Interview mit Arnulf
Durch einen interessanten Zufall an dem meine Stirn und die verschlossenen Tür einer Krypta beteiligt waren hatte die Möglichkeit in der Abteikirche St. Emmeram ein höchst interessantes (nicht ganz ernst gemeintes) Interview zu führen.
Frage: Guten Tag Arnulf von Kärnten. Es freut mich das sie Zeit für dieses spontane Gespräch fanden.
Arnulf: Freut mich auch, aber bitte nennen sie mich nicht „von Kärnten“. Ich war zwar mal Markgraf von Karantanien, aber das hat mit ihrem Kärnten nicht viel gemein. Und effektiv hab ich diese Aufgabe ja auch nur 6 Jahre wahrgenommen. Zudem waren meine Aufgaben als ostfränkischer und italienischer König und als Kaiser und Mehrer des Reiches wesentlich bedeutender. Bleiben wir der Einfachheit halber beim Arnulf.
F: Einige sehen ja in Ihrer Machtübernahme im Jahr 887 einen Staatstreich zumal Sie mit Luitward…
A: Ich werd Ihnen mal was sagen! Mein Onkel war ein kranker Mann, er war nie entscheidungsfreudig, was Gott mit dieser Krankheit strafte. Aber anstatt die Gründe zu bekämpfen und durchzugreifen behandelte er die Symptome mit Aderlässen
(Flüstert verschwörerisch:) Luitward hat mir mal erzählt das er bei einem Aderlass einen neuen Anfall, eine neue Warnung erhielt und anfing um sich zu schlagen. Seine Kammer muss schlimmer ausgesehen haben als Paris nach dem Abzug der Nordmänner!
Zurück. Er war Krank. Als er 887 nach Trebur kam hat er kaum noch etwas mitbekommen. Die Krähen sammelten sich schon eine ganze Weile um ihn um sich an seinem weichen Fleisch zu laben und um sich das Beste aus dem Reich zu sichern. Einer musste etwas tun. Wer hätte den König werden sollen wenn er plötzlich gestorben wäre. Etwa ein Lakaie Luitberts? Soe einen Straßenräuber wie Boso von Vienne? Oder Otto von Sachsen, nur weil ers mit einer meiner Verwandten getrieben hat? Reicht das die Göhre dann meinen Sohn geheiratet hat, damit er still hält! Das musste ich verhindern, das war ich meinem Vater, meinem Onkel, meiner ganzen Familie und vor allem Gott schuldig. Und das hab nicht nur ich so gesehen. Einige haben mich mit Arnulf von Metz verglichen und die haben das Ernst gemeint und nicht nur so gesagt.
Und was Luitward angeht, klar war er auf Eigennutz aus, deshalb hab ich im ja kein Amt gegeben, aber zumindest versuchte er für meinen Onkel ein wenig die Informationsflut zu filtern. Das hat der ja nichts mehr mitbekommen und für mich war er zumindest eine gewisse zeit lang von Nutzen.
F: Dennoch könnte man da einen gewissen Eigennutz hinein interpretieren. Die Macht, die Ehre… recht verlockend, oder?
A: Wenn es mir nur um Macht und Ehre gegangen wäre hätte ich Sventopluk und seine blinden Mährer in Grund und Boden gestampft wie ichs mit den Nordmänner gemacht habe. Nein, das war kein Grund. Der große Karl, mein Vorfahr, wurde von Gott auserwählt diese Welt zu beschützen vor den Einflüssen des Teufels, vor den Feinden der Kirche. Genau diese Aufgabe hatte ich fortzuführen. Es ging mir also nicht um Macht oder so, sondern darum die Christenheit und damit den Fortbestand der Menschheit zu sichern. Und sowas kann sie ganz schön belasten.
F: Was meinen sie mit “ Sventopluk und seine blinden Mährer“?
A: Sventopluk holte uns nach Großmähren, damit wir seine Heimat Gottes Gande zuführen wie es vorherbestimmt war. Um dies zu besiegeln wurde er sogar Tauf- und Namenspate meines ersten Sohnes Zwentibold. Aber er hat mich, uns und Gott betrogen. Er führte einen sinnlosen Krieg gegen uns und damit gegen Gott ohne zu merken das er dabei alle Kräfte seines Landes aufrieb. Kräfte die wir gut hätten gebrauchen können. Es war abzusehen das wir die Magyaren nicht mehr unter Kontrolle bekommen würden. Es kamen ja immer mehr aus dem Osten. Wir hätten in Großmähren ein Bollwerk errichten können und das schlimmste verhindern können. Aber es kam ja alles anders!
F: Sie erwähnten ihren ersten, unehelichen Sohn Zwentibold. In 895 riefen sie eine Kirchensynode wegen Mißständen ein. Dabiei wurde auch die Rechte der Ehe, bzw der Frau in der Ehe gestärkt…
A: (unterbricht) Ich glaub sie haben da was falsch verstanden mit ihrer heutigen Auffassung, aber ich kann das verstehen. Ich verstehe in Ihrer Welt auch nicht alles (lacht). Die Urteile die sie ansprechen handeln nicht von Ehen. Es geht hier um (sucht nach einem Wort) um naja, Partnerschaften die nach Stammesrecht geschlossen wurden. Also die Beziehung zwischen Man und Frau besteht ja nicht aus Ehe, zum Glück nicht. Die Ehe ist ein Vertrag, ein Vertrag wie ein Friedensvertrag zum Beispiel der zwischen zwei Parteien unter Gottes Aufsicht geschieht. Also ähh wenn ihr Land mit England im Krieg liegen würde, beide Parteien aber eigentlich Frieden wollen, dann könnte die englische Königen etwa anbieten das ihr Enkel ihre Regierungschefin heiratet. (rutsch vor lachen fast vom Stuhl). Wenn dann daraus ein Kind entstehen würde (lacht weiter) wäre das ein Garant für einen beständigen Frieden. Furchtbarer Gedanke, ich weiß, aber es sollte nur ein Vergleich sein. Vielleicht etwas ungeschickt.
Für das Verlangen der Lenden gibt es ja immer noch die Kebsen , wobei man da ja keinen Thronfolger bekommen kann. Aber wenn man so die ganze Zeit unterwegs ist… (winkt ab) Mein Sohn Zwentibold, da hatte ich ein bisschen Glück, ist dagegen standesgemäß gezeugt. Ich hatte eine lange Beziehung zu seiner Mutter, aber für eine sinnvolle Ehe hatte ihre Familie einfach nicht genug Einfluss, aber wenn ich nicht noch einen ehelichen Sohn, meinen kleinen Ludwig bekommen hätte, hätte ich ihn auch zum ostfränkischen König gemacht und nicht nur zum König vom Lotharingien.
F: Sie starben hier in Regensburg im Dezember 899 nach mehreren Schlaganfällen. Vieles dürfet auf fettiges Essen und ebenso viel Alkohol zurück zu führen sein.
A: Junger Mann, waren sie mal im Krieg? Nein? Sehen sie, auch als König oder Kaiser machen sie den selben Dreck mit wie alle auch. Zwar saß ich meist auf dem Pferd, aber dafür musste ich auch mehr an Rüstung tragen. Im Winter ist das verdammt kalt, das kann ich ihnen sagen. Da sind Sie froh um jedes Gramm Fett in ihrem Körper. Und im Sommer schwitzen sie, sind durstig. Ich hab Männer gesehen die aus Pfützen, Teichen und Bächen Wasser tranken weil sie durstig waren und am nächsten Tag haben die Blut geschissen. Die sind richtig verblutet und haben gekotzt. Da glauben Sie ich würde Wasser trinken? Da wär ich nicht mal Markgraf geworden.
F: Am Ende ihres Lebens hat sich Ihre Frau aufopferungsvoll um sie gekümmert. Man hat sie jedoch hier in Regensburg des Ehebruchs bezichtigt.
A: Ja. Und bumm (klatsch energisch in die Hände) hat mich wieder ein Schlag getroffen. Dieser Graman hatte mir was in den Wein gemischt, was es noch schlimmer machte. Ich glaube ja da steckten die Babenberger dahinter. Im Grunde war es das selbe Spiel wie bei meinem Onkel. Man merkte das ich schwach wurde und man versuchte das Reich unter sich aufzuteilen. Ich hielt aber zu Oda und sie zu mir, wofür ich sehr dankbar bin. Hatto hat danach noch versucht alles zusammen zu halten, manchmal mit etwas ähh harten Methoden, aber es war für das Reich, für die Christeheit!Naja, hat nicht sollen sein.
Ich bedanke mich für das Gespräch
Es sollen ja auch schon Leute Kafka getroffen haben…
Toll, vielleicht kannst Du daraus eine ganze Reihe machen. „tribur.de trifft …“ oder so!!!
lüftet mal den Schlumpfenhut, Ottoschlumpf Isí