Rezension: Campus Galli – Chronik 2013
Im schwäbischen Meßkirch hat man es sich bekanntlich zum Ziel gesetzt – „mit den Handwerksmethoden des Mittelalters“ – ein karolingisches Kloster zu errichten. In diesem Zusammenhang wurde nun eine Jahreschronik veröffentlicht, deren Inhalt im Vorwort wie folgt charakterisiert wird:
„Hier wird Geschichte in zweierlei Maß lebendig vermittelt: Zum einen sollen sich die Leser mit Hilfe anschaulicher Beiträge über die Geschichte der Klosterstadt informieren können. Zum anderen haben sie die Möglichkeit, den Baufortschritt zu verfolgen […].“
Bedauerlicherweise wird man diesem Anspruch nur zum Teil gerecht. Die von den ehrenamtlich tätigen Autoren beigesteuerten Beiträge, sind zwar durch die Bank lesenswert – das eigentliche Bauvorhaben wird jedoch kaum erörtert. Stattdessen werden Fragestellungen behandelt, die nur im weitesten Sinn etwas mit der der geplanten Klosterstadt zu tun haben; etwa, wie der dem Projekt zugrunde liegende St. Galler Klosterplan entstand, oder wie die Menschen des 9. Jahrhunderts ihre Speisen zubereiteten. Jene, die sich hier einen umfangreichen Einblick in den gegenwärtigen Baubetrieb erwarten, dürften demnach enttäuscht werden.
Auch die Bebilderung ist in Summe wenig befriedigend: Da Architekturzeichnungen und aussagekräftige 3D-Modelle der geplanten Gebäude völlig fehlen, ist es dem Leser nur schwer möglich, sich eine konkrete Vorstellung davon zu machen, wie dieses Projekt in einigen Jahren aussehen wird. Besonders schwer wiegt überdies, dass sich selbst von den bereits errichteten Handwerker-Unterständen kein einziges Foto findet! Wie man im Angesicht solcher Auslassungen „den Baufortschritt verfolgen“ können soll, bleibt rätselhaft …
Der totale Mangel an einschlägigem Fotografien, ist übrigens rasch erklärt: Zur Zeit der Drucklegung waren die bisher errichteten Bauten schlicht und ergreifend noch gar nicht fertiggestellt. Getrost kann es deshalb als Schildbürgerstreich bezeichnen werden, dass diese „Chronik“ bereits zu Saisonbeginn publiziert wurde, anstatt am Ende des Arbeitsjahres.
Fazit: Die Bezeichnung „Chronik“ ist unpassend, da hier kaum konkrete Ereignisse des Baubetriebes behandelt werden. Anstatt sich mit der Vita Karls des Großen zu beschäftigen – die jeder Interessierte problemlos „ergoogeln“ kann – wäre es beispielsweise sinnvoller gewesen, vermehrt die Mitarbeiter der Klosterstadt zu Wort kommen zu lassen. Denn deren Hoffnungen und Arbeitserfahrungen sind für eine spätere Rückschau von weitaus größerem Interesse, als das Wiederkäuen allgemein zugänglichen Geschichtswissens.
Der nicht vorgebildete Laie, dürfte aus diesem 82 Seiten dünnen Büchlein, trotz obiger Mängel, die eine oder andere Information entnehmen können, die es ihm erlaubt, ein besseres Verständnis für den Campus Galli zu entwickeln. Deshalb vergebe ich 3 von 5 möglichen Punkten.
Schlussbemerkungen:
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass zwischenzeitlich einige der an diesem Buch mitwirkenden Personen dem Projekt enttäuscht und verärgert den Rücken gekehrt haben.
Außerdem möchte ich mich bei Markus Zwittmeier vom Blog Tribur.de dafür bedanken, dass er mir ein Exemplar dieses Buches zukommen ließ.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort – Geistestradition und Tourismus für die Region und darüber hinaus – von Dirk Gaerte
Karolingische Köpfe – Karl der Große (748-814) – von Matthias Becher
Reisekönigtum und das Intinerar des karolingischen Hofstaates – von Markus Zwittmeier
Die Entstehung des Klosterplans auf der Reichenau und sein Weg nach St. Gallen – von Ernst Tremp
Eine Baustelle im Nirgendwo. Klostergründung im frühen Mittelalter – von Andreas Sturm
Die Orientierung der Baulinie der Basilika und der Klosterstadt – von Marin Kieß
Karolingisches Mönchtum. Eine Spurensuche im frühen Mittelalter – von Jakobus Kaffanke
Christliche Lebensbilder – Der heilige Meinrad (um 797-861) – von Stefan Blanz
Geschichte hautnah – Die Kleidung der Karolingerzeit – von Andreas Sturm
Handwerksarbeiten im ehemaligen Hotel Löwen in Meßkirch – Nadelbinden, Strangweben, Seile schlagen, Dachschindeln richten – von Andrea Braun-Henle
Die Küche und ihre Ausstattung im frühen Mittelalter – von Andreas Sturm
Kochen wie im frühen Mittelalter – Rübentopf mit Speck
Zum Verfasser: Hiltibold alias Richard kommt aus Graz und schreibt normalerweise unter http://hiltibold.blogspot.de/ Hiltibold: Römisches & Mittelalter, wobei er sich im Bereich des Mittelalter hauptsächlich im Frühmittelalter aufhält. Dort erschien der Artikel auch im Original und wurde unverändert übernommen. Zuletzt eckte er ein wenig mit unliebsamen, aber wichtigen Fragen zur Klosterstadt an, was ihm eine Erwähnung in der Karfunkel einbrachte.
Da ich selbst einen Aufsatz zu der Anthologie beigetragen hatte, sah ich mich außer Stande selbst eine Rezension zu schreiben, schickte Hiltibold eines meiner Belegexemplare und bat um eine Rezension.
Oh ja gerne!
Hallo, Bei Recherchen zur Tunika Heinrich des Zänkers bin ich auf eine ähnlich Lösung gekommen, ich habe mir das Stifterbild…
Hab jetzt gerade Terra X schauen wollen. Seit neusten mit KI generierten Stimmen. Diese Entwicklung gefällt mir nicht. Ich muss…
Gut gelungen. Dieses Miniriemchen im Riemendurchzug der Scheide hält das Ganze.
Freunde von mir waren schon da. Ich weiß nur nicht ob ich selbst schaffen werde :-(