Battle Abbey und die Schlacht von Hastings
Als ich in Südengland unterwegs konnte ich es mir nicht nehmen lassen Hastings und die Battle Abbey, den Ort der Schlacht von Hastings zu besuchen. Die Schlacht hatte ja nicht unwesentlich an meiner geschichtlichen Entwicklung schuld. Und eine Woche nach dem 14. Oktober, dem Jahrestag der Schlacht, schreibe ich einmal über meinen Besuch vor Ort.
Die Battle Abbey, deren Errichtung von Wilhelm nach der Schlacht veranlasst und ihren Ort markiert, ist recht leicht zu finden. Ich kam von Norden ist das kleine Straßendorf Battle und ehe man sich versieht erreicht man einen kleinen Platz an dessen südlicher Seite sich das imposante Torhaus der Abtei erhebt. Einmal rechts abbiegen (mein größter abturn beim Autofahren in England weil das verwöhnte deutsche Hirn immer auf eine geistige Probe gestellt wird) und man erreicht einen der großzügigen (und teuren) Parkplätze die überall in England bei Sehenswürdigkeiten zu finden sind.
Einige meter Fußmarsch und man befindet sich im Torhaus, wo sich Museumsshop und Kasse verbergen. Betritt man nun das Gelände fällt der Blick zunächst auf das ehemalig Abtshaus, welches heute eine Schule beherbergt. Dies erklärt auch einige Sportplätze auf die man blickt und die Schüler, die mit ihren Schuluniformen vor der historischen Bausubstanz ein wenig an Harry Potter und Hogwarts erinnern.
Direkt vor dem Tor befindet sich die erste Station des extrem ausführlichen Audioguides. Zu jeder Station gibt es in der Regel zwei erweiternde Einträge auf dem Display die man sich ergänzend zum Hauptartikel noch vorspielen lassen kann, darunter auch Aussagen von Historikern im englischen Original.
Der Weg führt zunächst nach rechts weiter zum recht neuen Visitor Center, einem kleinen Museum mit Kaffee und den obligatorischen Picknickplätzen. Im Visitor Center kann man sich über Vorgänge die zur Schlacht führten von normannischer und angelsächsischer Seite nähern und auch die Bewaffnung mal anfassen. Zudem gibt es alle 20 Minuten einen Film zur Schlacht der man durchaus bekannte grün rote Schilde sehen kann. Alles in allem klein aber attraktiv.
Der weiter Weg führt nun nach Süden in Richtung des Schlachtfeldes. Hier, an der Terrasse knapp unterhalb der Abteigebäude hat man nun die Wahl ob man über das Schlachtfeld laufen möchte oder nur den kurzen Weg über die Abtei nimmt. Natürlich entschied ich mich für den langen Weg über das Schlachtfeld.
Dieser führt hinab zum New Pond, einem Fischteich neueren Datums (vor 1840) in der Talsenke. Obwohl der Seerosen bestandene Fischteich die Optik der Senke verändert kann man sehr gut erahnen wie feucht und sumpfig diese Senke einst gewesen sein muss und bei Regen auch immer noch ist.
Zwar vermerkt der Führer das im Oktober 1066 wahrscheinlich eher feucht war, geht jedoch davon aus das die sumpfige Senke kein ernstes Hindernis für die Normannen war. Das mag bei einfacher Durchquerung stimmen, aber die Normannen stürmten mehrfach die Anhöhe hinauf und kamen immer wieder zur Senke hinab und obwohl gut gefettete Wendeschuhe im Morast immer noch besser sind als Turnschuhe dürfte es doch unbehaglich und Anstrengend gewesen sein, um es zurückhalten auszudrücken.
Vorbei an den klösterlichen Fischteichen führt der Weg nun wieder die Anhöhe hinauf. Hier bei den Fischteichen hat man in etwa die Mitte des Schlachtfeldes erreicht, obwohl sie im Vergleich zum Kloster etwas versetzt liegt. Die östliche Flanke des Schlachtfeldes, die von den Franco-Flamen besetzt wurde, befand sich weiter östlich über die Powder Mill Lane hinweg zur Straße Lower Lake.
Hier, auf Höhe der Fischteiche vermutet der Guide auch den Ort an dem Wilhelm seine Truppen wieder sammelte und sich den Truppen zu zeigen um dem Gerücht entgegen zu wirken er sei gefallen.
Auf halber höhe den Senlac hinauf trafen wir auf eine Schulklasse, die, in Schuluniformen und mit Stöcken bewaffnet, unter Anleitung ihres Lehrers ein miniatur Reenactment durchführte, wobei der Lehrer sich verzweifelt bemühte einen Schildwall zu erklären. Ohne Schilde ein recht aussichtsloses unterfangen. Gerne hätte ich mir in diesem Moment meine Normannenausrüstung herbeigewünscht um einmal, den Kids entgegen,unter Lauten altfranzösischem Kampfgeschrei den Hang hochzustürmen.
Weiter führt der Weg bis zur Terasse unterhalb der alten Latrinenanlage des Klosters. Hier erhält man einige, interessante Informationen zu Topographie, denn hier kann man es am besten nachvollziehen. Der Hang zum Senlac wirkt heute flacher und niedriger als zu Zeiten der Schlacht. Im oberen Bereich wurde der Hang stark terassiert um Platz für die Abtei zu schaffen. Daher beginnen die Gebäude bereits unterhalb des Plateaus, was den Hügel optisch stark verkleinert.
Eine weitere Terrasse findet sich auf halber Höhe des Senlac. Der Audioguide nennt als Grund für de Geländeveränderung die bessere Möglichkeit zur Bewirtschaftung mit Ackerbau und Viehzucht als Grund für die Terrasse. M.K.Lawson hingegen1 schließt nach einem Survey das der Heritage durchführte nicht aus das es sich ursprünglich um eine Grabenanlage gehandelt haben könnte, die die Angelsachsen in der Nacht vor der Schlacht errichtet hatten.
So unterschiedlich die Meinungen erschienenen müssen sie sich jedoch nicht ausschließen. Es wäre durchaus denkbar das die Angelsachsen ein Erdwerk errichteten, welches später als Grundlage der Terrassierung diente.
Hier oben an der Terasse befinden sich die riesigen Bögen die einst die Latrinenalage trugen. Zwischen dahinter liegender Außenmauer und Bögen fielen die Fäkalien hinab. Von Zeit zu Zeit musste sie von Außen durch die Bögen entfernt werden. Im Kloster Lorsch gab es eine ganz ähnliche, wenn auch kleinere, Anlage, die ich hier bereits einmal Visualisiert hatte.
Außer dem Dormitorium und Latrinenanlage ist nicht viel vom alten Glanz der Abtei erkennbar. Zwar besteht noch das Absthaus in dem sich heute eine Schule befindet, jedocht stammt dieses in seiner heutigen Form in weiten Teilen aus dem 16. Jahrhundert als die Abtei in den Besitz Heinrichs VIII Stallmeister Sir Anthony Browne ging. Dementsprechend gleicht das Gebäude auch eher einem Tudor Manor als einem Kloster Gebäude.
Viel ist auch von der 1094 geweihten Abteikirche nicht geblieben. Lediglich die Krypta der Chorerweiterung aus dem 13. Jahrhundert ist erhalten. Die Grundrisse des übrigen Baus jedoch markiert. An der Stelle des Hochaltars soll sich der Ort befunden haben an dem König Harold II. starb, weshalb sich dort eine Platte mit folgender Inschrift befindet:
The tradition site of
the high altar of Battle Abbey
founded to commemorate
the victory of Duke William
on the 14 October 1066
The high altar was placed to mark
the spot where King Harold died
In „The Battle of Hastings“ (2002) S.250 ↩
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…