Marienkapelle – salischer Festort?
Ich bin blöd! Gut, das merkt man des Öfteren, aber dieses mal hats wirklich weh getan!
Ich habe immer klaglos hingenommen, was Diefenbach in den 30ern zu Treburs Marienkapelle geschrieben hat. Ich hatte mich , von gelegentlichen Zweifeln abgesehen (hier) verlassen das seine Aussage, das Gebäude müsse mehr oder minder karolingisch sein weil es von der Fläche über 2 Quadraten errichtet sei.
Nun bilde ich mir ein, ein klein bisschen Ahnung von Architektur zu haben und bemerke nicht die Krux an der ganzen Geschichte!
Das Quadrat in der Architektur, speziell Kirchenbauten, beginnt erst in der Ottonik wichtig zu werden (ausgeschiedene Vierung) und wird dann mit dem Bau von Gewölben elementar! Und mit diesen begann man erst zur Zeit Heinrichs IV. so richtig loszulegen. Die Seitenschiffe von Bau I des Speyrer Doms erhielten Gewölbe (1040), die Krypta erhielt ein Kreuzgratgewölbe (1041) später dann, in Bau II, lies Heinrich ein Kreuzgratgewölbe ins Schiff einziehen.
Um 1017 hatte man durch byzantinische Handwerker die Bartholomäuskapelle in Paderbron mit Hängekuppeln errichten lassen.
Um noch einmal ganz sicher zu gehen was den Grundriss angeht, nahm ich mir sämtliche greifbaren karolingischen Grundrisse zur Hand. Weder in der Aula von Ingelheim oder Aachen, nicht in der Justinuskirche Hoechst, nicht in den Einhardbasiliken, nirgends war das Quadrat das Maß der Dinge! Diefenbach hatte (mal wieder) etwas falsches in den Raum gestellt, wobei ich ihn ein bisschen verteidigen muss, da man noch viele Kirchen einfach falsch einschätzte.
Also denken wir einmal darüber nach, das die Kapelle späteren Datums ist. Was haben wir an Fakten und was würde dafür sprechen?
Wir wissen das seit 1057 Heinrich IV sich am liebsten im August in Trebur aufhält und dabei Mariä Himmelfahrt, oder wie es richtig heißt „Mariä Aufnahme in den Himmel“ (lat.: assumptio Beatae Mariae Virginis), feiert. Wir wissen das dies sein Vater gerne in Speyer tat um für die Geburt eines Thronfolgers zu bitten. Dies benötigt einen speziellen Ort oder zumindest einen Marienaltar.
Wir wissen das sich im vermeindlichen Kelleraushub, der entstand als dort zwischen den Fundamenten ein Keller gegraben wurde (ca.1907) und der nach Aussagen auf einem Feld lokalisiert wurde, karolingische Scherben gefunden wurden. Wir wissen aber nicht ob diese Scherben aus den Fundamentgräben stammen, also zeitgleich mit dem Bau eingebracht wurden oder ob sie aus einer tieferen Schicht stammen, möglicherweise eine Abfallgrube o.ä.
Wir wissen das die Kapelle 1277 als capella beatae marie ersterwähnt wird, sie aber zu diesem Zeitpunkt bereist besteht.
Wir wissen das die Kapelle um 1350 einen (neue?) Glocke bekommt, die noch heute existiert und wenn sich da einige Leute bemühen würde auch noch schlagen könnte. (Infos) Die Kapelle wird also noch genutzt.
1598 ist das Gebäude baufällig, wird schon länger nicht mehr genutzt und durch einen Gutachter des Landgrafen untersucht. Dieser schreibt unter Anderem: “die behauen Steine im Chor (…) meines erachtens zu anderer Gelegenheit zu gebrauchen”. Der Chorbereich, also Apsis und ein Stück davor scheinen also mit besonders bearbeiteten Steinen zu bestehen. Bauschmuck?Wenn ja dann sollte die Kirche nicht unbedingt ein einfaches karolingisches Kapellchen sein.
Das Fundamentmauerwerk ähnelt jenem von Lorsch aus der Zeit nach 1090 (Info) Der Fundamentbogen an der Apsis spricht für romanischen Baustil.
Bei der Ortssanierung der 80er Jahre wird ein Brunnen gefunden und von Günter und Wolfgang Kraft ausgehoben. Dabei finden sie auf dem Grundstück der ehemaligen Marienkapelle eine Art Säulenbasis, die stark ramponiert ist und den Eindruck einer Halbsäule erweckt. An einer Seite findet sich ein V-förmiges Symbol das von Dr. Azzola als frühes romanisches Steinmetzzeichen des 11.Jahrhunderts gedeutet wird. Die Herkunft des Steins ist unbekannt, er könnte vom Abbruch der Kapelle stammen. (Bild hier)
Für mich spricht im Moment mehr für eine Erbauung in salischer Zeit als für eine andere Periode!
PS: Einige Abfallprodukte fand ich noch, von denen ich nicht weiß ob sie eine Bedeutung haben oder rein zufällig sind: Als der Papst 6.11.1052 Trebur besucht wird 3 Tage später der katolische und päpstlich Wichtige Feiertag der Weihe der Lateransbasilika begangen. 1069, just zu der Zeit als Heinrich Trebur nicht mehr zu besuchen scheint, wird in Mainz die Kirche Mariegreden (auch bekannt als Maria zu den Stufen, Maria ad Gradus)geweiht (Wikipedia über die Kirche) Der Stift hält später Besitzungen in Trebur.
Danke Christian, tatsächlich war ich vor 2 Jahren dort, muss aber gestehen das ich den Textilien wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe.…
Hi. Bin grad über den Artikel gestoßen. Wenn du mal in die Nähe von Hildesheim kommst: Im dortigen Domschatz befinden…
Nein aktualisiert nicht. Die müsste noch in der Variante wahrscheinlich noch irgendwo in meinem Archiv schlummern
Hallo Markus, hast du die Karte zwischenzeitlich zufällig für einen anderen Post/Vortrag/Ausstellung aktualisiert?
Pfalz Derenburg, es fehlt mi ein gesicherter Lageplan der Pfalz und der Vorburg