Ein alter Weg in der Gemarkung Gräfenhausen?
Kürzlich bekam ich einen Hinweis auf einen möglichen alten Weg. Der Einsender (Danke an dieser Stelle noch einmal) nahm Bezug auf meinen Artikel “Altstraßen und Trebur – Teil II – Frankfurt und Osten” (link: http://www.tribur.de/blog/2021/05/12/altstrassen-und-trebur-teil-ii-frankfurt-und-osten/ ) Nördlich der von mir angedachten Route des “Mainzer Wegs” zwischen Groß-Gerau und Dieburg, war ihm ein ein kleines Stück Weg in der Nähe der Autobahnraststätte Gräfenhausen Ost aufgefallen.
Dieser Weg verläuft vom Hardtweg ausgehend durch das Sensfelder Hardt ( Mitte des 18. Jh. auch “Die große Haide” bezeichnet) und verliert sich nach etwa 500m wieder.
Der Einsender hatte bereits auf der Seite von Kristof Doffing (immer eine Empfehlung wert! https://langen.ykom.de/serverlocal/diys_static/startseite.html ) nach Karten recherchiert und mir so einige Arbeit abgenommen.
Die Suche
Ausgerüstet mit einigen Karten, darunter auch eine mit Lidar Abbildung, begab ich mich daraufhin auf die Raststätte Gräfenhausen und dann in den Wald, um mir alles einmal anzusehen.
Auf der Lidar Karte hatte ich bereits einige “Anomalien” wahrgenommen, die ich mir in diesem Zuge auch einmal ansehen wollte.
Zwar lief einst eine Straße durch das Gebiet, doch diese tangierte den Weg nicht, bzw. Streifte ihn nur. Es handelte sich dabei um die direkte Verbindung zwischen Gräfenhausen und Erzhausen, die heute noch als Feldweg von Gräfenhausen den Apfelbach südlich des Steinrodsees queert und danach wegen der Autobahn nach Norden abknickt. Seine Verlängerung östlich der Autobahn ist der Hardtweg.
Das fragliche Waldgebiet wird im Norden vom Hahnwiesenbach und im Süden durch den Apfelbach begrenzt, im Westen durch die A5 und im Osten durch die Wolfsgartenallee. Der Weg ist einfach zu erreichen: Über den Zubringer der Rastätte Gräfenhausen Ost, liegt er in der Verlängerung des Zubringers nachdem dieser den Hardtweg kreuzt.
Der Weg
Er macht den Eindruck eines “Singletrails”. Nur am Anfang des Weges liegt er etwas höher als das umliegende Terrain, später schneidet er sich etwas in den Waldboden ein. Die Erhöhung zu Anfangs ist wohl auf Schutt zurückzuführen, der gerne mal auf abgelegenen Weganfängen abgeladen wird. Dafür sprechen auch einige Reste an Verputz oder Backstein die hier liegen.
Weiter den Weg hinein ist er fast vollständig mit Erde bedeckt, an einer Stelle jedoch war die Erde weggeschwemmt und zeigte akkurat verlegten Pflasterstein aus Granit. Jedoch kein Kopfsteinfplaster und auch sonst sah es wenig abgeschliffen aus. Nichts deutet auf ein hohes Alter hin. Und tatsächlich wies diese Stelle auch noch eine Flickstelle auf. Ein Querverlaufender Streifen war mit Teer oder Bitumen geflickt worden, ganz so, als hätte man ein ehemaliges Gleis abdecken wollen. Aber eine Bahnlinie gab es hier nie.
Da ich mich an dieser Stelle nahe einer Anomalie im Norden befand, beschloss ich dieser einen Besuch abzustatten. Die Anomalie entpuppte sich, genauso wie die zweite als Tümpel. Auch sonst war das Gelände recht niedrig und der Bewuchs deute auf gelegentliche Überschwemmung hin. Umso verwunderlicher war das der Weg nicht erhöht liegt.
Ohnehin wäre bei einem sehr alten Weg, und davon müssen wir ja im Ursprung ausgehen, eher als Knüppeldamm angelegt gewesen wäre. Wenn dieser nun auch noch lange in Benutzung war, sollte er erhöht liegen.
Lösung
Doch was war dieser Weg dann? Wahrscheinlich ist die Lösung recht einfach. Beim Bau der A5 ab 1933 wurde an der entstehenden Autobahn Sand abgebaut. Dabei entstanden einige Seen, etwa der nahe Steinrodsee auf der anderen Seite. Zudem brauchte man Anfahrtswege für Baufahrzeuge. An diesen Stellen entstanden vielfach Parkplätze oder Raststätten. Wie eben die Raststätte Gräfenhausen. Aber dennoch sollte auch vorher hier schon ein Weg gewesen sein, der aber schon länger seinen Sinn verloren hatte. Dieser steht in Zusammenhang mit der südlichen Anomalie.
Die südlichen Anomalien
Im Süden zeichnen sich im Lidar Bild im Wald viele parallelen Linien ab. Diese machen den Eindruck der Reihen eines Spargelfeldes. Solche Anomalien sind nicht unbekannt. Es handelt sich meist um ehemaliges, aufgegebenes Ackerland. So auch in diesem Fall, denn eine Karte von 18331 und 18312 zeigen nördlich des Apfelbaches Landstücke, die nicht bewaldet waren und wahrscheinlich vom Sensfelder Hof bewirtschaftet wurden. Eines der Felder endet an diesem Weg. Der Weg war wahrscheinlich ursprünglich nur ein Weg, der im 19. Jahrhundert am Rand eines Feldes verlief.
HStAD P 23 230/1-4, Link: https://langen.ykom.de/serverlocal/diys_files//karten/fr_p_23_230_2_gross.jpg ↩
HStAD P 2 2/11, https://langen.ykom.de/serverlocal/diys_files//karten/fr_p_2_2_11_gross.jpg ↩
Danke Christian, tatsächlich war ich vor 2 Jahren dort, muss aber gestehen das ich den Textilien wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe.…
Hi. Bin grad über den Artikel gestoßen. Wenn du mal in die Nähe von Hildesheim kommst: Im dortigen Domschatz befinden…
Nein aktualisiert nicht. Die müsste noch in der Variante wahrscheinlich noch irgendwo in meinem Archiv schlummern
Hallo Markus, hast du die Karte zwischenzeitlich zufällig für einen anderen Post/Vortrag/Ausstellung aktualisiert?
Pfalz Derenburg, es fehlt mi ein gesicherter Lageplan der Pfalz und der Vorburg