Der Ausgangspunkt – Trebur in der Zeit um 1100
Der Übergang vom 11. ins 12. Jahrhundert war eine Zeit der Konflikte. Kaiser Heinrich IV. lag noch immer im Rahmen des Investiturstreits im Konflikt mit der Reformpartei der Päpste und deren Anhänger. Dies ging soweit das er 1098 seinen erstgeborenen Sohn Konrad enterbte, da sich dieser auf die Seite der Reformpartei geschlagen hatte und den jüngeren Heinrich (Heinrich V.) als Thronfolger einsetzte.
Dieser aber sollte sich 1104 ebenfalls gegen den Vater erheben, sich der Reformpartei anschließen und den Kaiser entmachten. Die Fürsten und Ministerialen gewinnen immer mehr an Macht und wechseln mitunter die Parteien, wie es ihrem Vorteil gerade dient.
Seit dem die Mainzer Rudolph von Rheinfelden 1077 nach seiner Krönung zum Gegenkönig vertrieben hatten und er auch in Worms keine Unterkunft bekam und sich kurz in Trebur aufhielt, war kein Herrscher mehr in Trebur. Wie Michael Gockel erläutert ist aber davon auszugehen, das die Pfalz Trebur noch für eine königliche Gastung ohne Einschränkung fähig war. Der Fiskalbezirk, also die Ortschaften um Trebur herum, die ebenfalls für das königliche Gut wirtschafteten, waren noch in vollem Besitz.
Bereits seit 882 führt Trebur seinen neunten Teil (Nona) an den Bartholomäusstift (Pfalzstift) in Frankfurt ab1
Die Gerauer Mark gehörte seit einer Schenkung Heinrichs II 1013 dem Bistum Würzburg. Und Märkte/Messen wie in Frankfurt, wenn auch erst knapp 50 Jahre später bezeugt, beginnen zu boomen.
Und dennoch hatte die Pfalz und der Fiskus Trebur bereits an Einfluss verloren, ein Fakt der in der Literatur bisher kaum oder gar nicht beachtet wurde. 1076 wurde erstmals Eberhard von Hagen bei Lampert von Hersfeld als erster des Hauses Hagen Münzenberg erwähnt2 . Zwar wird Konrad von Hagen erst 1128 als Besitzer des Lehens des Wildbanns genannt3, doch der Wildbann, der einstmals aus 3 Teilen, Frankfurt, Dieburg und Trebur bestand, waren bereits in ottonischer Zeit zusammengefasst worden4 . Somit war Trebur bereits der direkten Verwaltung seines Teils des Wilbannes beraubt. Hinzu kommt, dass in der Zeit Eberhards die Burg Hain als steinerne Turmhügelburg mit einem Turm, dessen Seitenlängen 12 x 13m betrug und der sich mit 5 Stockwerken auf 25m Höhe erhob5 , erbaut worden war. Dieses neue Zentrum des Wilbanns war in seiner Wehrhaftigkeit in den schwierigen Zeiten des späten 11. und frühen 12. Jahrhunderts der alten, flächigen Pfalz Trebur um ein weites Überlegen.
siehe dazu hier: http://www.tribur.de/blog/2010/12/01/trebur-und-die-nona-des-bartholomausstifts/ ↩
Ergänzung zu den Herren von Hagen- Münzenberg: Die Wikipedia ( Link ) verzeichnet zu den Herren von Hagen Münzenberg einen potentiellen Ahnherren namens Wetti, der als Meier im Dienst König Otto I. steht und von diesem Land in Seckbach erhält. In keiner der mir zugänglichen Literatur ( Schalles-Fischer „Pfalz und Fiskus Frankfurt“, Hans Otto Keunecke „Die Münzenberger – Quellen und Studien zur Emancipation einer Reichsdiensmannenfamilie“ Michael Gockel „Karolingische Königshöfe am Mittelrhein“ und „Die Bedeutung Treburs als Pfalzort“ ) wird diese Theorie auch nur erwähnt. Natürlich besteht immer eine Möglichkeit das es sich bei dem Meier (villicus) Wetti um einen Verwandten/Vorfahren der Herren von Hagen Münzenberg handelt, da es aber in jedem Ort, das zu einem Fiskalbezirk gehört einen Meier gab, besteht hierzu nur eine geringe Möglichkeit ↩
Hans Otto Keunecke „Die Münzenberger – Quellen und Studien zur Emancipation einer Reichsdiensmannenfamilie“ S53 ↩
Michael Gockel „Karolingische Königshöfe am Mittelrhein“S205 ↩
Rudolf Knappe „Burgen in Hessen“S408 ↩
Zu: Die Wikipedia verzeichnet zu den Herren von Hagen Münzenberg einen potentiellen Ahnherren namens Wetti.
Dazu folgende Literatur:
Wilhelm E. Heupel: “ Der Sizilische Grosshof unter Kaiser Friedrich II.“ Bände 10-11,
S. 300.
Hellmuth Gensicke :“Geschichtliche Landeskunde, Band XVII“, Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1978. Darin: “ Ministerialität zwischen Odenwald und Westerwald“
S. 79 + 80.
Weiteres zu Wetti als vermutetem Ahnherr:
Prof. Karl Gruber, “ Minzinberg, Burg-Stadt-Kirche “ Zweite Auflage 1973, Graphische Druckanstalt W. Herr, Gießen, S. 80 ff, hier: Stammtafel.