Bau einer karolingischen Stollentruhe nach den Fund von St. Denis
Im April 2012 hatte ich bereits einmal überlegte, mir eine Truhe nach dem in St. Denis gefundenen karolingischen Vorbild, im Grunde eine Stollentruhe zu bauen. Damals habe ich es mir nicht wirklich zugetraut
Am 13.05.2023 hatte ich dann noch mal einen Artikel zu der Truhe geschrieben, weil ich sie nun doch bauen wollte. Ich hatte auch eine Anleitung verlinkt, die erst mal eine gedankliche Basis bilden sollte. Letztendlich hab ich sie nie wieder angeschaut, weil ich es einfach probieren wollte.
Was ich aber machte war mir ein 3D Modell zu erstellen um eine Vorstellung zu bekommen.
Die Vorgaben, die ich mir selbst gesetzt hatte, waren dabei so viel wie möglich selbst zu machen, keinen Leim zu verwenden, sondern nur Zapfen und möglichst keine elektrischen Geräte verwenden. Letztendlich hab ich mich nicht an alles gehalten…
Hier finden sich die Bilder die beim Bau entstanden sind (Google Drive)
Basis bildeten die Stollen. Ich verwendete ein Kantholz mit einer Größe von 7 x 9cm aus dem ich vier gleich lange Stollen sägte. Für die Seitenwände wollte ich kein Leimholz, sondern “echte” Bretter verwenden. Da ich aber ein Nut und Federsystem angestrebt habe, ohne mir dabei zu viel Arbeit zu machen, entschied ich mich für Rauspundbretter. Das war erst mal alles, was ich besorgte um anzufangen.
Aufgrund der Größe der Rauhspunddielen entschied ich mich für eine Höhe des eigentlichen Kastens, der 4 Dielen entsprach. Genauso sollte die Bodenplatte aus 4 Dielen bestehen. Auf ein einziges Zentimetermaß das ich benutzte war 60cm Länge für die Dielen von Front und Rückseite. Überlegung war, dass ich dann am wenigsten Materialverschnitt haben würde und die Dimensionierung von Höhe zu Breite zu Tiefe wirkte für mich dadurch ansprechend.
Die Dielen hatten eine Breite von 19mm. Folglich musste ich nun die Führung in die Stollen bringen. Da hier später auch die Zapfen sitzen, mussten sie entsprechend tief sein. Ich entschied mich für ca 2cm Tiefe, die ich aber beim Ausführen auf 1,5cm runter setzte.
Die erste Nut stemmte ich komplett mit Stechbeitel und Hammer aus, verstieß aber aus Faulheit auf meine Ziele und setzte später eine Oberfräse ein.
Jeder Pfosten benötigt 2 gleich lange Nuten. Als diese Nuten fertig waren sägte ich die Dielen für Vorder- und Rückseite. 8 Dielen mit jeweils 60cm Länge.
Da die Wände der Truhe mit dem Boden eine Einheit bilden sollten, also nicht einfach darauf sitzen sollten, wurden nun auch hier am unteren Ende Nuten benötigt, die die Bodenbretter aufnehmen sollten.
Nachdem Anbringen der Nuten wurde Bretter in die Stollen gesetzt und die Stellen der Nuten an den Stollen markiert um auch dort entsprechende horizontale Noten einzustemmen.
Nächster Schritt war die Bodenplatte. Ich hätte auch mit den Seitenbrettern weitermachen können, dann hätte nur vorher ausmessen müssen, aber da hatte ich keine Lust drauf, weil die Bretter mir ja ohnehin die Breite vorgeben werden. Breite waren vier Bretter. Da aber die Dinger ja Nut und Feder besaßen, hatte ich zu bedenken, dass an der Seite mit der Nut das Brett nicht genug Stabilität haben könnte. Da am gegenüberliegenden Brett die Feder ohnehin weg musste, sägte ich sie im Ganzen ab und leimte sie dann in die Nut des anderen Brettes.
Nun musste alles angepasst werden.
Damit die Bodenbretter richtig in allen Nuten sitzen, müssen an den Bodenbrettern kleine Ecken ausgesägt werden. Da ich alles ziemlich stam gemacht habe (lieber zuwenig als zuviel absägen!) wurde dann mit einer Holzraspel nachgearbeitet.
Für die nächsten Schritte entschied ich mich nochmal die Vorsätze über den Haufen zu werfen. Ich leimte die Bodenbretter zusammen, nicht etwa um am Ende mehr Stabilität zu erhalten, sondern einfach, weil nur zusammgesteckt wackelt das Ganze zu sehr rum, um genau anzuzeichnen. Hätte ich nicht gemacht, wenn ich eine zweite Person zum Anzeichnen oder Halten gehabt hätte. Hatte ich nicht, also verleimt.
Als nächstes zeichne ich mir die Länge für die Seitenwände an und schnitt diese zu. Dann wurde angezeichnet, wo die Nuten hin müssen und diese wurden wieder mit der Oberfräse in das Holz geschnitten.
Jetzt musste alles zusammengesteckt werden. Um ein bisschen zusätzliche Stabilität zu haben, band ich in Höhe des Bodenbrettes einen Spanngurt um die entstehende Truhe.
Die vorbereiteten Bretter wurden nun in die Nuten von oben eingeführt. Als alles zusammengesteckt war kam ein zweiter Spanngurt im oberen Bereich dazu.
Mit dem Akkubohrer wurden nun Löcher in die Stollen und durch die Bretter gebohrt. Auf Pass wurden nun die Holzzapfen eingehämmert.
Zu diesem Zeitpunkt stellte ich mir die Frage, welches Schloss nun in die Truhe kommen sollte. Nach einigem Nachdenken schied das Birka Vorhängeschloss aus. Ich wollte nichts, das nach vorne raus steht. Aus demselben Grund fiel auch das Haithabu Schloss raus, weil dies einen Riegel hat, der vorsteht. Damit waren die Schlösser, die man von der Stange kaufen konnte, raus. Also bestellte ich mir in Wales, bei einem kleinen Schmied ein Schloss. nach Vorbild der Mästermyr Truhe.
Nächster Schritt waren die Scharniere. Diese hatten mir am meisten Kopfzerbrechen bereitet. Kurz gesagt, die Scharniere sollten soweit wie möglich hinten und oben sitzten. Während sie im Bereich vor der eigentlichen Rückwand, schleifen sie an der Rückwand. Sitzen sie zu niedrige muss ich an der oberen Rückseite der Stollen recht viel Material wegnehmen damit der Deckel nicht schleift.
Ich hatte zunächst mit einen dünneren Bohrer vorgebohrt und ein dünneres Rundholz durchgesteckt um zu probieren ob alles funktioniert.
Für den Deckel steckte ich fünf Dielen zusammen. Da die mir immer wieder auseinander rutschen, kam immer ein kleiner Klecks Leim dazwischen. Bevor ich jetzt alles montierte entschloss ich mich dazu die Truhe mit Leinöl einzulassen.
Derweil kam auch das Schloss an.
Ich montierte den Deckel auf die Scharniere und verzapfte wieder alles. Überstehende Teile des Deckels sägte ich ab und begann schon mal alles gerade zu schleifen. Für den Einbau des Schlosses machte ich mir eine Papierschablone.um die Mechanik unterzubringen. Es war ein klein wenig gebastel, bis alles passte. Das Schloss wurde mit 8 Schmiedenägeln in der Vorderwand befestigt, die auf der Rückseite umgekrampt wurden. Nun wird sie noch einmal abgeschliffen werden müssen undim Anschluss werde nun die Truhe noch einmal mit Leinöl einlassen, weiß aber nicht ob ich sie letztendlich Natur belassen werde, oder aber mit Tempera bemalen werde.
Was das Tragen einer solchen Truhe angeht hatte ich überlegt Eisenringe an den Stollen anzubringen um dann dort Stangen oder Lanzen durch zu stecken um dann zu zweit die Truhe zu tragen. Unerwarteter Weise kam mir da der Utrechter Psalter zur Unterstützung, denn genau dort wird eine ganz ähnliche Truhe, sie stellt die Bundeslade dar, auf eine ganz ähnliche weise getragen! Jedoch sind hier nur zwei Ringe auf den Stirnseiten zu sehen, durch die eine Stange gesteckt ist. (folio 66r)
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…