Karl und die Dänen
Wenn man sich die Dänen zur Zeit Karls des Großen ansieht muss man zunächst einige Dinge klar stellen! Zunächst einmal es gibt nicht „den dänischen König“, es gibt kein geschlossenes Staatsgebiet der Dänen, genauso wies kein „Dänemark“ gibt. Was es aber gibt ist ein Landstrich im heutigen Schleswig, Dänemark und dem südlichen Schweden der von Stämmen bewohnt wird die die Dänen genannt werden. Sie haben mehrere Könige, eigentlich Stammesführer, Clanchefs oder Warlords die in verschiedenen Gebieten herrschen. Wir kennen fast keine dieser Könige, nur der Mächtigste aus dieser Zeit wird uns hier noch begegnen.
Der Begiff „Dänemark“ bezieht sich ursprünglich nur auf eine Grenzregion (Mark). Möglicherweise die Südgrenze zu den Franken und kommt um 900 zuerst ins Spiel.
Karl hat wenig Probleme mit den Menschen die wir heute allgemein als Wikinger bezeichnet werden. Die ersten Überfälle richten sich gegen Klöster an der englischen und schottischen Küste.
799 Wird zwar das Kloster St. Philbert in Noirmoutier (Atlantikküste) angegriffen, das Kerngebiet der Karolinger bleibt aber verschont Im selben Jahr marodieren an der Nordküste Frankreichs, der Seinemündung, jedoch einige Dänen, sie sind aber noch nicht vergleichbar mit den großen Flottenverbänden die später Paris heimsuchen. Es sind Piraten die das schnelle Geld durch kleine Überfälle und Plünderungen suchen und sich in den kleinen Buchten und die sumpfige Küstenflüsse der Normandie zurückziehen wenn Gefahr droht. Der fränkischen Wirtschaft sind diese Plünderer ein Dorn im Auge, weshalb Karl eine „Schnelle Eingreiftruppe“ mit Schiffen ausrüstet um an der Mündung zu patrouillieren, wie die Reichsannalen berichten.
Das schien auch ganz gut zu funktionieren den weitere Beschwerden sind nicht verzeichnet.
Größere Probleme bereiteten die Grenzen auf dem Festland, da die Franken einfach nicht genug Leute hatten um die Grenzen ständig zu verteidigen. Die Lösung ist so einfach wie clever. Man sucht sich den Grenznachbarn, den man am meisten zutraut und der einem am loyalsten erscheint, unterstützt ihn mit Waffen und gelegentlich auch Know-How durch militärische Führer, lässt diese ihre Feinde besiegen und stabilisiert somit die Grenzregionen. Die neuen Herrscher über die Grenzgebiet sind abhängig vom „good will“ der fränkischen Partner und sind diesen daher meist Tributpflichtig. Ab und an geht das auch nach hinten los, etwa bei den Großmährern. (Wem hierbei Parallelen zu aktueller Politik und den Taliban, oder anderen einfällt darf sich ein Fleißsternchen ins Heft machen). Ähnliches macht er ab 780 im Norden, als sich Karl mit den Abodriten verbündet um gegen die sächsischen Nordalbingier vorzugehen, zu denen sich auch einige Sachsen aus deren Kerngebiet abgesetzt hatte und die die an der Grenze zu den Dänen siedelten.
777 hatte sich auch der Sachsenführer Widukind für ein Jahr nach Norden abgesetzt. Er geht zu den „Nordleuti“. Ob damit die Dänen gemeint sind ist unklar. Es könnten auch eben jene Nordalbingier sein, die südlich des Danewerks leben und später, 789, als „Nordliudi“ bezeichnet werden. Beides bedeutet einfach Nordleute.
780 kann Karl die Friesen endgültig besiegen und nur noch die Nordalbingier bilden einen Unsicherheitsfaktor an derNordgrenze. 789 bekommen die Abodriten unter ihrem, von den Franken ernannten, Führer Drasco den fränkischen Legaten Eburis zur Seite gestellt. Sie gehen gegen die Nordalbingier vor, ziehen als Puffer ins Grenzgebiet zu den Dänen. Die Kämpfe mit den Nordalbingiern dauern bis 804 an, als Karl mit einem Heer in der Schlacht bei Hollenstedt die Nordalbingier engültig besiegt. Nach Einhard wurden 10.000 nordalbingische Famlien ins Fränkische Reich deportiert.
Der Sieg über Nordalbingier direkt am Danewerk bleibt auch den Dänen der Region nicht verborgen. Flüchtlinge , wahrscheinlich Albingierführer, begeben sich hinter das Danewerk. Die Abroditen erhalten das Land nach Norden bis zur Eider, der natürlichen Grenze zu den Dänen, neben dem Danewerk. Der dänische König Gudfred, verlegt daher 804 seinen Hof nach Sliesthorp an der Schlei um nah am Geschehen zu sein. Einem Handelsort der später unter dem Namen Haitabuh bekannt wird. Gudfred (auch Godofridus, Godfred oder Gøtrik) ist König der Dänen von Haithabu, Westerfold, Hedeland, Värmland, Hedemarken und Westmare. Er stammt aus dem Geschlecht der Skjöldinger. Vertraut man den nordischen Sagas, währe er ein Verwandter des legendären Hroðgar aus dem Beowulf Epos.
Man vereinbart zunächst ein Treffen zwischen dem dänischen König und dem Kaiser in Hollenstedt, schwenkt aber um auf Unterhändler. Karl möchte die geflüchteten Nordalbingier ausgeliefert bekommen. Ob er sie bekommt ist nicht bekannt, den die Annalen berichten nur das Karl als nächstes nach Köln zieht. Gudfred dagegen baut das Danewerk zum Schutz nach Süden aus.
Bis etwa 807 scheint es nun im Norden keine größeren Probleme zu geben, dennoch sind die fränkischen Verbündeten Gudfred ein Dorn im Auge. Es wird angenommen das Gudrefs Bruder Halfdan Regierungsgewalt über einige Orte südlich der Eider erhält, sich aber weigert an Gudfred Tribut zu zahlen. Halfdan schwört daraufhin Karl dem Großen die Gefolgschaft.
Im Jahr darauf, 808, reicht es Gudfred. Er greift die Abodriten an. Brennt die Handelsstadt Reric nieder, die die Abodriten selbst erobert hatten und siedelt die Händler zwangsweise nach Haithabu um. Dem Herrscher der Abodriten Drasco bricht nun die Gefolgschaft weg. 809 schließt er Frieden mit Gudfred, übergibt ihm seinen Sohn als Geisel und unterwirft sich somit. Den Abodritenfürsten Goðleifr lässt Gudfred lässt er gleich aufhängen1
Im Norden bricht aus der Sicht der Franken das Chaos aus.
Bereits im nächsten Jahr hat sich Drasco wieder berappelt, hat sich Sachsen zur Unterstützung angeworben und plündert nun das Gebiet der verbündeten Wilzen.
Um nun einen Gegenschlag der Franken zu verhindern versucht Gudfred über Unterhändler Versöhnung mit den Franken anzustreben. 810 aber geht es Schlag auf Schlag. Ein Gefolgsmann Gudfreds ermordet Drasco in dem was vom niedergebrannten Reric übrig geblieben ist und Gudfred führt 200 Schiffe an die friesische Küste und Inseln, plündert, siegt in drei Feldschlachten über die Friesen, fordert 100 Pfund Silber von den Händlern und erklärt das Gebiet der Friesen kurzer Hand für dänisches Territorium.
In Aachen platzt Karl nun der Kragen. Im ersten Zug bezahlt er einige dänische Warlords die Küste ostwärts Weser zu schützen und rüstet nun selbst zum Feldzug. Doch wie schon zuvor nimmt die Geschichte eine Wendung. Gudfred wird von seinem eigenen Huscarl ermordet. Nach Notker von St. Gallen soll es sogar sein eigener Sohn gewesen sein. Gründe waren Machtkämpfe bei den Dänen. Nachfolger wird sein Neffe Hemming.
Hemming sendet sofort Boten an Karl aus um einen Krieg zu verhindern. 811 wird der Vertrag von Heiligen unterzeichnet, der die Südgrenze der Dänen auf Eider und Danewerk festlegt, der obwohl immer wieder verletzt wird, bis zur Vereinigung von Schleswig und Holstein bestand hat.
Die Rezeption Gudfreds fällt unterschiedlich aus. Während die Reichsannalen ihn als Größenwahnsinnigen darstellen, zeigt sich Einhard erfreut über dessen Tod, denn obwohl er Gudfreds Aussagen mit einer rieseigen Armee vor Aachen zu erscheine für Prahlerei hielt, hielt er es doch für möglich das Gudfred zumindest ähnliches durchaus hätte gelingen könnte.
Zudem zeigt sich aber auch das diese kriegerischen Kontakte mit den Dänen wenig mit dem zu tun haben was man gemeinhin als Wikingerüberfälle sieht. Zwar wurde geplündert, ein vermeintlich typisches Zeichen von Wikingern, tatsächlich aber war es allgemein üblich zu Plündern. Auch verfolgten Gudfreds Leute keine Hit-and-Run Taktik sondern stellen sich in offenen Feldschlachten.
Sorry, mir hatte es irgendwie Satz und Quellen zerschossen. Habe es soweit wieder hergestellt.
Christian Lübke in „Zwischen Reric und Bornhöved: die Beziehungen zwischen den Dänen und ihren slawischen Nachbarn vom 9. bis zum 13. Jahrhundert“ S.23 ↩
Oh ja gerne!
Hallo, Bei Recherchen zur Tunika Heinrich des Zänkers bin ich auf eine ähnlich Lösung gekommen, ich habe mir das Stifterbild…
Hab jetzt gerade Terra X schauen wollen. Seit neusten mit KI generierten Stimmen. Diese Entwicklung gefällt mir nicht. Ich muss…
Gut gelungen. Dieses Miniriemchen im Riemendurchzug der Scheide hält das Ganze.
Freunde von mir waren schon da. Ich weiß nur nicht ob ich selbst schaffen werde :-(