Die Lösung zur Theobalds-/Ewaldskapellen-Frage
Eine Sache die mich lange bewegt ist die gelegentlich für Trebur erwähnte Theobalds- oder Ewaldskapelle. Die Idee das eine solche Kapelle verbreitete zuerst Johann-Just Winkelmann 1667. Er hatte wohl versucht die fünf von Abraham Saur 1595 für Trebur genannten Kapellen zu verorten. Dies gelang ihm für die Laurentiuskirche, Marienkapelle und St. Alban.
Eine Vierte, geschweige den Fünfte waren nicht auszumachen, weshalb sich Winkelmann, heutigen Vorgehensweisen nicht unähnlich, Flurnamen betrachtete und dabei auf ein Sankt Ewaldsfeld stieß, dem er eine Kirche zuordnete. Die fünfte Kirche oder Kapelle jedoch lies er weg.
Wenn es also keine Ewalds oder Theobaldskirche gab, woher hat dann das Feld seinen Namen?
In der „Beforchung der Deutschordensgüter“ in Trebur von 1496 wird das Sankt Ewaldsfeld (fol.9) als auch das Sankt Theobaldsfeld (fol. 4) genannt. Die Beschreibung lautet immer das es ein Theobalds/Ewlads-Feld bei dem Theobalds/Ewalds-Graben gab. Man muss daher daraus schließen das Sankt Theobaldsfeld und Sankt Ewaldsfeld identisch ist. Grund hierfür könnte der hessische Dialekt sein (nicht das heutige Fernsehhessisch, sondern das echte Platt), der aus dem b gerne mal einen w-Laut macht.
Da es sich wohl um Güter des Deutschorden handelt, liegt ein Bezug zu Heiligennamen relativ nahe, muss aber nicht gegeben sein. Barbara Demand listet in ihrer Arbeit „Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains“ nicht eine einzige Weihung mit einem der beiden Namen auf. Theobald bzw. Thibault ist in Deutschland ohnehin keine weit verbreitete Weihung und die Brüder Ewaldi werden eher Regional im Streifen von Köln nach Paderborn verehrt, wo sie gewirkt haben sollen. Es spricht also nichts für Heiligennamen.
Schaut man sich nun die Verteilung der (Nach-)Namen Theobald und Ewald in Deutschland an, stellt man fest das Theobald am häufigsten im Saarland, mit Steigerung hin zu Französischen Grenze hin, auftaucht. Kein Wunder, war es doch ursprünglich ein französischer Namen. Sieht man sich jedoch die Verteilung des (Nach-)Namens Ewald an, so muss man feststellen das er am häufigsten im Kreis Groß Gerau auftritt.
Es ergibt sich daher folgendes Bild: Ein Mann namens Ewald besaß ein Feld. Dieses Feld wurde kam zu einer unbekannten Zeit in Besitz des Deutschordens, vielleicht durch Ewald selbst. Der Namenszusatz Sankt kann entweder entstanden sein durch Ewalds frommen Lebenswandel, oder durch die heilige Tat das Feld dem Orden zu stiften.
Das alles wäre aber fast nicht nötig gewesen zu erläutern, denn wenn es auf einem Feld eine Kapelle gab, ist es absolut unüblich das der Acker dann nur noch die Bezeichnung Ewaldsfeld trägt. In der Regel hießen solche Orte Kapellenfeld, Ewaldsstein oder ähnlich.
In diesem Zusammenhang fällt mir allerdings als einzigem Fallbeispiel auch die lauschige, gotische Kapellenruine St. Theobald über Bad Mergentheim-Edelfingen ein, dessen Patritzium als ehemaligen Besitzer, mit ziemlicher Sicherheit auf den Deutschherrenorden der direkt danebenliegenden Residenzstadt zurückgeht.
Klar wäre, wie von dir argumentiert, eine Kapelle absurd und deine weitern Erklärungen überzeugen sehr!