Römer und Pfalzen!
„Römer und Pfalzen, geht das zusammen?, wird sich der geneigte Leser (wohin neigt der sich eigentlich?) fragen.
Ja, sag ich! Das geht sogar sehr gut in karolingischer Zeit! Karolinger? Römer? Ja, wat den nu?
Ich werde das mal erklären.
Das das Wort Pfalz aus dem Latain stammt, nämlich von dem Berg Palatin, hat sich vielleicht schon rumgesprochen. Aber lassen wir den römischen Konsul Cassius Dio (150-234) einmal aus seiner Geschichte Roms erzählen:
Die Residenz des Prinzeps wird Palatium genannt, und zwar nicht, weil es jemals beschlossene worden wäre, daß sie so genannt werden sollte, sondern weil Augustus auf dem Palatium wohnte und dort sein militärisches Hauptquartier hatte, (…) und aus diesem Grunde trägt der Wohnsitz des Prinzeps den Namen Palatium, selbst wenn sich der Prinzeps irgendwo anders aufhält.
Schauen wir uns einmal einige Pfalzen der karolingischen Ära an.
Aachen war in römischer Zeit Aquis Granis, wohl ein beliebter Ort für Wellnessreisen betuchter Römer. Unter Pipin entstand hier eine erste Pfalz. Dabei wurden auch römische Bauteile verwendet, aber ohne der römischen Bebauung zu folgen, Karl lies das römische Bad wieder herstellen. In Duisburg wurde auf dem ehemaligen Platz der Pfalz vor kurzem eine Jupitersäule gefunden. Die Pfalz Zürich entstand innerhalb eines spätrömischen Kastels. Die ehemals agilofingische Pfalz Regensburg entstand in einer römischen Siedlung/Festungsanlage. Mainz, deren Pfalz nach aktuellen Ergebnissen beim Bau eines Parkhauses in den 60ern draufgegeangen ist steht auf römischen Boden… etc.
Warum war das so?
Die Antworten sind vielfältig, daher werde ich versuchen sie zusammenzufassen.
Schon in merwowingischer Zeit waren die Regierungssitze in den noch bestehenden römischen Foren oder ähnlichen Gebäuden untergebracht. Zu Anfang dürfte daran neben den praktischen Gründen, keine neuen Gebäude zu errichten, auch die direkte Nachfolge der römischen Regierung gestanden haben.
Mit der Ausbreitung der Franken, die hauptsächlich entlang der alten römischen Straßen erfolgte, wurden neue Stützpunkte erforderlich. In Städten wie Köln, Trier, Mainz oder Worms war mehr als genug römisches Baumaterial vorhanden das noch in seiner bestehenden Form oder in Zweitverwendung zum Einsatz kam. In Zürich wurde gleich ein ehemeliges spätrömisches Lager verwendet und um und ausgebaut, genau wie auch in Regensburg.
Je weiter jedoch die Zeit fortschritt, desto weniger waren jedoch die römischen Bauten als solches Nutzbar. Sie dienten nur noch als Steinbruch .
Bei der Entwicklung der Königshöfe dürften auch ehemalige Villa Rusticae eine entscheidende Rolle gespielt haben. Villa Rusticae waren an ökotrophen Gebieten angelegt, d.h. Sie boten sowohl Feuchtwiesen für Viezucht, trockenes Gebiet für Ackerbau, Wasser als wichtiges Element und auch einen Platz an dem man vor Hochwasser geschützt war. Wie in unserer Region an vielen Augebieten, sowohl im Flachland, als auch im Odenwald.
Ob in Trebur sich nun ein Hof oder ein anderes römisches Objekt befand ist nicht bekannt. Jedoch tauchen immerwieder Spuren römischer Scherben auf, oder im Bereich des Treburer Freibades ein römischer Brunnen. Hinzu kommt die nähe zu einer römischen Straße. Wahrscheinlich wurden, wie auch schon von Dr. Maurer (Uni Frankfurt) geäussert, die Steine des Astheimer Burgus abgetragen und zum Bau der Pfalz verwendet. Mit dieser Zweitverwendung wurde der zeit und kostenintensive Transport von Steinen aus Steinbrüchen minimiert werden.
Literatur dazu :
Binding, Antike Säulen als Spolien in früh und hochmittelalterlichen Pfalzen und Kirchen
Jorns, Zullenstein. Ein Beitrag zur Kontinuität von Bauwerken in Dt. Königspfalzen Band III
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…