Der Geograph von Ravenna und die Alamannen

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6 Antworten

  1. Jörg H. sagt:

    Was mir gerade so als spontane Idee einfällt (ohne sie jetzt wirklich durchdacht zu haben): wäre es nicht auch denkbar, dass die Franken den Rhein und den Main entlang gezogen sind, die Alamannen dort zurückgedrängt haben, aber unsere Gegend zunächst größtenteils ausgespart haben, weil sie zu unbedeutend war. Hier war ja nix.

    Dann wäre das Ried, die nördliche Bergstraße und das Gebiet zwischen Darmstadt und Frankfurt vom übrigen Gebiet der Alamannen abgeschnitten worden, ohne sofort von den Franken erobert zu werden. Das würde erklären, warum unsere Gegend später nicht mehr zum Herzogtum Alamannien gehörte, weil es da eben schon seit längerem vom Hauptgebiet der Alamannen getrennt war.

    Immerhin gibt es bei Biblis ein Nordheim und da -heim eigentlich eine fränkische Bezeichnung sein sollte, wäre das eine ziemlich kuriose Bezeichnung für einen Ort nahe der Südgrenze.

  2. Ohne zu viel verraten zu wollen was die nächsten Tage kommt, denke ich das könnte durchaus den Kern treffen. Die Sache mit den Alamannen im Ried ist wesentlich komplexer und chaotischer als ich zunächst dachte.

  3. andreas sagt:

    Nun, Nordheim kann man in dem Fall sehr viel eher auf den einst wohl größeren oder wichtigeren Königshof Lampertheim-Hofheim zurückführen, der unmittelbar südlich angrenzte. Also eine Ausbausiedlung, wie viele, viele weitere Sunt/Sont-, West-, Ost- und Nordheims in Deutschland und die als sogenannter Typenortsnamen erst dem 7./8. Jh. zugeordnet werden.
    So möchte ich auch zu Großostheim, zu dem sich Jörg letztens äußerte, noch nachträglich sagen, daß es sich dabei nach neuesten Recherchen auf den namensgebenden westlichen Bezugspunkt Ringheim bezieht, einer im Mittelalter aufgegebenen Muttersiedlung, die einst zentralörtliche Bedeutung für die Umliegenden Orte innehatte. Also nix mit einem fränkischen Stützpunkt an einer östlichen fränkischen Grenze…

  4. Jörg H. sagt:

    Ja, das ist auch plausibler. Irgendwie war ich – warum auch immer! – der Meinung, dass diese „Himmelsrichtungsorte“ immer dann regional bestimmt sind, wenn sich zwei gegenseitig aufeinander beziehen, also wenn beispielsweise neben einem Ostheim ein Westheim existiert, um die beiden Orte voneinander zu unterscheiden. Aber natürlich kann sich es auch auf einen Ort mit regionaler Zentrumsfunktion beziehen.

    Wobei Nordheim immer noch an einer, dann aber deutlich späteren und regionalen Grenze gelegen haben könnte, von einer Grafschaft oder so. Und die Grenze dieser Grafschaft könnte dann evtl. auf ältere Verhältnisse zurückgehen… das ist jetzt aber zugegeben stark konstruiert 😉 .

  5. andreas sagt:

    Bei so einer nachrichtenarmen Epoche sind neue Ideen und Perspektiven immer wichtig, egal wie spontan sie sind! 🙂

    Bei den nahe beieinander liegenden Wüstungen Ringheim, Biebigheim und der Teilwüstung Nilkheim ist auch interessant, daß sie den ersten Nennungen nach ursprünglich alamannische -ingen-Orte waren, die nach der Okkupation dann durch Hinzufügung des fränkischen -heim zum -ingheim-Ort verfrankt wurden, wie dies beispielsweise auch in der Wetterau geschah. Bei Ringenheim wird dies auch durch einen großen alamannisch-frühfränkischen Friedhof bestätigt. Warum diese besitzanzeigenden Ergänzungen nun nur bei einigen Orten geschah ist mir auch noch nicht ganz klar, aber irgendein System muß ja doch dahinter stecken.

    Auch bemerkenswert finde ich in unserer Nähe die noch frischen Ausgrabungsergebnisse um die Zellkirche bei Zellhausen, die einen gut befestigten königlich/gaugräflichen Verwaltungssitz seit spätmerowingisch/karolingischer Zeit ergaben mit der Klostergründung Seligenstadt aus politischen Gesichtspunkten, zur Absicherung des fränkischen Herrschaftsbereiches. Diese Kombination soll ähnlich geschehen sein wie bei Kloster Neustadt am Main mit dem befestigten Michaelsberg, Kloster Amorbach mit Gotthardsberg und Burg Karlsburg und dem in der darunter gelegenen Siedlung befindlichen Kloster, gegenüber von Karlstadt am Main. Diese Niederungsburg wurde dann nochmals in ottonischer Zeit verstärkt und Kloster Seligenstadt unterstand wohl bis Ende des 11. Jh. der Rechtssprechung der Maingaugrafen.

  6. Bei so einer nachrichtenarmen Epoche sind neue Ideen und Perspektiven immer wichtig, egal wie spontan sie sind! 🙂

    Deswegen bin ich Euch auch immer sehr dankbar für die Kommentare!

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