Römische Brücke bei Eschollbrücken? Gedanken zum Fund
Vor einigen Tagen hat mich eine Nachricht in der örtlichen Presse aufhorchen lassen.
Was war passiert?
Der Landkreis Darmstadt-Dieburg wollte in Verbindung mit dem Nabu den Lohraingraben, ein altes Flussbett des Neckars, westlich von Eschollbrücken renaturieren. Das Gebiet soll eine Ausgleichsfläche für den Wald der dem Flughafenausbau zum Opfer fiel bilden.
Die Arbeiten bedeuteten das Feuchtgebiet wieder auszubaggern, wobei auch Holzstämme aus dem morastigen Untergrund befördert wurden.
Der Vorsitzende der NABU Gruppe Pfungstadt Wolfgang Wengenroth fielen an den Stämmen bearbeitungspruren auf. Er informierte den Heimtverein Eschollbrücken über die Holzfunde. Dieser wiederum informierte die Außenstelle der Landesdenkmalpflege im Darmstädter Schloß und alles nahm seinen Lauf.
Die ca. 120cm langen Balken wurden mittels Dendrochronologie auf ein Fälldatum zwischen 60 und 107 n.Chr. datiert. Sie waren wohl Teil einer römischen Brückenanlage.
Der Grabungstechniker Ralf Klausman bedauerte , dass die Balken sich nicht mehr in Situ befinden und somit keine Rückschlüsse mehr auf die potentiell hier sich befundene Brücke gemacht werden können
Soweit berichtete das Darmstädter Echo (Link)
Ob die Brücke nun Teil einer ersten Verbindung von Gernsheim nach Dieburg war, sei dabei einmal dahin gestellt. Tatsächlich zeigt sich aber hier ein Problem, das archäologisch Interessierte nur zu gut kennen. Was wäre geschehen wenn Wengenroth nicht die Weitsicht gehabt hätte die ominösen Hölzer jemandem zu melden? Sie wären wahrscheinlich wie Einbäume am Wegesrand verrottet oder abtransportiert worden und niemand hätte je davon erfahren. Erst wenn ein Herr Dr. Maurer oder ein Marco Hardy MA sich auf Spuren römischer Funde mal danach erkundigt hätten, hätte sich möglicherweise jemand daran erinnert. Es wäre zu spät gewesen.
Nun war es in diesem Fall auch zu spät um die Hölzer noch in situ zu beobachten, aber man hat sie zumindest noch datieren können. Ich kann bzw. ich will niemanden irgendwelche Vorwürfe machen. Wieso auch sollte der Baggerfahrer daran denken das unter ihm sich die Fragmente einer römischen Brücke befinden? Aber vielleicht sollte man in Zukunft ein wenig mehr Weitsicht walten lassen. Gerade die letzten Jahre haben gezeigt das das hessische Ried immer noch voller Funde steckt die nach und nach vernichtet werden und die Beobachtungen gelten nicht nur für Hessen. Ich erinnere an die Funde am Harzhorn.
Man müsste im Vorfeld Bauarbeiten jeglicher Art auf mögliche Funde sensibilisieren. Gerade wo doch der Altneckarlauf mit seinem sumpfigen Boden hervorragende Konservierungseigenschaften aufweist. Auch die Meldekette, die ja in diesem Fall über einige Umwege stattfand, müsste verkürzt und gestrafft werden.Eine Art Info-Hotline vielleicht? Und zu guter letzt bräuchte es mehr Geld für die Denkmalpflege um in solchen Fällen ein schnelleres Eingreifen zu ermöglichen.
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…
Ein kurzer Gruß von einem stillen Leser, mit den besten Wünschen fürs neue Jahr! Danke für dieses schöne inspirierende Blog!
Ja, hattest Du ja schon oben im Text geschrieben. Ich hatte es vergessen. Aber auch von dort hätte er rasch…
Wenn ichs richtig im Kopf habe war er in Worms, Lorsch, Salmünster und Weihnachten dann in Regensburg. Aachen wurde wohl…
PS: wenn Karl III zur Zeit des Überfalls auf Paris (November 885) noch in Ostfranken ist (ggf. Aachen, das ja…