Ein winterlicher Besuch in einem Pfalzvicus
2009 hatte ich eine „Geruchsreise“ ins (Früh)Mittelalter geschrieben (hier). Seit etwa einem halben Jahr geisterte eine Fortsetzung in meinem Kopf herum, die weniger mit Geruch als mehr mit hartem Alltag zu tun haben sollte, aber auch inhaltlich an die vorangegangene Geschichte anknüpfen sollte. Und da ist sie nun. Im übrigen habe ich noch einige Aspekte die ich gerne so durch den Fleischwolf drehen möchte.
Es ist Winter geworden in unserem kleinem Dorf, bei der Pfalz. Die Ernte war recht annehmbar und der Winter bisher recht mild und trocken gewesen . Vielleicht hatte man ja Glück und könnte den Winter ohne größere Schäden überstehen.
Mit Epiphanias war die Weihnachtszeit und die damit verbundene, auferlegte Ruhe des Dorfes vorbei. Alles ging wieder seinen üblichen Tätigkeiten nach.
Am gestrigen Nachmittag hatte es das erstmals begonnen zu schneien und nun, zum Morgengrauen, fallen noch immer vereinzelte Flocken. Doch das Dorf schläft nicht mehr. Einige Männer haben bereits die Häuser verlassen. Die meisten sind in verschlissene, dicke Mäntel gehüllt. Um den Körper haben sie dicke Taue gebunden und Lumpen um die Schuhe gewickelt. Sie gehe zu einem Unterstand und holen vier Ochsen, die sie an Seilen heraus zerren. Man spricht nicht. Wieso auch? Ein Fernsehprogramm des gestrigen Abends über das man sich unterhalten könnte gab es noch nicht und was zu tun war weiß jeder.Ein Ochse läuft nicht richtig. Er hat einen Hufschuh verloren. Er muss hier bleiben und neu beschlagen werden. Einer der Männer geht hinüber zum Schmied der gerade die Esse für den Tag vorbereitet und gibt bescheid.
Hinter einen der Ochsen wird ein kleiner Karren gespannt. Fackeln, einige einfache Speere, Äxte, Beile und weitere Taue werden darauf verstaut. Mit Feinden muss man hier, in mitten des Reiches, nicht rechenen. Aber Wölfe und andere Tiere gibt es die gefährlich werden könnten.
Langsam setzt sich der kleine Tross in Bewegung zieht über die Brücke, vorbei am Hof und vorbei an dem Lager wo die Fremden untergebracht sind die für den König hier eine Kirche bauen. Dort ist es noch ruhig. Wenn die Lebensmittel diesen Winter nicht reichen sollten, dann wegen der Fremden, die mitverköstigt werden müssen.
Die Männer entzünden zwei Fackeln, verlassen das Siedlungsgebiet und ziehen der Dämmerung entgegen. Vorbei zieht der Trupp an den kahlen Obstbäumen über die zugeschneiten, nicht sichtbaren Wege. Doch die kennen sie gut. Als es langsam hell wird passiert der Trupp den nächsten kleinen Ort der wo sich einige kleine Hütten um das Haus des Forestarius gruppieren. Dieser wartet bereits auf die Männer. Einige Tage zuvor war er mit den Fremden in den Wald gegangen und hat mit ihnen einige Eichen markiert die diese für den Kirchenbau benötigen.
Nach fast 3 Stunden Marsch durch Schnee und Kälte hat man das Ziel erreicht. Den dichten Wald des Königs, wo sie die Eichen schlagen und abtransportieren sollen.
Die Eichen stehen an einer Lichtung an der bereits vor einiger Zeit Bäume geschlagen wurden und ein kleiner Unterstand errichtet wurde. Hier findet sich auch ein wenig trockenes Feuerholz das einer der Männer nutzt um ein kleines Feuer zu entzünden, während die anderen sich bereits an die Arbeit machen. Der Forestarius hat sich eine Lanze gegriffen ,denn der Wald ist zu dicht um mit dem Bogen schnell auf wilde Tiere zu reagieren. Es wird ruhig bleiben, nur ein Hirsch verirrt sich in die Nähe der Männer und verschwindet wieder im Wald.Er wird aber auch darauf achten das die Männer nicht wildern oder Fallen aufstellen.
Während endlich der letzte Baum entastet wird, bereitet einer der Männer ein Mahl aus Getreideschrot und etwas ranzig riechender Butter zu, die in einem Topf zu einem dicken Brei verrührt wird. Bevor man den Wald wieder verlässt wird man sich noch stärken.
Mit den dicken Tauen bindet man die Stämme an die Ochsen und langsam setzt sich der Zug in Bewegung. Als man den Waldrand erreicht kann man im Westen gerade noch durch den wolkenverhangenen Himmel den Sonnenuntergang erahnen.
Als der Forestarius sich von dem Transport wieder verabschiedet ist es merklich dunkel geworden und es beginnt wieder zu schneien. Man entzündet wieder Fackeln. Keine Minute zu spät, den der leichte Schneefall verwandelt sich in einen Schneesturm.
Die Ochsen sind störrisch im Sturm. Die Männer zerren an den Seilen schlagen sie mit Stöcken. Es geht nur langsam voran, doch sie müssen sich beeilen. Die Kälte kann töten.
2 Stunden kämpfen sie sich nun schon durch den Schnee. Die Laune ist auf dem Tiefpunkt. Es gibt kein Licht das ihnen den Weg weisen könnte. Doch erkennen sie einen heller werden Schimmer in der Wand aus Schnee.
Es sind einige der Fremden die ihnen mit Lampen entgegen gekommen sind.
Gemeinsam legt man die restliche Strecke zurück. Die Stämme werden an der Baustelle abgeladen, die Ochsen ausgespannt und über die Brücke in ihre Stallung zurückgebracht. Sie müssen noch mit Heu versorgt werden bevor die Männer erschöpft in ihre Hütten zurück kehren können. Morgen früh werden sie wieder aufbrechen. Vielleicht schneit es dann nicht mehr.
und so könnte es ausgesehen haben:
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=519543828066698&set=pb.205030139518070.-2207520000.1358851645&type=3&theater
Grüße aus Bärnau
oder so:
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