Fragen, Unsicherheiten und Zweifel
Je mehr und je tiefer ich im Moment in das 3D Model der Laurentiuskirche einsteige, desto mehr frage ich mich ob ich denn richtig liege. Es ist nicht so das ich schon mal einen extrem heftigen Fehler gemacht hätte im Entwicklungsprozess zur Laurentiuskirche gemacht hätte oder so, im Gegenteil. Aber es sind immer so kleine Punkte die mich Grübeln lassen. Ich stelle mir dann vor das es eine Entdeckung gibt die sagt “ Ha, ha, ich war tatsächlich die Königshalle und erst 1270 wurde ich zur Kirche umgebaut. Diefenbach hatte 1934 recht, Ätschi!“. Ich glaube dann würde ich Bienenzüchter am Polarkreis! Es ist vollkommen unbegründet, aber so bin ich. Und dann gibt es solche Momente wie heute morgen, als ich der Klosterkirche des Klosters Lorch stehe und mein Blick auf den Westbau richte und feststellen muss, das das Ding, das Trebur sehr ähnelt, 1139 geweiht wurde. (Auf diese Geschichte will ich glaube ich noch einmal gesondert eingehen)
Aber genau deswegen will ich mir mal so ein paar Probleme anschauen. Auch um mich selbst wieder auf Kurs zu bringen und vielleicht interessierts jemanden.
Ellen Ludwig notierte, in ihrer Dissertation zur Laurentiuskirche unter Gottfried Kiesow, einen Stein in der Eckverquaderung der Nord-West-Ecke einen Stein mit Wolfsloch. Wie die Bauuntersuchung vermerkt wurde der Wolf, eine Hebezange die sich durch Spreizung in einem trapezförmigen Loch festkeilt, erst in der Mitte des 13. Jahrhunderts in unserer Region eingesetzt. Und es zudem erscheint es seltsam das dieses Loch seitlich sitzt, da ein Wolfsloch immer auf der Oberseite sitzt. Anders wäre dabei eine Steinschere, die seitlich angreift. Andererseits Stieß ich nun in „1000 Jahre Kaiserdom Merseburg“ auf eine Säule des 11. Jahrhunderts mit Wolfsloch die eben mit einem solchen bewegt wurde, was auch explizit dabei steht.
Ja was den nun? Zu dem habe ich ein Problem eben diesen Stein zu lokalisieren! An der Südwestecke gibt es tatsächlich zwei (und nicht nur einen Stein mit Löchern). Diese sind aber seit min. 20 Jahren mit Beton verfüllt so das man zur Form des Loches (bei einem Wolf trapezförmig) nichts sagen. Hinzu kommt das diese Steine im oberen Teil (über 7m) der Eckverquaderung sitzten. Jenem Teil der erst aus der Gotik stammt und aus Kalksteinen in gleichmäßigen Bindern und Läufern besteht.
Die potentiell karolingische Kämpferplatte in der Eckverquaderung des nördlichen Querhauses – Hier quälen mich mehrere Fragen. Die erste ist natürlich warum diese Platte genau dort vermauert wurde. Zur Zeit gehe ich davon aus das es sich folgender maßen abspielte. Als um 1450 der gotische Umbau erfolgte und das Querhaus Zwecks Verzahnung mit dem Langhaus zumindest im oberen Teil erneuert werden musste verwendete man alte Teil neu, sei es um Geld oder Aufwand zu sparen, wobei das recht egal ist. Ich denke das zunächst am südlichen Querhaus Hand angelegt wurde. Hier befinden sich im oberen Teil auch ältere Sandstein Quader. Wohl ältere Eckquader. Doch nicht sämtliches anfallendes Baumaterial war brauchbar und so wurden auch die neueren glatt behauenen Kalksteine eingefügt. Im nördlichen Querhaus scheint dagegen Materialmangel geherrscht zu haben, weshalb man fast nur Kalksteine verwendete. Bis auf die Kämpferplatte. Diese wurde passend abgearbeitet, damit sie in das Gefüge passte. Diese Abarbeitung erfolgte mittels eines Zahneisens. Dieses Werkzeug kam erst mit der Gotik in Deutschland an. Somit wäre Grund und Zeitpunkt der Einfügung und Bearbeitung geklärt.
Es bleibt aber die Frage wo sich bis zu ihrem Einbau an dieser Stelle die Kämpferplatte zuvor befand! Wenn er erst in gotischer Zeit verbaut wurde kann er nicht aus dem Westbau stammen. Die Kämpfer des Langhaus sahen wahrscheinlich so aus wie der Kämpfer an der Trennwand zwischen Westbau und ehemaligem Langhaus. Es sei denn dieser Kämpfer wurde mit dem Westbau hier, quasi als Mittler eingebaut und die Langhauskämpfer sahen so aus wie in der Einhardsbasilika in Seligenstadt. Dann könnte es sein, das aus irgendwelchen Gründen ein Pfeiler getauscht oder erneuert werden musste und der Kämpfer übrig blieb. Auch wäre denkbar das man die Arkaden im Langhaus zu gotischen Bögen veränderte. Dann aber muss man fragen warum man das nicht in der Vorhalle tat. Wegen einer befürchteten Instabilität des neuen Turms?
Wo wir gerade bei Kämpferplatten sind. Im Westbau gibt es zwei Sorten von Kämpferplatten. 3 mal der gleiche nach Nord-West, nach Nord-Ost, und Süd-West. Nur der nach Süd-Ost sieht anders aus. Warum? Da hab ich beim besten Willen keine Lösung für! Laut Untersuchung von Otto Müller befinden sich die vier Kämpfer an ihrem ursprünglichen Platz. Einzig die Seiten wurden abgeschlagen.
Und in Sachen Westbau/Westquerhaus und die Pfeiler hab ich auch so meine Fragen.
Der Aufbau/ die Baufolge scheint zwar nicht unplausible aber dennoch seltsam, oder wirft zumindest Fragen auf. (Siehe zur Erläuterung das Bild links)
Die erste Fassung des Westquerhauses besitzt breitere Pfeiler als heute (schwarze Schraffur).
Über den Kämpferplatten, also ab dem Halbkreisegment des Bogens erreicht die Wandstärke die heutige Stärke und wurde auch nicht mehr verändert seit der Errichtung.
Am Ende der Deckenzone setzen Deckenbalken des Querhauses nach Süden (Bild) und Norden an. Oberhalb der Löcher für die Deckenbalken verbreitert sich die Mauer wieder. Die Traufkante des Westquerhauses setzt erst nach einem kleinen Kniestock an. Unterhalb der Deckenbalken befindet sich ein kleines rechteckiges Fenster.
Auch im Bereich über den Deckenbalken verbreitert sich die Mauer wieder (schwarze Schraffur im oberen Bereich).
Die ursprüngliche Breite von Pfeiler und oberer Mauer, eben die schwarze Schraffur, ist identisch mit der Fundamentbreite des Mittelschiffs. Ich vermute daher das es sich um Teile des karolingischen Baus, oder zumindest eines Vorgängers handelt in den Nachträglich der Bogen einfügt wurde.
Das Mauerwerk , auch die Pfeiler, bestanden komplett aus Bruchstein und waren mit einem grauen Putz bedeckt. Müller sah darin den ursprünglichen Putz, die Bauuntersuchung mahnte jedoch an das es auch sein kann das man den echten ursprünglich Putz abgeschlagen haben könnte bevor man einen neuen Auftrug.
In der nächsten Phase zog man eine Empore ein, währen der Putz so blieb wie er war. (markiert durch die drei x). Der auf dem Plan von Müller eingezeichnete Rundbogen kann also so nicht existiert haben, der mittlere Balken würde ins Leere laufen. Ein Gedanke wäre hier das auch das Fensterchen erst wegen der Empore eingezogen wurde.
Die nächste Phase sieht Müller als gotisch an. Die Pfeiler und die obere Mauer werden schmaler gemacht, abgeschlagen. Die schwarze Schraffur verschwindet. Auch die Kämpfer werden auf die gleiche breite abgeschlagen.
Der rot schraffierte Teil der Bruchsteinpfeiler wird ausgebrochen und durch Steinquader ersetzt. Das Mauerwerk in den Flügen des Westquerhauses wird auf Höhe des Langhauses erhöht und die gotischen Bögen in die Wand gebrochen. Die Wand wurd nun gelblich übergeputzt, die Quader der Pfeiler und des Bogens mit roter Steinfarbe mit weißen Scheinfugen bemalt (ganz so wie es heute aussieht)
Nun meine verwirrten Fragen: Welchen Grund hatten die Erbauer der Bögensegmente diese schmaler als das Mauerwerk und Pfeiler zu machen? Ich kann mir kaum vorstellen das Kosten oder Zeitersparnis der Grund war. Ich bilde mir ein das da mehr sein muss, das ich einfach übersehen habe. Zu dem scheint versucht worden zu sein , je nacht sichtweise die Kante zu betonen oder zu kaschieren, denn auf ihrer Höhe befindet sich ein roter Farbrest an der Westwand. Ebenso ein Farbstreifen in der Mitte der Fläche und wohl ein Streifen direkt unter der Dachkante.
Was war der Grund um 1450 diesen optischen Lapsus auszugleichen? Glich man erst alles auf eine Breite an wegen der Optik, baute einen Turm darauf und stellte fest das alles instabil wurde weil die Pfeiler bröckelten? Hat man deswegen den größten Teil des Bruchsteins durch Quader ersetzt?
Das bring mich zur nächsten Frage. Was hat es mit den Mauerresten westlich vor der Kirche auf sich? Sie verlaufen Ost-West, haben zunächst die breite und Lage des Langhaus Fundamentes um dann unregelmäßig, in Sprüngen schmaler zu werden. Für die Reste einer Vorhalle sind sie eigentlich zu breit, ein Atrium ist eher unwahrscheinlich. Und dann werden die noch von einer Nord-Süd Mauer „überfahren“, wie Diefenbach es nannte. Teile des Vorgängerbaus?
Ebenso ein Mauerrest im nördlichen Querhaus. er läuft in einer Kante mit den breiteren Fundamenten von Annexräumen neben dem Chor, knickt aber nach Süden ab und fluchtet sonst mit überhaupt nichts…
[…] None of this is recorded in known historical sources, but is quite plausible for several reasons. First of all,…
[…] historian linked to the Tribur Palts, provided a positive answer to this question. He reconstructed the itinerary of Emperor…
Auch Frau Danker wusste das der stählerne Glockenestuhl 1961 einen Stahlglockenstuhl ersetzt hat, Der alte Holzglockenstuhl von 1844 hat dem…
[…] Trackback: Geschichte und so Zeugs » Ein ♥ für Blogs […]
Hallo Herr Wittmer, Hallo Thomas, das stimmt und wieder nicht. Tatsächlich ist das Wappen in die Wappenrolle mit dieser Beschreibung…