Gedanken zu den Bauphasen des Ortsgrundrisses
Am Mittwoch Abend setzte ich mich hin und begann auf ein Google Earth Bild die Linien der Ortsentwicklung nach Gockel einzuzeichnen. Aus purer Faulheit nahm ich nicht meinen Ordner mit der Skizze Dr. Wolfs zur Hand sondern zeichnete einfach drauf los.
Tatsächlich hat unsereins ja den Vorteil direkt auf Luftaufnahmen/Satellitenbilder zuzugreifen. Etwas das es früher nicht ohne weiteres gab (bis 1990 waren Luftbilder genehmigungspflichtig). So kam es das meine Skizze sich doch in einigen Punkten von Görichs Vorschlag unterschied. Gleichzeitig begann ich mir Gedanken um die zeitliche Entwicklung zu machen.
Nach Görich soll der nachvollziehbare Grundstock in einer fränkischen Curtis, also einer Hofanlage, gelegen haben. Die Anlage wäre typisch rechteckig und würde die spätere „Kernburg“ (im Bild oben) und einem kleineren Teil unten verbinden. (der untere Teil der Curtis wird durch die gestrichelte Linie angedeutet). Interessant ist, das dieser Bereich eine Einbuchtung besitzt (rechts) die im Gunde ein verlandeter Teil des Schwarzbaches ist. Die Süd-Weste-Ecke wird durch eine Scheune gebildet, die erhät auf einer Geländekante in die Verlandung hineinreicht. (Bei mir kommt immer die Assoziation zu einer Mole mit Leuchtturm auf) Diese Scheune, bzw. ihr Vorgänger ist auch schon auf dem ältesten Bild Treburs aus dem späten 16. Jahrhundert zu erkennen. (PS: Mir wurde mal erzählt das Görich „seine“ rechteckige Curtis immer irgendwie fand, wenn er wollte!;-) ) Die Curtis datiert noch in merowingische Zeit (so Gockel), aber ist sie auch identisch mit der 829 ersterwähnten Pfalz?
Ich denke schon, aber ich glaube nicht das sie baulich identisch ist mit der Pfalz Ludwigs des Deutschen die in den 870ern einen Aufschwung erfährt. Hier wurde die Laurentiuskirche gebaut und die politische Situation und die Gefahren hatten sich geändert.
Ich halte es durchaus für möglich das jetzt bereits die ummauerte, abgestufte Anlage im Nord-Osten entstand, die mit einer Pfalzsiedlung umgeben war. Diese Siedlung ist allerding nicht identisch mit dem Wirtschaftshof. Der lag auf der anderen Seite des Schwarzbaches rund um die St. Albanskirche. Denkbare wäre allerdings auch das eine unbekannte Zwischenstufe, oder Vorstufe existiert die Später nur verbessert wurde. Etwa durch Ersetzung eines Holz-Erde-Walls durch eine Schalenmauer.
Diese Anlage könnte bis zur Zeit Heinrichs II. bestand gehabt haben, denn unter den ersten Ottonen spielte Trebur zunächst keine Rolle. Auch die Vergabe als Witwengut an Adelheid von Burgund bei ihrer Hochzeit, sollte sich kaum baulich niedergeschlagen haben.
Als nächste Ausbaustufe entstünde dann unter Heinrich II die Ausbuchtung nach Westen die einen Marktplatz erhält an dessen Nordseite eine auffällige Bebauung auf schmalen Streifengrundstücken entsteht. Eine solche soll sich auch in Ingelheim , Frankfurt und anderen Pfalzen befunden haben und beherbergte die Behausungen verdienter Personen. In Ingelheim zum Beispiel Häuser von Adligen und Bischöfen für ihre Aufenthalte in der Pfalz.
Es gibt noch eine weitere Ausdehnungstufe bevor die staufische Anlage entsteht, die auch der Siedlung südliches des Bachlaufes den Todesstoß versetzt. Diese würde ich im Moment zeitlich knapp nach Heinrich IV. ansiedeln, als Trebur zwar nicht mehr Könige beherbergte, aber dennoch wirtschaftlich stark war.
Kurzes WTF-Update: Gerade eben habe ich bei der MGH ein PDF von Schlesinger gelesen, aus dem folgendes Zitat stammt:
Aufgrund der noch sichtbaren Bodendenkmäler und im Vergleich mit den von
Schuchhardt den Franken zugeschriebenen Burgen- und curtes-Grundrissen hat
Görich f ü r Hessen zwei Grundtypen herausgearbeitet, nämlich eine dreieckig-schildfür-
mige und eine von einem Doppelrechteck gebildete Form. Die Doppelrechteckanlagen
bringt e r mit der sog. >Karolingischen Renaissance« in Verbindung und datiert sie dem-
gemäß ins ausgehende 8. Jahrhundert, während er die schildförmigen Anlagen im allge-
meinen der Zeit Karl Martells zuschreibt
Ist das dreieckige Gebilde um die Kirchen herum jetzt doch älter und nicht spätkarolingisch/ottonisch? Ich glaube aber der Text bezieht sich auf die nordhessischen großen, burgähnlichen Anlagen wie den Christenberg.
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