Die Curtis Problematik im Bezug auf Trebur
Was bedeutet nun die Erkenntnis das das rechteckige Gebilde, das Görich und Gockel als doppelrechteck Curtis identifizieren ( Michael Gockel „Die Bedeutung Treburs als Pfalzort“ in Deutsche Königspfalzen Band III, S89) nun gar nicht die Curtis Regia, also der königliche Wirtschaftshof ist?
1. Das Reallexikon der Germanischen Altertumskunde weist auf die Frage hin ob es sich nur um den Haupthof als Sammelstelle oder einen Haupthof mit Produktion handelt.
Die Antwort in Trebur ist eigentlich klar und zeigt schon das das Rechteck um das Kirchenareal nicht die Curtis als Wirtschaftshof sein kann! Der Wirtschaftshof lag in der Siedlung um die Albanskirche! Dies lässt sich auch leicht anhand von Anfällen aus der Knochenproduktion, Webgewichten und Unmengen von Eisenschlacken nachweisen. Das rechteckige Areal rund um die Laurentiuskirche war also der Sammelhof (Caput fisci od. Villa Capitanea). Damit klärt sich somit auch ein Problem das ich immer hatte: Wie kann der Bereich im Norden Wirtschaftshof sein wenn es doch südlich davon entsprechende Funde von der Spätantike bis ins Hochmittelalter gibt?
2. Warum wird dann der Begriff Palatium und Curtis mit der Ortsbestimmung Tribur gleich verwendet?
Hier kann ich nur spekulieren, aber ich denke das hier der Name Tribur selbst die Antwort ist. Das „Drei-Dorf“ eben, jene drei Siedlungen, also um St. Alban, Rechteckgebilde um die Laurentiuskirche, und Fischersiedlung im Westen. Schon bei der Ersterwähnung 829 bildeten diese drei Siedlungen einen gemeinsamen, bzw. zusammengefassten Bereich sonst wäre der Begriff Tribur nicht verwand worden. Da die Begrifflichkeiten für Pfalz sowieso recht schwammig sind (palatium, curtis regia als wichtigste Begriffe) , fungieren diese nur als Platzhalter. Tribur als Ganzes (das Dreiergebilde) hatte nunmal sowohl das palatium als auch die curtis. Hätte Trebur keinen Wirtschaftshof besessen und wäre reine Sammelstelle, währe wahrscheinlich ein vollständig anderer Begriff aufgetaucht.
3. Aber was ist dann die Rechteckform, die von Gockel und Görich als Curtis Regia bezeichnet werden wenn sie kein Wirtschaftshof sein kann?
Mal im Ernst, wie soll ich das wissen wenn es nicht mal das Reallexikon der germanischen Altertumskunde kann!? Aber man kann durchaus einmal die Gedanken schweifen lassen.
Immer wieder musste ich, wenn ich mir die Lage Treburs angesehen habe, an strategische Elemente denken, einen vorgeschobenen Posten, einen Riegel der sich vor einen Flussübergang (Schwarzbach) legt. Einen Ort der das Mainzer Vorland nach Süden abriegelt, der letzte Ort bevor die Sümpfe des Altneckars kommen.
Parallel hab ich mir auch mal die von Görich als aus der Zeit Karl Martells stammende „Burg“ Gronauer Altes Schloss angesehen. (Bilder finden sich hier beim LAGIS)Wnn ich mir dieses , nach Görich „schildförmige“, Gebilde so anschaue, kann ich parallelen mit Trebur erkennen, auch wenn das Alte Schloss mit 70m x 190m kleiner ist als Trebur mit 100m x 220m.
Da wären wir dann beim nächsten Punkt.Die Curtis (die sie ja wohl gar nicht ist) wird immer als verhältnismäßig groß gesehen, was mich immer etwas skeptisch machte. Ich rede alles lieber klein, man kann dann nicht enttäuscht werden und außerdem ist es doof damit zu prahlen „Meine Curtis ist größer als deine Pfalz , bähh!“, aber warum ist das Ding so groß?
Ich werde mir da noch ein paar warme Gedanken machen müssen…
Eine Antwort
[…] fränkische/karolingische Curten nicht oder wenn dann nur zweifelhaft (Siehe Diskussion Curtis) untersucht sind machte ich mich zunächst auf die Suche nach karolingischen Toranlagen, […]