Die Pfalz an St. Emmeram nach Piendl – Teil 1
Schon lange hatte ich nach Informationen von Arnulf von Kärntens Pfalz bei St. Emmeram gesucht. Das warum werde ich im Fazit in einigen Tagen erläutern. Doch die vorhandene Literatur war mehr als dürftig. Als ich nun in Regensburg war kaufte ich mir den Band 2 der Thurn-und-Taxis-Studien, der wenn auch von 1962, einen Beitrag von Max Piendl zu eben jener Pfalz enthält. Zwar übersah Piendl das die ältere Pfalz am Kornmarkt im 11. Jahrhundert durch Heinrich II. wohl wieder hergerichtet wurde, weshalb der Regensburger Mönch Otloh sie auch wieder pompös beschreibt, sie gillt aber was St. Emmeram angeht wohl noch immer als Maß der Dinge.
Die einzige Beschreibung zur Ortslage der Pfalz notiert ein Chronist lapidar mit „in vincinitate“, in der Nachbarschaft zu St. Emmeram. Doch das heutige St. Emmeram ist groß, wirklich groß!
Piendls Suche nach der Pfalz Arnulfs beginnt beim Kupferstich „heiliger Marterberg“ der das Kloster zeigt und dabei mit dem Buchstaben „I“ ein Ort markiert ist, der mit „Des Kayser Arnolphi Residenz, anieczo des Kayserl. Plenipotentarii“ beschrieben wird. Weiter führt er aus, dass Arnulf mit Sicherheit ein Vorbild für seine Anlage hatte, wobei er die Wahrscheinlichkeit für ein lokales Vorbild am ehesten gegeben sieht. Er verweist auf die ältere Anlage am Kornmarkt und die Lage der „Herzogspfalz“ im rechten Winkel zur Alten Kapelle. Wie ich kürzlich schon schrieb, sieht auch er die Herzogspfalz als Nachfolgebau der ursprünglichen agilofingischen Pfalz. Als möglichen weiteren Hinweis nennt er die Rechtwinkligkeit der Pfalzanlage Heinrich II. in Bamberg.

Ausschnitt aus dem „Heiligen Marterberg“ 1721, rechts Eingangsportal mit Weg hin zur Vorhalle, auf dem auch das I zu finden ist
Aus diesen Informationen schließt Piendl nun, ich hab es im Vorfeld nicht anders gemacht, die Pfalz sollte im rechten Winkel von der St. Emmeramsbasilika abgezweigt sein und von der Vorhalle der Kirche bis zum gotischen Eingangsportals des Hofes gereicht haben. Gerade diese zwei Bauteile sind es dann auch die Piendls Aufmerksamkeit widerfährt.
Das gotische Eingangsportal, wohl um 1250 geschaffen, hatte auf mich bei meinem Besuch schon ein ganz eigentümlichen Eindruck gemacht.
Von der Straße her hat man das Gefühl auf eine gotische Version der Lorscher Torhalle zu blicken. Zweigeschossig gegliedert, mit zwei statt drei Portalen und massiv wirkend. Durchschreitet man das Portal merkt man , dass man einem Blender aufsitzt, denn das vermeindliche Tor ist nur eine Wand mit Durchgängen! Etwas ähnliches kenne ich so nicht und ist vom Fake-Gefühl her am ehesten mit den Schaufassaden der Backsteingotik des Ostseeraums zu vergleichen (siehe Stralsunder Rathaus).
Auch Piendl scheint ganz ähnlich gedacht zu haben, denn er geht davon aus Torwand in Erinnerung an die Zweigeschossigkeit des ehemalig, hier stehenden Gebäudes, erinnert. Gleiches gilt für die Vorhalle der Kirche, von der man früher dachte ihre Gewölbe seien bereits beim Bau eingestürzt. Piendl kann diese Torhalle und die Vorhalle einem zeitlichen Ereignis zuordnen.
1250 hielt sich König Konrad IV., der Sohn Friedrichs II, zum Weihnachtsfest in St. Emmeram auf, als auf ihn ein Anschlag verübt wurde. Aus Wut über diesen Anschlag befahl er die Wohnung in der er sich aufhielt nieder zu reißen.
Piendl betrachtet nun die Vorhalle von St. Emmeram, die über zwei Conchen in die Kirche führt. Die Pilaster datiert er auf die Zeit der Weihe der Wolfgangskrypta (1052), bei den Conchen jedoch orientiert er sich an Mader, der diese auf spätestens ins 11. Jahrhundert, aber wahrscheinlich wesentlich älter datiert. Hierzu wird aufgeführt das das Mauerwerk der Conchen nicht mit dem Querhaus (1052) direkt verbunden ist, sich in seiner Mauerart unterscheidet und zudem die Durchgänge in die Kirche nur unsachgemäß eingefügt wurden, was er dem Baumeister des Westquerhauses mit seiner Krypta nicht zutraut.
Das nun der fehlende Zusammenhang zur Kirche nicht früher auffiel schreibt Piendl dem Fakt zu das man die Conchen keiner Funktion zuordnen konnte. Piendl schließt aber das die Conchen der Abschluss einer 2-schiffigen Halle bildeten.
Piendl sieht nun als weitern Hinweis darauf , das es sich bei Teilen der Vorhalle mit ihren Conchen um den Saalbau, die Aula handelt, die Position des Heinrichsthrons. Dieser befindet sich heute in der Wolfgangskrypta, stand aber bis ins 19. Jahrhundert zwischen den Conchen (Achtung die Bilder wirken nebeneinander etwas seltsam wegen der Perspektiven). Er stand dort unter dem Bildnis des Thronenden Christus.
Morgen (hoffentlich) folgen dann Pläne und weiter Informationen.
Eine Antwort
[…] hatte über die Pfalz bei St Emmeram hier und hier geschrieben, daher nur sehr verkürzt. Der Saalbau der Pfalz zeigt sich als […]