Von karolingerzeitlichen Schwertern Teil 1 – Petersen
Ich habe zu Weihnachten das Buch „Swords of the Viking Age“ bekommen. Ich hatte zwar den größten Teil bereits als PDF aus allen möglichen Quellen, aber ich stehe dann doch lieber auf das Original aus toten Bäumen.
Ich selbst habe damals mein Pseudo Petersen K von der Stange gekauft und zwar aus Polen – für kleines Geld. Nach dem ich nun das Buch in Händen hielt kam ich auf die Idee einmal die Spezifikationen, der dort angegebenen Originale mit den Schwertern zu vergleichen, die man von der Stange kaufen kann. Aber bevor ich das tuen werde müssen wir erst ein mal klären was überhaupt für ein Schwert für einen Karolinger in Frage kommt.
Das Fundgut aus Deutschland kommt uns hier (erstmal) nicht sonderlich entgegen. Die Sitte den Verstorbenen mit seinen Waffen beizusetzten hatte aufgehört und so sind Schwertfunde aus jener Zeit selten. Es gibt einen interessanten Fund aus einem Altrheinarm bei Manheim, der in das frühe 9. Jahrhundert datiert wird. Leider fällt dieses Schwert aus dem Hause „Uflberht“ aus der Peterson Klasifikation der Gefäße heraus, da es 1919 noch garnicht gefunden war und zu dem nicht aus Nordeuropa stammt, Es wurde daher erst später als Sondergruppe eingeteilt. Aus diesem Grund werde ich mich zunächst auf die Petersen Klassifikation in der Wiedergabe von Ian Pierce stürzen.
Drei Gruppen von Gefäßen sind das gesamte 9. Jahrhundert hindurch nachzuweisen. Es sind der Typ H, Typ C und Typ K. Auf diese drei Gruppen komme ich als letztes zu sprechen.
In Teilen des 9. Jahrhunderts treten dagegen die Typen 1, 2, B, G, F, D, E, N, X, L (und I) auf. Diese werde wir uns nun genauer anschauen.
Zunächst ein mal, außer Konkurrenz sozusagen, der Flußfund aus Mannheim Friesenheim, auf den ich aber noch einmal gesondert eingehen werde, denn er (und auch einige andere Funde) scheint mir sehr interessant zu sein
Die Typen D und E fallen für Karolinger raus. Bei D handelt es sich um einen stark verzierten Typ von Prunkschwert der wohl nur den Wikinger eigen war. Er kopiert aber eine Form ähnlich dem Mannheimer Flußfund. Typ E scheint eine vereinfachte Weiterentwicklung zu sein. Die starken und teuren Verzierungen weichen dabei einfachen, ins Metall gebohrten Vertiefungen. Die Funde von Typ E sollen nach Petersen in Beziehung mit Trondheim stehen und scheinen daher eine rein lokale Angelegenheit gewesen zu sein. (Um so verwunderlicher ist die Häufigkeit in der man den Prügel kaufen kann…) Typ 1 und 2 sind mögliche frühe Vorläufer der Grundform. Ebenso ist eine Verwandschaft zum Typ Mannheim möglich.
Typ L taucht ab ca. 850 im Fundgut auf, aber L scheidet von vornherein aus, da es sich um eine rein angelsächsische Spielart handelt.
Zwar gibt es wohl im Fundgut dieser Schwert auch Versionen mit Ulfberth Klingen, aber diese Klingen stammen von älteren Schwertern, die mit neuen Gefäßen versehen wurden.
Der Typ B verschwindet bereits vor 825 aus dem Fundgut. Er hat aber Nachfolger die seine Form weiterentwickeln. Zu denen komme ich nachher.
G und F weisen sehr einfache Gefäße auf. Bei beiden ist das Ende der Angel sichtbar und einfach breit geschlagen/vernietet. Typ G taucht kurz vor 800 auf und weist noch wenn man so will eine Verzierung auf in dem die recht einfach ausgeführten Parierstange umgebogen ist. F erscheint um 800. Beide fanden bis etwa 850 Verwendung. Die einfachen Ausführungen von F und G weisen sie als reine Gebrauchsschwerter aus.
Typ N und X sind Vorläufer der der typischen Schwerter des Hochmittelalters. N taucht vor 850 auf und verschwindet nach 875 wieder, während X nach 850 auftaucht und sich weit bis ins 11. Jahrhundert hält, wenn auch mit leichten Veränderungen. Ein sehr bekanntes Schwert vom Petersen Typ X ist das Zeremonlialschwert im Essener Domschatz.
Kommen wir nun zu den Dauerbrennern des 9. Jahrhunderts.
Typ H und C haben sich beide aus Typ B entwickelt. H ist ab 775 nachweisbar und verschwindet zwischen 950 und 975. C ist im Zeitraum von 800 bis 900 anzusiedeln. H ist recht „weich“ gestaltet, abgerundet undoftmals mit aufwendigen Tauschierungen verziert. C scheint dagegen eine abgespeckte Gebrauchsversion zu sein. Hier fehlen sämtliche Verzierungen. Der Typ H ist unter anderem durch einen Fund in Soest und Borken bekannt. Es gibt aber auch Versionen aus Nordeuropa mit einseitiger Klinge, also als Schwertsax.
Petersen Typ K erscheint um kurz vor 800 und verschwindet wieder kurz vor 900. Es gibt sie in diversen Ausführungen weshalb ich einmal 2 verschiedene Versionen hier abgebildet habe. Gemein ist allen Versionen das sie „5 Finger“ aufweisen die geschlossen nach oben zeigen, wohingegen beim Nachfolger Typ O die Finger „gespreizt“ sind. Die Schwerter des Typs K sind stark verziert. K gilt als das fränkische Schwert. Fundorte sind Irland, Haithabu (Bootskammergrab), Norwegen, Schweden, aber auch Südosteuropa.
Als gehobener Karolinger ist man sicherlich mit einem Schwert mit Griff vom Typ K oder H am besten bedient. Aber es gibt ja noch das Mannheimer Schwert! Zu dem macht ein Griff alleine noch kein karolingisches Schwert, weshalb ich mir auch noch die Klingen ansehen werde und auch noch einen Blick auf Abbildungen werfen werde und dabei noch eimal auf den Typ K eingehen werde.
Man könnte hier auch noch den Bericht der Annales Nazariani zum Tassilo-Prozess in Ingelheim 788 anführen: "Und als das so…
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…