ArchäonewsExtra 14.08.2010 Burg Hohenstaufen wieder aufbauen?
Die Südwest Presse hat heute eigentlich nur ein Thema und da häng ich mich dran.
Irgendeine Interessengemeinschaft, deren Namen nicht genannt wird und die ich nicht finden konnte, setzt sich für den Wiederaufbau der Burg Hohenstaufen ein. Gut nichts ungewöhnliches, aber scheinbar springen momentan alle drauf an. Sommerloch?
Der Bürgermeister gibt sich nach Südwestpresse durchaus empfänglich, scheint aber realistisch zu bleiben:
Das Stadtoberhaupt: “ Ich bin zwar Realist genug zu wissen, dass solch ein Projekt nicht von heute auf morgen verwirklicht werden kann, doch Visionen sollte man immer haben.“ Der Grundgedanke, der hinter dieser Idee steckt, sei richtig, so Till und verweist auf die aktuellen Bemühungen der Stadt, den Hohenstaufen für Geschichtsinteressierte und Touristen attraktiv zu machen.
Im nächsten Artikel bekommt Kreisarchäologen Dr. Reinhard Rademacher gleich einen Kollaps:
Die Möglichkeit wäre: Wir erstellen wie im 19. Jahrhundert ein Phantasiegebilde. Doch das wäre ein Schritt Richtung Disneyland. Und wir sprechen hier von Kulturdenkmalen, die wir eigentlich vor unsinnigen Unternehmungen schützen sollten.
Auch der Leitartikel der Südwestpresse knöpft sich das Thema vor und spricht ein wahres Wort:
Der Zeitpunkt für die Diskussion um ein Für und Wider des Burgenbaus auf dem Hohenstaufen ist jedenfalls bestens gewählt. Just in der nachrichtenarmen Ferienzeit und nur wenige Wochen vor der großen Stauferausstellung in Mannheim ist das Thema gut platziert, um in den Medien „gespielt“ zu werden.
Mal im Ernst! Jeder denkt mal drüber nach, wäre cool sowas wieder aufzubauen, gleichzeitig ist man in der Regel aber Realist genug um sowas bleiben zu lassen. Klar sag ich mal im Scherz „Wenn ich Lotto gewinn, kauf ich das gesamte Pfalzgelände , reiß alles ab und Bau die Pfalz wieder auf…“, das das ausgemachter Schwachsinn ist ist klar. Welche Bauphase wollte man wieder aufbauen? Holzbauten des frühen 9. Jh., oder lieber doch den salischen Zustand? Und dabei wie Schliemann alles andere im Boden einfach zerstören?
Wie gesagt, ich weiß nicht welche IG da was gesagt hat, oder ob man vielleicht nur Werbung für den Hohenstaufen machen wollte, aber wenn diese IG das Ernst machen will empfehle ich doch mal nach Goudelon zu fahren, sich das dort anschauen, die nächste freie Bergkuppe suchen, die dem Hohenstaufen ähnlich ist und einfach sich mal mit Wissenschaftlern zusammensetzten und statt einer Niederungsburg mal eine Höhenburg von Grund auf neu bauen als wissenschaftliches Projekt. Aber bitte nicht ein Fantasie-Gebilde auf den Hohenstaufen setzten!
Hier spricht der Kreisarchäologe, hier der Leitartikel, Hier die eigentliche Nachricht
PS: Interessanter Weise scheint die Südwestpresse ausser mir keine Leser zu haben oder aber das Thema interessiert schlichtweg keinen Menschen,weils schwachsinn ist, denn Kommentare zu den einzelnen Artikeln sind leerer als mein Portmonee.
Auf eine vorhandene Ruine eine neue Burg drauf zu setzen,
erachte ich auch als ziemlich übel.
Eine Burg aber daneben zu bauen,
mit alten Handwerksmethoden usw, so wie bei der französischen Burg Guédelon, ist eine sinnvolle Sache.
In Friesach (Kärnten) hat man nun auch so ein Projekt laufen, nach dem französischen Vorbild, allerdings soll es eine Höhenburg werden:
http://burg-friesach.metadesign.at/uploaded/image/0005_Fotos%20Burg%20Friesach%20100608.JPG
http://burg-friesach.metadesign.at/index.php
Ich finde, solche Projekte kann es gar nicht genug geben.
Und wenn sie gut gemacht sind (Führungen usw), dann tragen sie sich finanziell fast von selbst.
Oh, danke für den Link! Kannte ich bisher glaube ich nicht!
Warum nicht wenigstens den Bergfried als Aussichtsturm wiederaufbauen, die Grundmauern komplett freilegen und ein neutral gebautes Museum für die Staufer mit Restaurant auf dem Berg neben den freigelegten Mauern errichten?