Balthilde, „Grande Robe“ und eine Mail
Am Sonntag Abend hatte ich Dr. Egon Wamers, der sich ja unter anderem für die Ausstellung „Königinnen der Merowinger“ verantwortlich zeichnet, eine Mail geschrieben. Grund war meine Neugierde bezüglich des Textils „Le Grande Robe de Bathild“ (Eine Abb. findet sich hier). Ein sehr ungewöhnlich Stück, ein kaftanähnliches Textil aus feinem Leinen das für die angenommene Trägerin Balthilde viel zu groß gewesen wäre und daher zu mancher Spekulation anregt. So las ich von der Idee einer Schlitzung der Ärmel ähnlich einem Cardecorps des Hochmittelalters, von geschoppten Ärmel wegen der Länge, von der Idee eines Reiterkleides etc.
Ich schrieb daher:
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Wamers,
Bezüglich der Ausstellung „Königinnen der Merowinger habe ich eine Frage.
Ich konnte bereits den Austellungskatalog, als auch die Ausstellung selbst, ausführlich studieren. Jedoch vermisste ich ein Objekt, über das ich mir mehr Informationen erhofft hatte. Es handelt sich dabei um das als „Le Grande Robe de Bathilde“ bezeichnete Textil. Im Katalog „Krone und Schleier – Kunst aus mittelalterlichen Frauenklöstern“ wird das Textil Balthilde zugeordnet, nach „Sépultures et Reliques de la Reine Bathilde et de l’Abbesse Bertille“ von Jean-Pierre LaPorte und Raymond Boyer scheint eine Datierung gänzlich unsicher, während der „Radegunde“-Katalog es auf 680 datiert usw.
Wurde das Objekt ob dieser unterschiedlichen Datierungen und Unsicherheiten nicht in Katalog und Ausstellung aufgenommen, oder gibt es neuere Informationen die sich meiner Kenntnis entziehen?Über eine Antwort würde ich mich freuen und Sie bitten diese in meinem Blog Tribur.de veröffentlichen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Zwittmeier
Die Antwort kam schnell:
Sehr geehrter Herr Zwittmeier,
Soweit die Primärpublikation von J.-P. Laporte 1988, 92 ff., erkennen lassen, ist eine Zuweisung der „grand robe“ an Balthilde nicht gesichert; allein ihre Größe war für die ca. 158 cm kleine Balthilde kaum geeignet. Vergleichbare „Kostüme“ datieren auch frühestens ins 9. Jh.
Mit freundlichen Grüßen
Egon Wamers
Barthilde und die Kleidung wurde nicht im Originalgrab gefunden. Das Grab war bereits im frühen 833 im Beisein Ludwigs des Frommen geöffnet und Kleider und Knochen getrennt worden, was ihren guten Zustand erklärt, wobei die Zeitgenossin Balthildes, Bertille der Klostergründerin , mit ihr zusammen gelegt wurde. Die Stoffe selbst trugen bei der Wiederauffindung ein 1544 ausgestelltes Etikett das ihre Echtheit bezeugen sollte. Es gab also mindestens 2 mal die Möglichkeit dem Stoffbündel etwas hinzuzufügen. Wahrscheinlich ab noch weitere Möglichkeiten.
Herr Dr. Wamers bezieht sich mit der Aussage „Vergleichbare „Kostüme“ datieren auch frühestens ins 9. Jh.“ wahrscheinlich eine Abbildung aus der Apokalypse von Valenciennes (Leider habe ich das passende Bild nicht parat). Auch wenn dieses Textil damit nicht in die merowingische Zeit passt, ist es für mich persönlich als potentielles karolingisches Kleidungstück von großem Interesse.
Super, Markus, gibt es eine Abb. von dem Kaftan?
2 konnte ich auftreiben: Hier das Schnittmuster (fürs ausprobieren) http://thealater.livejournal.com/pics/catalog/496/18829
und hier bei Suavia noch ein unscharfes Bild des Originals in Chelles im Museum http://www.alfalfapress.com/suvia/?p=255