Fuldaer Dom und Ratgar Basilika
Als Johann Dientzenhofer 1704, der Baumeister des heutigen Fuldaer Doms, damit begann die neuen, barocke Abteikirche zu bauen (Fuldar war noch kein Bistum), war die Frage vorangegangen ob ein Neubau überhaupt nötig sei. Dientzenhofer war der Ansicht gewesen, dass die alte, gute 900 Jahre alte Ratgarbasilika, noch durchaus renovierbar und barockisierbar wäre. Doch der Fürstabt, ein Fan des Barock, wollte eine neue Kirche.
Man begann also die karolingische Kirche an abzureißen.
Die Ratgarbasilika war zwischen 791 und 819. Ihr Baumeister war der Mönch Ratgar, der später Abt von Fulda wurde und ihr auch ihren Namen gab. Geweiht war die Kirche, wie auch schon der Vorgänger (Sturmiusbasilika) und ihr Nachfolger, dem Christus Salvator. Der Siegreiche Christus war eine beliebte Weihe jener Zeit und auch die Pfalzkapelle in Frankfurt war eine Salvator Basilika.
Wie auch knappe 200 Jahre später der Mainzer Dom, wurde die Ratgarbasilika nach dem Vorbild von Alt-St. Peter in Rom errichtet, was bedeutet das sie nicht nach Osten, sondern nach Westen ausgerichtet war (und ist).
Im Westen schloss, direkt an das ausladende Querhaus ein Großes Atrium/Kreuzgang an, an dem sich die Klausurgebäude befanden. Noch heute befinden sich deren Nachfolgegebäude an dieser Stelle.
Im Osten befand sich das kleine Paradies, ein weiteres, kleineres Atrium, das nach dem Vorbild von Rom im Osten mit einer Kapelle abschloss. Diese Kapelle wird als Königskapelle bezeichnet und spielte in den königlichen Riten eine entscheidende Rolle. Wintergerst sieht hierin eine parallele zum Torbau in der Frankfurter Pfalzanlage (und auch der Torhalle in Lorsch), die Zeitgleich entstand.
Im 10. Jahrhundert wurde das kleine Paradies nach Osten erweitert und eine größere Kapelle über die gesamte Breite des Paradieses angebaut.
Auch Westen und Osten der Basilika unterliefen einige Veränderungen.
Als die alte Ratgarbasilika abgerissen wurde orientierte man sich jedoch beim Neubau an der alten Basilika. So ist die Breite der Seitenschiffe und des Hauptschiffes exakt mit denen der Basilika identisch, da die Fundamente weitergenutzt wurden. Auch die Krypta wurde weitergenutzt. Die Türme stehen an der selben Stelle wie ihre Vorgänger, was zur folge hat, das ein romanischer Teil noch heute ganz offen sichtbar ist!
„Salvator“ bedeutet nicht „Der Siegreiche“ sondern der Retter, Heiler, in der üblichen religiösen Sprache „Der Heiland“.
Sonst ein interessanter Artikel.
MfG, LF
Danke, ist natürlich richtig. Der segnende Jesus (Segensgeste) wir, aber bisweilen als „siegreich über den Tod“, oder „über den Tod triumphierend“ bezeichnet. Das ganze ziehe ich immer zusammen, wobei bei dann der „siegreiche Salvator“ rauskommt. Sollte ich mir vielleicht abgewöhnen.