Lorch und Trebur – Eine Zusammenfassung
Ich hatte die Hoffnung ich müsste nur einen mit der Laurentiuskirche identischen Bau finden und einige Probleme würden sich von selbst aus der Welt schaffen. Oder zumindest hoffte ich dann die Rekonstruktion möglichst nah am Original zu konstruieren.
Das aber mit dem Funde des nahezu identischen Langhauses und Westbau von Lorch nur noch mehr Fragen aufgeworfen werden, damit rechnete ich allerdings nicht.
Ich wollte Trebur nie auf die Stufe eines Aachen oder Ingelheim heben, aber auf die ein oder andere Weise hab ich das Gefühl das mit dieser Entdeckung zu tun. Mann muss sich vergegenwärtigen, dass, egal wie man es dreht, eine Kirche eines „popliges Kaffs“ im nördlichen Oberheingau zum Vorbild für eine geplante Königsgrablege wird, oder aber eine Königsgrablege Vorbild für die Kirche eines „popligen Kaffs“ im Oberrheingau wird.
Aber allem Anschein nach scheint es so gewesen sein. Das führt zu zwei Theorien die ich etwas beleuchten möchte. Die beiden Grundideen sind: 1. Treburs Laurentiuskirche war das Vorbild von Lorch oder 2. Treburs Laurentiuskirche wurde nach dem Vorbild von Lorch erbaut
Beide Theorien werfen auf die ein oder andere Weise eine Vielzahl von Fragen auf, können aber auch Hinweise auf existierende Fragen liefern!
zu 1. Wenn Lorch nach dem Vorbild Treburs gebaut wurde, bzw. Konrad III entschied den Westbau Lorchs nach Treburs Vorbild zu gestalten, als “ (…) bewusste Konzeption, die für die Nutzung der Kirche als Grabstätte(…)“1 gedacht war. Sollte dann nicht Trebur eine ähnliche Memorialfunktion besessen haben?
Bei der Salierrezeption der Staufer, die ihren königlichen Anspruch auf ihre Abstammung über Agnes von Waiblingen auf Heinrich IV zurückführen, sollte Trebur ebenfalls als Grab- oder Memorialstätte für einen Salier fungiert haben. Liesen sich darauf auch die Besuche Heinrichs IV zu Maria Himmelfahrt erklären? Für Memorialgottesdienste?
Die Salier sind bekannt für eine Vielzahl von Memorialstiftungen , oft zum Totengedenken, zum Gedenken an Krönungen oder ähnliches2. Dabei wurde nicht nur der Familienmitglieder gedacht sondern auch engen Getreuen ( fideles). Wenn aber sich die Staufer eine solche Memoria als Vorbild für ihre Grablege nehmen und einen direkten Bezug auf die Salier anstreben, so sollte es sich eigentlich um ein Familienmitglied der Salier gehandelt haben, deren Memoria hier kopiert wurde.
Das Problem daran ist das fast alle Grabstätten der Salier bekannt sind. Lediglich das Grab von Beatrix, der am 26.9.1036 ca. 5 od. 6 jährig gestorbenen Tochter Konrads II und Schwester Heinrichs III ist unbekannt. Doch sie soll in Quedlinburg erzogen worden sein. Auch stiftet Konrad II am 25.10.1036 zu ihrem Seelenheil zu Gunsten des Klosters Quedlinburg, was eine dortige Beisetzung wahrscheinlich macht.
Eine weitere Person ist Grundlage zahlreicher Diskussionen. Es handelt sich um Azela die als mitunter mit Heinrichs III Tochter Adelheid gleichgesetzt wird, oder aber eine uneheliche Tochter Heinrichs III ist. Doch auch diese Azela starb ebenfalls in einem im September.3 und würde daher auch nicht die Probleme der August Aufenthalte lösen.
Andererseits wäre auch ein Reliquiengrab, oder eben das Grab eines Getreuen denkbar, dem eine besondere Bedeutung innerhalb der Salier, oder der Staufer (unbekannter Verwandter?) zu kam.
Weiterhin kommt jene ominöse Weiheinschrift die eine Weihe am 8. Januar und eine Lampert Reliquie nennt hinzu. Besteht hier eine Verbindung? Interessanter Weise ist zu vermerken das das Kloster Lorsch im Besitz von Lampert Reliquien war und sich im Januar 1066 in Trebur aufhielt. Dabei handelte es sich aber um die Machtdemonstration des Klosters gegenüber Heinrich IV. als dieser versuchte Udalrich von Lorsch abzusetzen und Adalbert von Bremen das Kloster zu übertragen. In diesem Kontext erscheint es mir unwahrscheinlich das das Kloster Reliquien übergibt und Heinrich IV. diese Ad hoc in der Kirche zurücklässt und diese nicht eine Translation an einen anderen Ort durchführen würde. Wobei ich natürlich auch eine gewisse Symbolik die Reliquien einfach in Trebur „zurückzulassen“sehen könnte.
zu 2. Um oder nach 1150 erscheint Trebur lediglich noch im Tafelgüterverzeichnis. Außer als Wirtschaftslieferant scheint es keine Rolle mehr gespielt zu haben. Es wäre also verwunderlich wenn jemand Zeit und Geld in den Kirchenbau gesteckt hätte um ihn einer staufischen Grablege anzugleichen. Aber auch diese Variante kann letztendlich nicht ausgeschlossen werden.
Diese Variante würde die Frage aufwerfen wer den Umbau ausgeführt oder initiiert hat, wenn sie nicht königlich veranlasst wurde. Primär kämen hier mit Sicherheit die Hagen-Münzenberger als Vögte von Trebur in Frage. Dabei fällt wieder der Name Kuno I. von Münzenberg ins Auge, der ab 1156 die Münzenburg errichtete und eng mit dem staufischen Königshaus verbunden war. Man könnte ihm also ein Interesse unterstellen die Pfalz Trebur wieder an Bedeutung gewinnen zu lassen um so den König enger an sich binden zu wollen.
Generelle Fragestellungen: Es gibt aber auch noch übergreifende Fragestellungen.
Turm-Problem: Lorch hatte 2 seitliche Türme, St Michael auf dem Heiligenberg hatte 2 seitliche Türme und auch die Salvatorbasilika Frankfurt, die wahrscheinlich um 1000 umgebaut wurde besaß zwei Rundtürme, die wohl aus Platzgründen mittig an die Westfront angebaut wurden4 Hatte Trebur auch Türme?
Ohne Emporen im Inneren bestünde keine zwingende Notwendigkeit für Türme. Die Emporen die jedoch in der ersten Bauphase des Westbaus eingezogen wurden machen einen Aufgang auf diese Emporen notwendig. Ich habe diesen Fakt immer etwas vor mir hergeschoben, zumal man einen Aufgang mit Sicherheit mittels einer hölzernen Aufgang im Inneren hätte lösen können. Die bauliche Untersuchung von Otto Müller der Laurentiuskiche zeigte keine Spuren von Türmen, wobei angemerkt werden muss, dass Müller nicht vor den nach Nord und Süd weisenden Portalen des Westbaus gegraben hat. Er grub lediglich am Übergang von Westbau zu Seitenschiff. Hier fand er außer einem Steinhaufen im Boden nichts was auf einen Turm hinweisen würde.
Die Frage nach einem Turm muss also zunächst offen bleiben. Zumal ich nicht unbedingt das Bedürfnis habe mit einer langen Eisenstange (aka Sondierstange) and der Laurentiuskirche im Boden rumzustochern. Das würde ich lieber den Fachleuten überlassen!
Problem von Pfarrhaus und ehemaligem Gemeindehaus: Parallel zueineander, in der Ost-West-Achse östlich der Laurentiuskirche befinden sich Pfarrhaus und ehemaliges Gemeindehaus (diese Funktion hatte es nur in den 50er Jahren, zuvor war es ein normales Wohnhaus, so wie auch jetzt wieder). Beide Gebäude wirken in ihren Umrissen wie die Überbleibsel eines östlich anschließenden Kreuzgangs, wie er sich in Hildesheim, dem bereits erwähnten St. Michael auf dem Heiligenberg bei Heidelberg oder eben auch Lorch. Sie sind sogar deckungsgleich wenn ich das Kloster Lorch entsprechend skaliere und auf den Katasterplan Treburs lege.
Es gibt aber keinerlei Hinweise auf eine Stiftung (siehe oben), auf ein Kloster oder ähnliches, wobei das nebeneinader von Pfalz und Pfalzstift nicht außergewöhnlich ist. Nur zahlte Trebur die nona, einen zweiten Zehnt, an den Stift in Frankfurt, der bereits durch Karl den Dicken eingerichtet wurde.
Im Moment bleibt mir nur übrig abzuwarten auf meine Termine, ob sich in dieser Hinsicht neu Entwicklungen abzeichnen.
Hans-Martin Maurer Herzog Friedrichs I. Klostergründung in Lorsch in Friedrich I (1079-1105- Der erste staufische Herzog von Schwaben S126 ↩
Vgl Karl Schmid Die Sorge der Salier um ihre Memoria – Zeugnisse, Erwähnungen und Fragen in Memoria der geschichtliche Zeugniswert des liturgischen Gedenkens im Mittelalter S666ff ↩
Adelheid übrigens Januar 1096 ↩
vgl. Wintergerst Franconofurd I S84 ↩
Sehr geehrter Herr Zwittmeier, zur Ortsnamen-Geschichte von Geinsheim hier ein paar Anmerkungen. Die Zuordnung der Namen Gemminesheim und Gemminisheim im…
Danke Christian, tatsächlich war ich vor 2 Jahren dort, muss aber gestehen das ich den Textilien wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe.…
Hi. Bin grad über den Artikel gestoßen. Wenn du mal in die Nähe von Hildesheim kommst: Im dortigen Domschatz befinden…
Nein aktualisiert nicht. Die müsste noch in der Variante wahrscheinlich noch irgendwo in meinem Archiv schlummern
Hallo Markus, hast du die Karte zwischenzeitlich zufällig für einen anderen Post/Vortrag/Ausstellung aktualisiert?