Lorsch, Trebur, Marienkapelle und aufgefüllter Boden
Als ich das erste mal den Lorscher Ausstellungskatalog durch blätterte, viel mein Blick sehr schnell auf S. 191. Hier befindet sich eine Abbildung des Nordfundamentes des erhaltenen Kirchenrests.
Relativ schnell (0,3sec.) kam mir die Art des Mauerwerks verdammt bekannt vor.
Es war exakt die selbe Mauertechnik wie die des offenliegenden Fundamentes der Marienkapelle in Trebur. Das gleiche unsauber schräg gestellte Mauerwerk, das ein Fischgratmuster ergibt.
Das Fundament in Lorsch entstand wohl nach dem Kirchenbrand von 1090, wohl aber erst im 12. Jahrhundert, genauer den 1140er Jahren. Die Datierung rührt aber nicht direkt aus der Art des Fundaments, sondern der Verwendung von karolingischen Spolien in ihm. Diese können erst bei dem Abbruch der karolingischen Basilika freigeworden sein, die zu dieser Zeit abgerissen und durch eine größere romanische Kirche ersetzt wurde.
Die Art des Fundamentes selbst wurde bereits seit karolingischer Zeit und früher verwendet, weshalb man bei den ersten ausgrabungen in Lorsch auch dachte, es handele sich um weiterverwendete Fundamente eines Atriums. Das Muster in dem Mauerwerk entsteht durch durch die Art in der es erbaut wird.
Zunächst wird eine Fundamentgrube gegraben. In ihr werden die erste Lage leicht schräg gestellter Steine eingebracht. War die erste Lage von rechts nach links eingebracht worden, wurde die zweite Lage von links nach rechts eingebracht, was eine Schrägstellung in die andere Richtung bewirkte.
Waren einige Lagen eingebracht worden, so wurde der untere Teil der Grube zu geschüttet und das Prozedere wiederholte sich solange bis die Fundamentgrube gefüllt war. Die oberste Schicht bildeten einige Steine in normaler Setzung, die bewirkten das wenn die Erde weggekratzt wurde nicht gleich das eher Zweckmäßige Fundament zum Vorschein kam.
Das ganze hilft nur in beschiedenem Maße in Trebur, aber es ist durch das Foto klar ersichtlich das der Bodenniveau des Gebäudes, bzw. des umgebenden Geländes höher(!) gewesen sein muss. Wohl in etwa in der Höhe des Gartens der fast einen Meter höher liegt.
Das Ganze steht möglicherweise auch in Verbindung mit einer Beobachtung die in den vergangenen Wochen gemacht werden konnte.
Um den Regenwasserrohren des neuen Schleppdachs im Museum einen guten Ablauf zu gewähren, wurde im Hof des Museums 1,8m tiefe, schmale Gruben gegraben die mit Split verfüllt wurden. Der gesamte Boden, des nördlich der Marienkapelle Museumshofes, war aufgefüllt und bestand nicht aus anstehendem Grund. Scherbenfunde o.ä. konnten dabei nicht gemacht werde. Vor knapp zwei Wochen wurde dann auf der Nauheimerstraße, ebenfalls nördlich der Marienkapelle und direkt am Fuße des Hügels auf dem sie steht, Kabel verlegt. Die Baugrube war nur knappe 50cm tief, gewährte aber einen Einblick in das Erdreich. Auch hier war der Boden irgendwann einmal aufgefüllt worden, was mir auch bereits erzählt wurde, um den Weg hinauf in Richtung Kirche besser befahrbar für die Bauern zu machen, da dieser steil und unregelmäßig war.
Ein weiter möglicher Hinweis sind die Kellerfenster, denn der Keller, der zwischen den Fundamenten liegt wurde erst 1907 gegraben, die Fenster erst nachträglich in die, auf das Fundament aufgesetzte, Mauern aus dem 19. Jahrhundert eingebrochen. Das Erdgeschoss liegt damit ungewöhnlich hoch, auf Niveau des Gartens auf der Südseite.
Es scheint also alles darauf hin zu deuten das tatsächlich ein Großteil des Bodenniveaus der ehemaligen Pfalz verändert wurde und die Geländekante nach norden wurde verschliffen, ob natürlich, künstlich oder zu welchem Zeitpunkt sei dahingestellt. Um das alles genau festzustellen müsste man am Nordhang einen Sondierschnitt durchführen, der dann mögliche Schichten aufzeigen könnte. Ich würde meinen Hintern verwetten, dass dabei ein Graben zum vorschein kommt!
Man könnte hier auch noch den Bericht der Annales Nazariani zum Tassilo-Prozess in Ingelheim 788 anführen: "Und als das so…
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…