Wüste Mühlen im Kreis Groß Gerau
Mühlen gab es im Kreis Groß Gerau wie Sand am Meer, die vielen kleinen Bäche die vom Odenwald in Richtung Rhein und mein Fließen boten sich gerade zu an das im Kreis gemahlene Korn gleich vor Ort weiter zu verarbeiten. Das führte soweit das fast jeder Bach irgendwann und irgendwo einmal als Mühlbach bezeichnet wurde.
Vereinzelt stehen noch die alten Mühlengebäude, wie etwa in Wallerstädten, die meisten sind jedoch spätestens mit dem Aufkommen der Dampfmühle verschwunden. Die sind im übrigen inzwischen auch verschwunden. Eine der letzten die verschwand war die Dampfmühle am Kornsand, die übrigens sehr spektakulär gesprengt wurde.
Die Müller, die oftmals abseits der Dörfer in ihren Mühlen wohnten, hatten keinen besonders guten Ruf. Sie galten als Eigenbrödler und Geizhälse, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht waren, das Korn falsch wogen, das Mehl streckten usw.
Es verwundert daher nicht das es viele Sagen und Geschichten um „Teufelsmüller“ oder ähnliches gibt. Da kann der Kreis Groß Gerau nicht hinten anstehen:
Bei der Försterei Mitteldick (bei Zeppelinheim), am Hengstbach östlich des Flughafens soll einstmals die Waldmühle gelegen haben. Der Waldmüller war ein geiziger Mann, der betrog wo er nur konnte. Eines Abends klopfte es an sein Fenster und ein alter Mann mit langem Bart sprach zu dem Müller: “ Ich komme in Gottes Namen und erbitte ein wenig Mehl , das ich den Hungernden bringen will.“ „Das käme mir gerade recht, ich habe Mehl zu verkaufen, aber nicht zu verschenken. Ehe ich den Armen etwas von meinem Mehl gebe soll der Hengstbach kein Wasser mehr führen!“ entgegnete der Waldmüller.Traurig erwiderte der Alte: „Gut, dein Wunsch soll in Erfüllung gehen“ und verschwand im Wald.
Als der Müller nun wieder an die Arbeit ging und das Korn in den Trichter schüttete, da stand die Mühle plötzlich still, denn das Wasser des Hengstbaches versickerte weit vo der Mühle im sumpfigen Wald.
Da fluchte der Müller „Das Wasser hast du mir genommen, mein Mehl aber kannst du mir nicht nehmen“ Da stand plötzlich der alte Mann wieder vor ihm und bat erneut um Mehl, doch der Müller jagte ihn fort.
Um Mitternacht zog von Westen ein schweres Gewitter mit Blitz und Donner auf. Da lachte der Müller:“Schieb nur deine Kegelkugeln da oben im Himmel, aber lass mich in Ruhe mit meinem Mehl!“.
Kaum hatte er dies gesagt schlug krachend ein Blitz in der Mühle ein und die Mühle stand in hellen Flammen. Der Müller ergriff 2 Eimer und wollte Wasser zum Löschen holen, doch der Hengstbach führte ja kein Wasser mehr und er schrie um Hilfe. Da stand plötzlich der alte Mann wieder vor ihm. „Es soll dir geholfen werden wenn du barmherzig bist!“ Doch der Müller war ganz von Sinnenund schrie „Zum Teufel mit deiner Hilfe! Mein Wasser hast du genommen, , meine Mühle hast du mir genommen, aber ich bleibe der Waldmüller vom Hengstbach“ und rannte wie toll in den Wald.
Am nächsten Morgen fanden Waldarbeiter den Müller mit klaffendem Schädel an einem Baum lehnend.
Noch heute soll er nachts durch den Wald irren und seine Mühle und sein Geld suchen [1]
Doch zurück zu den verschwundenen Mühlen.
Die Altbachmühle lagt am Altbach, der eigentlich gar kein Bach ist, sondern ein Abzugsgraben der zwei Altneckarschlingen verbindet, wobei die nördliche Teil des Landgrabens ist. Südlich von Berkach lag sie am Zufluss und war in herrschaftlichen Besitz. Die Pacht betrug 1428 und 1451 7 Malter Weizen. 1792 existierte sie nicht mehr. Sie war abgebrochen worden um dem Altbach einen besseren Abfluss zu gewähren [2] [3]
Die Niedermühle, wie sie in „Unser Heimatkreis“ für Worfelden nennt soll man gefundenhaben als man den Mühlbach regulierte und Mauerreste im Bachbett gefunden wurden. Einzig ein Flurname erinnert nach an sie.
Die Rappenmühle, ebenfalls bei Worfelden gelegen, befand sich 800m südlich vom Ort befunden haben. Das Lagis vermerkt nur „1280: locus, dictus Rappenmulen“. Noch heute findet sich hier ein Bauernhof der auf den Namen Rappmühle hort, so wie auch die umliegende Flur.
[1] nach „Unser Heimatkreis Groß Gerau“ S. 120
[2] Gerog Wilhelm Justin Wagner „Die Wüstungen im Großherzogtum Hessen“ 1854 ,S.142
[3] „Lebendige Heimat- Der Kreis Groß Gerau“ S.127
Vielleicht kannst du mir ja einen Tip geben, über einen nahe beieinander liegenden Wüstungskomplex von zwei bis drei Ortschaften geben, der mir schon lange ein Rätsel ist. Urkundlich tritt dieser nie in Erscheinung und liegt im heutigen Mönchbruchgebiet.
Den Wald durchzieht noch heute in einem weiten äußeren Bogen der Eichenrainweg als ehemalige Grenzschneise einer frühen Wüstung mit Zentrum in den Mönchbruchwiesen, wobei der südliche Abschluß unklar bleibt, aber wohl ursprünglich bis zum Gross-Gerauer Hegbach heranreichte. Dank der Buxbaum-Karten findet sich direkt westlich des heutigen Jagdschlosses und gegenüber der Mönchbruchmühle der Flurname „Im alten Hof“. Geschichtlich tritt das Gebiet 1129 als „Fulenbruch“ auf, als Gegenstand einer kaiserlichen Schenkung an Konrad von Hagen, als dessen Forstverwalter der Dreieich. Anschließend im Besitz des Verwandten Eberhard Waro von Heusenstamm als „Eberhardeswarenbruch“ schenkt dieser den Besitz 1211 den Eberbacher Mönchen des nahen Klostergutes Hassloch. So kommt es dann zu seinem heutigen Namen, der sich 1330 erstmals nachweisen läßt.
Eine weitere innere Grenzschneise, die heute ebenfalls noch den Waldbezirk als Loogweg durchschneidet, zeugt von einer späteren Rundum-Verkleinerung der Gemarkung in einem Rahmen von 200 bis 1000 Metern, zugunsten der Fünf-Dorf-Mark im Norden und der übrigen Gemeinden. Nach der vollkommenen Auflösung gelangte zeitweise ein Großteil im Mittelalter an Königstädten, als „Alter Königstädter Wald“.
Als weiteren Beweis einer frühen Siedlung treffen sich an der Mönchbruchmühle die heutigen Gemarkungen von Mörfelden, Nauheim und Rüsselsheim.
500 Meter westlich folgen im Wald entlang des Schwarbachs die Flurnamen „Häuser See“, „Häusereckbrücke“ und „Sporäcker“. Ein damals wohl bereits wüster Ort Hausen erscheint ab ca. 1250 als „de prato Huserbrucke“ und ähnlich.
Daran direkt auch westwärts anschließend dann die weiten Nauheimer Schwarzbachwiesen auf denen sich noch die zwei nebeneinander liegenden Flurnamen „Altmühl“ und „Dörre Gemeinde“ finden lassen. Metzner war ja in den 80er Jahren der Ansicht, die dortige „Astheimer Seeschneise“ sei eine Verballhornung eines „Ostheim“, als östliche Ausbausiedlung von Königstädten. Allerdings hat er meiner Meinung dabei nicht den geläufigen Familiennamen Astheimer in Betracht gezogen.
Der Schwarzbachabschnitt ab der Mönchbruchmühle bis über die Nauheimer Schwarzbachwiesen hinweg hieß früher außer „Rote Bach“ auch „Häuser Bach“.
Nun könnten die mittig gelegenen Flurnamen namens Hausen auch nur die vergessene Bezeichnung eines der beiden Dörfer auf Mönchbruch oder den Schwarzbachwiesen gewesen sein?! Schwierig, schwierig…
Ich werde mir das am Wochenende mal in Ruhe ansehen!
Morgen will ich ja auch was in den Fundbüchern nachschauen und da werde ich da auch drauf achten. Prinzipiell hab ich schon eine Idee!