Rezension – M. Becher Chlodwig I.
Weihnachten ist ja die Zeit in der man Geschenke bekommt, so auch ich. Ich bekam aus meiner Amazon Wunschliste (falls mir mal jemand was schenken will!!) den Chlodwig I.
Matthias Becher legte 2011 mit „Chlodwig I – Der Aufstieg der Merowinger und das Ende der Antiken Welt“ die erste deutsche Biographie über den großen Merowinger Herrscher vor.
Das Buch mit seinen 330 Seiten ist chronologisch gegliedert. Es beginnt mit den frühsten Erwähnungen der Franken und ihren Funktionen im römischen Reich, einer Bestandsaufnahme Galliens am Ende des Weströmischen Reiches und begibt sich dann auf die Suche nach den Franken bei Gregor von Tours und bis hin zu Childerich und geht dabei auch auf die u.a. bei Fredegar genannte Herkunft der Franken aus Troja und die überlieferten Herrschernamen ein.
Becher mahnt bei vielen althergebrachten Ideen, wie zum Beispiel den langen Haaren als königlichem Zeichen, einem Stierkult und der Frage nach einem Sakralkönigtum, zur Vorsicht, wobei er angenehm ambivalent bleibt und lediglich Positionen gegenüber stellt, jedoch ausdrücklich nicht wertet. Nicht jedem scheint diese Herangehensweise zu gefallen , worauf ich noch eingehen werde.
Diese, den Weg für Chlodwig bereitenden Teile, nehmen 143 Seiten Seiten ein bis Becher zu Chlodwig selbst kommt. Dies mag lang erscheinen, ist jedoch für ein umfängliches Verständnis nötig und bettet die eigentliche Biographie in den entsprechenden Kontext ein. Sie ermöglichen auch Lesern ohne erweitertes Hintergrundwissen einen guten Einstieg in das Thema.
Im eigentlichen biographischen Teil legt Becher viel wert auf die Beziehungen Chlodwigs zu anderen Gruppen, wie etwa Goten und Burgenden , da sie vielen Wechselwirkungen mit den Franken unterlagen. Der Nachwirkung Chlodwigs widmet Becher hingegen nur 5 Seiten, hier hätte es durchaus etwas mehr sein können, wobei natürlich vieles der Rezeption durch Gregor und andere bereits vorher aufgearbeitet wird.
Abschließen wollte ich noch auf einen Kritikpunkt eingehen der an Becher heran getragen wurde und den ich oben bereits andeutete. In der FAZ vom 1.4.2011 (hier) zeigte sich Michael Borgolte verhalten:
Er begnügt sich leider damit, in chronologischer Folge und unter Rückgriff auf die gesamte fränkische Vorgeschichte Sachverhalt für Sachverhalt, Geschehen für Geschehen abzuhandeln; ausführliche, immer dichter und länger werdende Quellenzitate werden kommentiert, aber nie in eine geschlossene historische Erzählung integriert. Was Bechers Buch bietet, ist ein Ereignis- und Themenreferat auf dem Boden der Spezialforschung, in der der Autor bestens beschlagen ist.
Was Borgholte hier kritisiert, finde ich geradezu wichtig. Ich möchte kein vorgefertigtes Bild einer historischen Person haben. Ich möchte mir ein eigenes Bild machen, unabhängig von vorgefertigten Meinungen.
Und gerade das ist es was Bechers Werk für mich interessant macht.
Ebenso ist zu bedenken das es sich im die erste deutsche monographische Biographie Clodwigs handelt. Und als solches ist es wirklich ein unverzichtbare Lektüre für jeden der sich für die Merowinger und die Entstehung des fränkischen Reiches interessiert.
Matthias Becher „Chlodwig I. Der Aufstieg der Merowinger und das Ende der antiken Welt“ 330S.
C.H. Beck 20111, ISBN-13: 978-3406613708, Gebundene Ausgabe 24,95€
Jetzt noch einmal dieselben Überlegungen wie beim Überfall auf Paris 100 Jahre später (siehe früherer Blog): wieso konnten die in…
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…