Gedanken zur Lorscher Torhalle
Ich habe jetzt einmal in Ruhe die Artikel zur Torhalle gelesen. Und ich stelle mir eine große Frage. Warum wird die Halle/der Triumphbogen nirgends/ in keiner Quelle erwähnt? (hat mir gestern die Führerin auch noch mal bestätigt)
Thomas Ludwig stellt sich auch diese Frage, in dem er fragt ob sie nicht erwähnt wurde, weil sie nicht von einem Klosterangehörigen errichtet wurde , oder aber ob wir einfach nach dem falschen Hinweis in den Texten suchen, wenn wir nach einem Triumphbogen suchen. Er gibt das Wort arcus, also Bogen an und fragt ob es nicht in den Augen des Erbauers einen ganz anderen Zweck hatte.
Wir haben aber allgemein, m.E. noch ein vollkommen anderes Problem bei einer Betrachtung. Aus unserer heutigen Sicht ist der Bau einzigartig und prunkvoll. Wie aber sahen es (jetzt nicht optisch gemeint) die Leute damals? Wie Wintergerst geht ,auch Ludwig von antiken Torbauten als Vorbild aus und beschreibt, dass viele dieser Bauten noch standen, zu dem beschreibt er das die karolingischen Eliten weit gereist sind. Viele von ihnen konnten also noch monumentale römische Bögen kennen, die die Lorscher Torhalle bei weitem in den Schatten stellten.Ebenso bei Torbauten. Die Porta Nigra etwa würde über die Torhalle nur lachen.
Wenn man Wintergerst folgt war die Torhalle in Lorsch nur einfach eine Weiterentwicklung anderer Torbauten, die römischen Tore von Regensburg, von Köln, die Torhalle von Frauenchiemsee und eben der Torbau von Frankfurt der irgendwo mittig ins Gelände der Frankfurter Pfalz gesetzt wurde.
Waren diese Tore also ein einfacher Bestandteil der karolingischen Herrschaftsstruktur und Architektur? Wurde er also nicht erwähnt, weil er einfach „gewöhnlich“ war? Wir wissen ja nur wenig über andere karolingische Pfalzen, aber ich muss gerade an das Heidesheimer Tor der Ingelheimer Pfalz denken, das den Haupteingang in die Pfalz bildete und dem ebenfalls mittlerweile den Eindruck eines Stadttores vermitteln soll (so Holger Grewe, Forschungsleier von Ingelheim im Treburer Vortrag)
Ich denke auch gerade an das Südtor des Christenberges, (hier meine Reko) das ja nicht nur bei mir, sondern allgemein monumentale Ausmaße hat und so manches hochmittelalterlich Stadttor in den Schatten stellt.
Das Tor als solches spielt ja auch in der christlichen Überlieferung eine wichtige Rolle, wenn etwa Jesus in Jerusalem einzieht.
War also das Symbol „Tor“ ein allgegenwärtiges Objekt??
Es ließe sich, wenn man wollte, eine Tor-Historie durchdenken. Begonnen mit dem Christenberg und dem Südtor der Kesterburg, das einen überdimensionierten Turm und zwei Bastionen links und rechts besaß. Der Turm, mit enormer Höhe, hatte als Aussichtspunkt auf dem ohnehin schon hohen Christenberg wenig Sinn. Er konnte aber besitzanzeigend wirken. So als stecke ein Eroberer die Flagge seines Landes auf das neu entdeckte Land. Der Christenberg lag am fränkisch-sächsischem Grenzgebiet.
Gefolgt vom Heidesheimertor der Ingelheimer Pfalz. statt Bastionen sind links und rechts des Baus zwei Türme angebaut. Einen Verteidigungsaspekt hat es nicht, oder nur einngeschränkt, es sieht nur gut aus. Es ist nicht mehr Teil einer Mauer sondern Teil eines Gebäudes.
Lorsch. Die Türme sind zu pragmatischen Treppentürmen geschrumpft. Ohne Anschluß an andere Gebäude
Nebenbei muss ich die ganze Zeit an japanische Torii denken, jene symbolischen, freistehenden, roten Tore im Eingangsbereich von Schintotempeln. Auch ihr Sinn liegt uns (Westeuropäern)wenig auf der Hand.
Was ich sagen will ist folgendes: Vielleicht sollte man sich lieber einmal alle möglichen und vermeindlich unmöglichen Grabungspläne noch einmal genau anschauen. Sind hier freistehende Gebäude zu finden? Sind Tore von Atrien und das Atrium tatsächlich aus einer Zeit, oder wurde etwas erst später integriert? Sind römische Bauten in der Nähe die diese Torfunktion übernehmen könnten. So ließe sich vielleicht die vermeintliche Einzigartigkeit des Lorscher Torbaus wiederlegen, einen Zweck der Anlagen ermitteln und am Ende dieses Prozesses ließe sich vielleicht aus dem Zusammenhang eine Datierung erstellen.
Nachtrag: In der Torhalle selbst befindet sich unter Putz ein keines Stück Bauholz aus der Entstehungszeit. Für eine Dendrochronologie ist es aber zu klein und um es für eine ungenaue C14 zu kostbar. Aus diesem Grund verbleibt es erstmal wo es ist, verbunden mit der Hoffnung das es in naher Zukunft ein möglichkeit diese kleine Stück Holz zerstörungsfrei zu datieren.
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…