckersheim die Erwähnung des Magdalenenhochwassers für den Neckar gefunden. Dies soll auch in den Heidelberger Geographischen Arbeiten Heft 100 publiziert sein.
Weiterhin fand ich, schon vor geraumer Zeit, in einigen online Verfügbaren Tageszeitungen Berichte über Überflutungen in Neckartälern2 im Zusammenhang mit der Magdalenenflut. Auch hier war mir eine Verifizierung nicht möglich.
Ein weiterer Gedanke den Neckar betreffen sind die Zuflüsse von Jagst und Kocher in den Neckar bei Bad Friedrichshall. Beide Flüsse beziehen ihr Wasser aus einem Gebiet das Nachweislich von dem Tiefdruckgebiet das das Magdalenenhochwasser überquert wurde und den starken Regenfällen ausgesetzt war.
Weitere Informationen finden wir auf auf S.101 des unter CC stehenden Buches „Schauplätze und Themen der Umweltgeschichte“ der Uni Göttingen.3 Dort findet sich eine Karte mit der Quellenagabe ( Bork H-R (2006) Landschaften der Erde unter dem Einfluss des Menschen, S. 120.) in der vom Magdalenenhochwasser betroffene Orte verzeichnet sind. Und neben dem von Rainer Schreg behandelten Esslingen findet sich dort auch ein Punkt am Rhein. Irgendwo zwischen Straßburg und Karlsruhe. Den Ort zu finden gelang mir bisher nicht , da ich weder das Buch besitze und die systematische Suche nach dem Ort der Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleicht.
Hinzu kommen aber auch brandneue Informationen. Bei einem Gespräch mit einem ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger nach dem Vortrag, wurde mir erzählt er habe eine eigenartige Fundstelle im Ried entdeckt, die möglicherweise auf ein Hochwasser hinweise, da die Funde sich nach Gewicht über eine weite Strecke verteilen, gerade so als seinen sich fortgeschwemmt worden.
Zu nicht oder wenig vorhanden Informationen im Neckarraum und südlichen Rheinverlauf
Auf den ersten Blick mag es verwundern , wenn aus dem Neckargebiet, bzw. aus dem südlichen Rheinverlauf keine, oder nur wenige Meldungen über Hochwasser vorhanden sind.
Geht man jedoch davon aus das das Hochwasser hier in regulären Bahnen verlief, also kein Extrem erreichte, so verwundert dies nicht. Die Notwendigkeit für die Aufzeichnung für ein reguläres Hochwasser bestand einfach nicht. Zudem kommt hinzu das selbst vom Main nur Aufzeichnungen aus 4 Orten gibt, was aber nicht bedeutet, das die Mönche in Seligenstadt vom Mainhochwasser veschont geblieben wären.
Erweiternd finden sich die Hinweise auf Hochwasser und ähnliches, wie auch in Esslingen, oftmals nur versteckt. Zwar wurde die letzte Rheinverlagerung bei Oppenheim auch beschrieben, aber auch hier finden sich beispielsweise die Beschreibungen in Prozessakten um die Untergegangenen Wiesen4
Ein schönes Beispiel ist auch ein Hochwasser das für 886 vermutete wird, über das wir aber nur wenig wissen. Jedoch wurden im Lorscher Codex die Orte Edigheim und Oppau dem Lodbengau (Region Ladenburg) zugeordnet, lagen daher rechtsrheinisch. 888 dagegen gehören die Orte plötzlich zum Wormsgau und sind damit linksrheinisch. Der Rhein hatte in Folge seines Hochwassers den Lauf verändert. Der Verlauf des alten Rheins ist auf Satellitenbildern gut zu erkennen.
Was wissen wir denn nun über das Hochwasser und seinen Ablauf?
Wir wissen etwa das die Flutwelle des Mains am 21. Juli den Rhein erreichte , Der Höchststand verblieb in Frankfurt wohl für drei bis vier Tage. , Um den 24./25. herum erreichte die Scheitelwelle die Niederlande.5
In Limburg ist das Flutereignis für den 25. Juli datiert, was uns im Treburer Fall eigentlich nicht interessieren muss.
In Frankfurt ist die Höhe des Hochwasser aus mehreren Quellen bekannt. Zum einen besaß die im im Zweiten Weltkrieg zerstörte Weißfrauenkirche eine Inschrift wonach das Wasser 7 Fuß hoch in ihr stand. Eine Chronik verzeichnet das die gesamte Altstadt Frankfurts und Sachsenhausen unter Wasser stand. Die Sachsenhäuser flohen auf den Sachsenhäuser Berg, wo sich heute die Sachsenhäuser Warte befindet. (ca. 2km Entfernung zum Main)
In Mainz soll das Wasser im Dom einem Mann bis an den Gürtel gestanden haben.
Gedanken zum Verlauf des Magdalenenhochwassers Hochwassers
Der Main verläuft von Frankfurt bis zum Ende der Kelsterbacher Terrasse innerhalb eines natürlichen Kanals, wobei das Nordufer nach Frankfurt, also im Bereich von Frankfurt-Höchst bis Hochheim am Main, beträchtlich an Höhe gewinnt. Mit dem Ende der Kelsterbacher Terrasse öffnet sich dem Main die Möglichkeit seine alten Betten wieder in Beschlag zu nehmen, während der Norden als natürliche Retentionsfläche nicht gegeben ist.
Trotz moderner Eindeichungen lässt sich dieses Phänomen auch heute noch beobachten. Auf Grund von Sickerwasser und ansteigenden Grundwassers füllen sich diese Rinnen noch heute mit Wassser.
Der Maximalpegel des Mainhochwassers sollte mit dem 21. Juli auch im hessischen Ried erreicht worden sein.
Zu bedenken ist nun auch das Hochwasser des Rheins. Dieses speist sich durch den Neckar sowie durch andere Flüsse aus dem Bereich des Odenwaldes, allen voran die Modau undWeschnitz
Es ist also mit einer zweiten, wenn auch geringeren Scheitelwelle zu rechnen.
Der Verlauf des Hochwasser ist daher abhängig von den Zeitabläufen und den Höhen der zwei Scheitelwellen.
Der Unterschied als solches würde aber zunächst Auswirkungen auf den Beginn des Hochwasser haben, je nach dem würden zu erst die Rheinauen und Althreinarme oder die Main Altarme voll laufen. Weiterhin stellt sich die Frage ob die Rheinwelle bereits eine Höhe erreicht hätte um für sich schon ein verheerendes Hochwasser zu bilden. Ich bezweifele dies. Es würde wohl eher einen niedrigen Stand erreichen, der dann verharrt um im Anschluss umso schneller zum Maximalpegel anzusteigen.
Die andere Möglichkeit, die ich auf Grund der Durchflussmengen des Mains für wahrscheinlicher halte, wäre das das Mainhochwasser zuerst eintrifft und hier bereits einen Maximalpegel erreicht. Das Wasser würde dann kurz absinken im Anschluss aber eine längere Zeit auf einem hohen Pegel verharren, bzw. noch einmal kurz ansteigen.
Die normale Abflussmenge der Flüsse soll nach etwa 4 Wochen erreicht worden sein. Gleichzeitig kann es aber dazu kommen das Tümpel oder Seen die durch das Hochwasser entstanden sind noch wesentlich länger bestand hatten. Wann das Hochwasser sich soweit zurückgezogen hatte das man wieder relative Normal von Ort zu Ort gehen konnte lies sich für mich nur schwer ermitteln.
Ich hatte mir einige Tabellen und Grafiken zu Pegeln bei Vb Wetterlagen des letzten Jahrzehnts angesehen. Zum Teil fällt der Maximalpegel genauso schnell ab wie er anstieg, zum Teil dauert aber die Abstiegsphase doppelt solange wie der Anstieg. Zudem handelt es sich dabei auch nur um die Flusspegel und nicht um die Wasserstände des überflutenden Lands.
Eins lässt sich aber feststellen. Im Jahr 1342 gab es im hessischen Ried noch keine Deiche! Diese konnten, nicht so wie beim Hochwasser in diesem Sommer, das Wasser bach einem Deichbruch am Abfließen hindern. Dennoch sollte bei den unglaublichen Mengen das Wasser relativ lange, vielleicht eine Wochen oder sogar länger auf einem unangenehm hohen Wert befunden haben der zumindest noch die niedrigeren Teile der Region um die Dörfer herum, bzw. die Region unterhalb der Hochflutterasse unter Wasser setzte.
Zum vergleich: Das Hochwasser von 1883 brach in der Silvester Nacht 1882/83 durch die Dämme. Noch am 10. Januar stand das Wasser um die Orte herum.
Und im Übrigen. Ein Hochwasser wie das Magdalenenhochwasser wäre heute wahrscheinlich noch weitaus verheerender. Durch mangelnde Retensionräume würde der Flusspegel noch weiter anwachsen als er das damals tat und schon die damaligen Pegel übertreffen sämtliche heutigen Deiche!
Hier noch ein Text aus der Spektrum zur Magdalenenflut und hier noch ein WDR Audio Beitrag
Und nun eine kleine Korrektur. Hier schrieb ich über ein Hochwasser von 1789. Es muss 1784 heißen! Ich lies mich zu sehr von der Schrift auf dem Tor irritieren die nach einer 9 aussieht. Tatsächlich ist es eine 4, kann man auch bei 1845 weiter unten im Bild erkennen. Durch das Übermalen und Nachbearbeiten der Schrägstrich der 4 eine Rundung und sah daher mehr wie eine 9 aus!
leider nicht mehr online verfügbar ↩
Hier im Blog: Die letzte große Rheinverlagerung ↩
http://archiv.twoday.net/stories/453147892/