Zur Curtis allgemein
Ich schreibe immer wieder von der Curtis Trebur, in den Texten ist immer wieder von der doppelrechteck Curtis Trebur die Rede und Gockel beschreibt diese Curtis als Wirtschaftshof usw. Doch immer wieder tauchen vor mir Gebilde auf, die ich eher als Fluchtburg oder allgemein als Befestigung sehen würde, denn als Wirtschaftshof. Dies hat mich dazu veranlasst mich einmal über Curtes zu informieren.
Als Quelle diente mir das Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 5, Stichwort „Curtis“
Ende des 19. Jahrhunderts sah Carl Schuchardt in Burgwällen mit fast rechten Winkeln, die östlich des Rheins lagen karolingerzeitliche Königshöfe – Curtis. Dies schien sich zu bestätigen als K. Koenen versuchte einen karolingerzeitlichen Gefäßstil zu definieren, was wiederum dazu führte das die Pingsdorfer Ware, die bis zu diesem Zeitpunkt als römisch angesehen wurde zu karolingischen Gefäße wurden, womit in einem Schlag aus vermeintlichen Römerlagern vermeintliche karolingische Befestigungen wurde.
1901 sah K. Rübel in „Reichshöfe im Lippe-, Ruhr- und Diemelgebiet und Hellweg“ ein System aus befestigten Höfen für den Nachschub für die Sachsenkriege dienen eben die Curtes. Schuchardt sah daraufhin in Altschieder eine Anlage, die für ihn exakt den brevium exempla entsprach, als curtis mit curticula (Hof mit Vorhof). Die Befestigung erklärte damit, dass es sich um ältere Anlagen handele, während die Jüngeren hauptsächlich der Wirtschaft dienten. Als Rübel jedoch 1904 grub, stellte sich heraus das Wunsch (Quelle) und Realität(Grabungsbefund) auseinanderdrifteten, denn die im Brevium beschriebene Bebauung konnte nicht gefunden werden, was aber nicht störte.
Erst nach dem Krieg gab es neue Impulse als Stengel auf Görichs Altstraßenforschung aufbaute. Beide fanden Anlagen in Hessen auf einer Nord-Süd-Route mit Cutres als befestigten Höfen und Burgen deren Wirtschaftshöfe außerhalb lagen. Stengel schlug den Begriff Wehr-Curtis zur Abgenzung vor.
Im „Alten Schloß“ über der Salzböde sah Görich nun einen neuen „schildförmigen“ Typ, den er in die Zeit Karl Matells datiert, was auch anhand von Keramikfunden zu stimmen scheint. In den „gradlinigen“ Anlagen mit ihren rechten Winkeln erkannte Görich eine Ähnlichkeit zu Römerlagern weshalb er sie als Antikenrezeption im Sinne der karolingischen Renaissance sah. Doch wieder kamen Zweifel wonach befestigte Anlagen seien nur in Niedersachsen zu finden, worauf Stengel erwiederte zu unbefetigten Anlagen müsse auch eine Burg gehören.
1958 holte dann H.Dölling zum Rundumschlag aus: Sie konnte anhand der Quellen nachweisen das es keine Belege für Befestigungen bei einer Curtis gibt, weiterhin zweifelte sie Stengel und Görichs Etappenstationen an. Jedoch fand sie nur bedingt Gehör.
Eine von Görich geleitete „Curtis Fahrt“ mit Begehungenzeigte jedoch das man Schuchardt nicht mehr blind vertrauen durfte. Man kam zur Einsicht das es neben weiträumigen Burgen, kleineren Straßenkastellen (Alte Schloss) , leicht befestigte Höfe mit und ohne Burg für die allein der Begriff Curtis gelte, zu unterscheiden sei.
Dann lies sich aber Nachweisen das „Altschieder“ identisch ist mit der in Quellen erwähnten Curtis Regia. Die Funde weisen zwar auf das 10. Jahrhundert hin, doch die Anlage sollte in befestigter Form bereits in der Karolingerzeit bestanden haben. Das warf wieder neue Fragen auf., war man doch gerade erst von der Befestigung abgekommen. Es stellte sich die Frage ob es sich nur um eine Hof als Abgabenstelle oder um einen Hof als Wirtschaftsbetrieb handelt.
Das Reallexikon kommt nun zum Fazit das es sich bei den rechteckigen Anlagen, wie sie eben Görich in Trebur sieht, eben keine Curtis im Sinne einer Curtis Regia sind, da es sich wahrscheinlich nicht um Wirtschaftshöfe handelt…
Bumms! Und wieder fällt ein Trebur-Konzept so langsam in sich zusammen. Was das genau bedeuten könnte muss ich mir erst mal überlegen, wobei ich da schon was im Hinterkopf habe.
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