Die Bohrstellen an der Laurentiuskirche und ihre Schichten
Mir liegen nun die Unterlagen (Baugrund- und Gründungsgutachten) zum Areal der Laurentiuskirche vor. Demnach handelt es sich bei dem Erdreich um die Laurentiuskirche um anthropogene Böden, also Böden die durch menschlichen Eingriff verändert wurden. Dies hatte sich auch durch die Bohrkerne (Auf dem Plan als BS1 bis BS5 nummeriert) gezeigt. Diese sind relativ locker geschichtet.
Die einzelnen Bohrkerne werde ich nun einzeln und auch als Systemn betrachten. Im Übrigen erfolgte die Untersuchungen nicht nach irgendeinem archäologischen Gesichtspunkt. Auch führt das beauftragte Unternehmen keine Unterlagen zu diesem Thema auf, die sie zu Grunde hätten legen können. Die unter Anderem extra für solche Anlässe erstellte Bauuntersuchung des IBD e.V. Marburg, in der auch die Sondierungsschnitte Dr. Müllers an den Fundamenten der Laurentiuskirche aufgeführt sind, findet keine Verwendung. Ich werde daher auch versuchen diese in Beziehung zu setzten.
Bohrstelle 1 (BS1) BS1 weist die tiefste Auffüllung auf. (Ich muss in diesem Fall kurz darauf Hinweisen das Auffüllung nicht bedeutet das das gesamte Gelände „aufgefüllt“, also nach oben gesetzt wurde, sondern es ebenfalls bedeuten kann, dass jemand hier ein Loch gegraben hat, dwelches später „aufgefüllt“ wurde.) Die Auffüllungsschicht reicht an dieser Stelle bis auf eine Tiefe von 2,80m unter die Oberfläche.
Die oberste Schichte (A1.1) hat eine Stärke von 0,20m und enthält den Oberboden, Pfalzen, Wurzeln und ist farblich schwarz.
Schicht A1.2 reicht bis in eine Tiefe von 1,5m. Sie enthält neben verschiedenen Sanden, Steinen, Wurzeln Schluff und Kies auch Ziegel, Schiefer, Holz und Sandstein. Farblich schwarz.
Schicht A1.3 reicht bis in 2m Tiefe. Sie enthält unter Anderem Kohlereste.Farblich schwarz.
Schicht A1.3. reichts bis 2.8m und enthält Ziegelbrocken. Farblich schwarz.
Alle darunterliegenden Schichten bestehen aus Lös und Feinsanden, wobei die oberste Schichte noch Wurzeln aufweist und sich farblich hell oder dunkelbraun bis grau.
Anmerkung: Die Tiefe der Auffüllung an dieser Stelle , wie bereits erwähnt die Tiefste, muss nicht auf eine historische Einwirkung aus Zeiten der Pfalz (oder davor) hinweisen. denn direkt neben der Bohrstelle liegt die Heizungsanlage im Boden. Ein Hinweis darauf ist für mich auch die Deckschicht, die dünnste in der gesamten Messung ist.
Die farbliche Einordnung der Böden wird auch bereits von Müller erwähnt. Er beschreibt die Böden rund um die Kirche als „schwarzen, humösen Friedhofsboden“, was auf die Nutzung des Areals als Friedhofs verweist und auch die Holzreste erklären kann.
Bohrstelle 3 (BS3) (Ich bearbeite Bohrstelle 3 vor BS2, um so ein Bild von Nord nach Süd zu erhalten s.Bild) Die Farben der Böden variiert hier. Die Auffüllschichten sind nicht schwarz, sondern dunkelbraun, was daran liegen könnte, dass hier der Weg um die Laurentiuskirche führt und somit keine Begräbnisse an dieser Stelle erfolgt sein sollten.
A3.1 hat eine Dicke von 0,40m enthält, wie zu erwarten Wurzeln, Pflanzen und Oberboden., aber auch Mörtel, was mit der Nähe zur Laurentiuskirche und jüngeren Verputzarbeiten zu erklären ist (zuletzt Mitte der 80er)
A3.2 enthält neben Wurzeln auch Schiefer, Schotter, Mörtel und Ziegelbrocken. Die Schicht reicht bis 1,40m. Es scheint sich um Materialien, die von Bauarbeiten an der Kirche herrühren.
A3.3 reicht bis 1,80m, ist damit nur 40cm stark und enthält außer verschiedenen Sanden keine weiteren Beimengungen.
Bohrstelle 2 (BS2) Bohrstelle 2 liegt am nächsten zu einer Außenmauer des Geländes. Sie liegt am niedrigsten Punkt der durchgeführten Bohrungen (88,75m ü.NN)und auch die geringste Tiefe der Aufschüttungen. Die Böden sind wieder dunkler als bei BS3 (Friedhofsnutzung).
A2.1 hat eine stärke von 0,30m enthält wieder Oberboden, Pflanzen und Wurzeln.
A2.2 reicht bis in eine Tiefe von 1,00m. In der Auffüllung fanden sich Spuren von Ziegelbrocken, Wurzeln und Beton. Schon das Auffinden von Beton weist auf einen Eingriff ins Erdreich in jüngerer Zeit hin (Sanierung der Kirchhofmauer?)
A2.3. ist nur 0,35m stark und reicht so bis 1,35m unter die Erdoberfläche. Außer verschiedenen Sanden befinden sich hier keine weiteren interpretierbaren Reste im Bohrkern.
Bohrstelle 5 (BS5) Bohrstelle 5 liegt in Verlängerung des Querhauses in Südrichtung. Sie liegt wieder auf dem Weg in Richtung Pfarrhaus und auf Abbildungen der Sanierung aus dem 1. Viertel des 20. Jahrhunderts sind hier viele Baumaterialien zu sehen. Die Höhe liegt nur geringfügig über der von Bohrstelle 2.
A5.1 hat eine Stärke von 0,40m enthält wieder den Oberboden, Pflanzen und Wurzel.
A5.2. ist 0,50cm Stark und reicht bis in 0,90m Tiefe. Im Boden aus Sanden und Schluff befinden sich Schiefer und Wurzeln.
A5.3 reicht bis in 1,70m tiefe. Auch hier findet sich Schiefer
Bohrstelle 4 (BS4) BS4 ist der höchste Punkt mit 89,4m ü.NN und besitzt die wenigsten Aufschüttungsschichte. An der Messstelle setzt ein kleiner Hügel an der sich nach Osten und Süden, zur Mauer hin erhöht und an der höchsten Stelle mit Eiben bestanden ist. Optisch erscheint es mir wie eine Schuttabladestelle.
A4.1 hat wieder eine Stärke von 0,40cm und enthält neben Wurzelresten und dem Oberboden auch Mörtelreste.
A4.2 Die Auffüllungsschicht reicht bis 2,3m und enthält Mörtel, Ziegel, Schiefer , Holz und Wurzeln.
Zwischenfazit: Je weiter wir uns von der Kirche entfernen (BS2, BS4), desto geringer werden die Schichten, bzw. es gibt weniger Schichten. Dies weist auf einen Zusammenhang der Schichten mit Bauarbeiten an der Laurentiuskirche hin. Die tiefste Schicht bei BS1 sollte nicht im Zusammenhang mit der Laurentiuskirche stehehn. Wie oben geschrieben gehe ich von einem Zusammenhang mit der Heizanlage/Heizkeller aus (Beim Bau sollen Mauern gefunden worden sein) , zumal die Fundament nach Norden in eine Tiefe von 1,35m (Westbau) bis 1,96 (Querhaus)reichen.
Ich gehe davon aus, das die Tiefen die auf der Südseite erreicht werden (1,35m bis 2,30m) durch Begräbnisse hervorgerufen sind. In den nächsten Tagen werde ich die Angaben die durch die Bohrstellen gemacht wurden mit den Angaben Müllers vergleichen, der ja an einigen Stellen bis zum Fundamentansatz grub.
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