Das Rheingauer Gebück
Als ich den Begriff „Rheingauer Gebück“ das erste Mal hörte, dachte ich eher an Rückenschmerzen bei der Weinlese, aber weit gefehlt! Was dem Schleswiger sein Danewerk ist dem Rheingauer sein Gebück , könnte man es formulieren, denn das Rheingauer Gebück ist eine Wehranlage bzw. eine Landwehr von ca. 40km bis 50km Länge.
Sie begann in Walluf und führte über die Höhen bis nach Lorch im Rheintal und war für den Niedergang der Burg Walluf verantwortlich.
Wie der Begriff Landwehr bereits sagt diente die Anlage der Verteidigung eines Landstrichs. Der Rheingau schottete sich von Walluf bis Lorch mit ihr nach Außen hin ab. Da eine solche Verteidigungsanlage, quer über die Berge des Rheingaus mit Mauern und Gräben nur schwer zu bewerkstelligen wäre und zu dem enorme Kosten verursacht hätte, wurde die Natur zur Hilfe geholt.
Unterbrochen von einigen steinernen Toren wurde auf einer Breite von 50-60m Buchen gepflanzt, deren junge und dünne Triebe gestutzt, nach unten gebogen (daher Gebück) und miteinander verflochten wurden. Zwischen den jungen verflochtenen Buchen wuchsen schon bald Brombeersträucher und ließen so eine nahezu undurchdringliche Hecke entstehen.
Selbst Feuer kam dieser Hecke nur schwer bei, an deren Rückseite ein Fahrweg angelegt war um schnell von einem Verteidigungspunkt zum anderen zu gelangen.
Die Dörfer am Rande des Gebücks waren für seine Instandhaltung und Verteidigung verantwortlich. Abschneiden von Zweigen wurde bestraft.
Die im 12. oder 13. Jahrhundert angelegte Verteidigungsanlage war, obwohl so simpel, doch äußerst effektiv. Es gab zahlreiche Versuche sie zu erstürmen. So auch 1461 wo der Mainzer Erzbischof Diether von Isenburg während der Mainzer Stiftsfede versuchte das Gebück zu erobern. Als es seinen Truppen nicht gelang soll er es selbst in Augenschein genommen haben und erklärte es für uneinnehmbar.
1631 fiel es dann doch durch die schwedischen Truppen Gustav Adolfs. 1771 wurde es dann in größten Teilen auf Befehl des Mainzer Erzbischofs gerodet. Heute finden sich nur noch wenige der alten Buchen und von den Bollwerken blieb nur die Mapper Schanze von 1491 erhalten in deren Nähe man 1984 eine kleine Rekonstruktion des Gebücks anlegte.
Das Rheingauer Gebück als vollkommen einzigartig zu bezeichnen würde aber nicht stimmen. Überall entstanden zu dieser und vorallem zu späteren Zeit solche und ähnliche Verteidigungsanlagen, so etwa die Kölnische Hecke oder die Haller Landheeg, sowie Landwehren aus Wall und Graben. Das Gebück war jedoch das Breiteste das ich fand.
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…
Ein kurzer Gruß von einem stillen Leser, mit den besten Wünschen fürs neue Jahr! Danke für dieses schöne inspirierende Blog!
Ja, hattest Du ja schon oben im Text geschrieben. Ich hatte es vergessen. Aber auch von dort hätte er rasch…
Wenn ichs richtig im Kopf habe war er in Worms, Lorsch, Salmünster und Weihnachten dann in Regensburg. Aachen wurde wohl…
PS: wenn Karl III zur Zeit des Überfalls auf Paris (November 885) noch in Ostfranken ist (ggf. Aachen, das ja…