Kerkelings Terra-X
Warum ich jetzt schreibe kann sich vielleicht der Ein oder Andere denken. Ich habe am vergangen Sonntag einmal die Sendung komplett gesehen. Habe mich über das „die Deutschen“ Recycling etwas erregt und bei der Darstellung, Heinrich IV sei es ganz plötzlich eingefallen Bischöfe einzusetzen, kurz dem Wahnsinn verfallen.
Generell könnte man sagen es plätschert… Ich glaube das beschreibt die Sendung ganz gut. Es plätschert ruhig und gelassen vor sich hin. Dabei wird alles aus dem Fundus des ZDF recycled, allem voran „die Deutschen“, was so passt. (Erkannt habe ich noch die Sendung über den Kölner Dom) Und ehrlich gesagt musste ich sogar schmunzel als sich Heinrich IV. zu Xavier Naidoo vor das Tor von Canossa robbte.
Kerkeling wird als Imageträger verwendet und die Zielgruppe sind eindeutig die Leute, die sich bisher Terra-X nicht angesehen haben. Das ist ja eigentlich auch gar nicht schlimm. Es ist ein Versuch auch eine neue Zielgruppe zu erschließen, was ich nicht verwerflich finde. Ich möchte mich dieses mal auch gar nicht über inhaltliche Fehler, Kürzungen, Eurozentrismus oder so aufregen. Mir ist etwas viel generelleres Bewusst geworden.
Trotz aller Kritik war Terra-X im Vergleich zu den Sendungen, vorallem der Privaten, immer noch so etwas wie ein Lichtblick. Aber seit Anfang des Jahres wandelt sich das Bild der Marke „Terra-X“. Es gibt „Terra Xpress“, „Terra Kids“ und „Terra X Show“ mit Dauerquassler Jörg Pilawa. Dabei wandelt sich auch die Zielgruppe. Das merkt man auch wenn man sich die Kommentare auf der Facebookseite von Terra-X ansieht. Die Einen mäkeln und wollen das alte Doku Format zurück, die Großzahl aber freut sich über die neue Aufmachung, loben das man jetzt auch die Kinder bei Terra-X vor die Glotze setzen könne und man nun auch was verstehe. Hirn aus und konsumieren! Terra-X selbst schreibt bei Facebook dazu:
Liebe Fans – die vielen kontroversen Diskussionen zeigen, dass Ihr unsere Sendung ernst nehmt – das ist für uns eine großartige Erfahrung! Wir von Terra X sind immer darum bemüht, neue Wege zu gehen und unser Format immer wieder neu zu erfinden. Mit der letzten Folge hatten wir so viele junge Zuschauer wie seit fünf Jahren nicht mehr – darüber freuen wir uns sehr!(…)
Ich verstehe es so, dass die Sendung mit Kerkeling ein Experiment war, dessen Erfolg sich in den Quoten niederschlägt. Damit ist eine Annäherung an die Formate der Privaten vorprogrammiert. Nicht mehr das „Bildungsbürgerturm“ scheint die Zielgruppe zu sein. Wahrscheinlich hat Terra-X noch einige Abgedrehte Dokus in der Pipeline, aber wir können uns wohl darauf vorbereiten das in naher Zukunft eine neue Ära anbrechen wird.
PS: Hatte danach „Die Geschichte Mitteldeutschland – Heinrich I.“ gesehen und war positiv überrascht. Hoffentlich wandeln die sich nicht auch noch in die Richtung. Hier in der MDR Mediathek
Terra X ist bei mir vor ein paar Wochen aus dem RSS-Feed geflogen. Der aktuellen Entwicklung nach scheint man beim ZDF aufgegeben zu haben, unterschiedliche Ansprüche zu befriedigen – gab es doch immer eine Ramschversion (meist die billig und reisserisch produzierten History-Sachen, mit einem ZDF-Symbol versehen) und – unter verschiedenen Label im Laufe der Jahre, u.a. auch Terra X – aufwendige Eigenproduktionen mit anderen europäischen Sendern. Nicht wirklich immer so hochwertig wie erhofft, aber deutlich mehr, als man von den Privaten erwarten kann.
Das hat man offensichtlich vollkommen aufgegeben und setzt stattdessen – dem gesellschaftlichen Trend folgend – auf Infantilisierung der Information.
Auch wenn Kinder und Jugendliche Teil des Zielpublikums sind.
Gleich am Anfang der Kerkeling-Sendung zu behaupten, Konstantin der Große hätte das Christentum zur Staatsreligion gemacht, muss wirklich nicht sein.
Auch wenn das ein extrem verbreiteter Irrtum ist.
Zur Heinrich-Show auf dem MDR.
Nach der Sendung gabs einen Chat mit dem Regisseur.
Leider habe ich da schon gepennt, sonst hätte ich ihn gefragt, warum man am Schluss Teile von
Knopps grottiger Otto-Doku eingebaut hat.
Aber ansonsten war die Sendung nicht schlecht. Vor allem der ungarische Reflexbogenschütze hat mich fasziniert.
Waren nicht schon am Anfang Sachen davon eingebaut oder täusche ich mich ? Der MDR gibt sich Mühe, aber wie die Radioleute mir am Freitag sagten, achja, das MDR-Fernsehen … Ist es nicht schauerlich, dass unser Provinzsender mit seinen sehr günstigen ausgelagerten Produktionen dann noch etwas Positives zustande bringt. Ist es nicht traurig ?
Viele mitteldeutsche Grüße, Euer Isí
Mit „traurig“ wollte ich ausdrücken, warum schafft der MDR so eine Produktion und die großen Sender und Produktionsfirmen nicht?
mit klaren Grüßen Isí
Mag sein, dass da schon anfangs ebenfalls kurz was von der Otto-Doku eingebaut war. Kann ich aber nicht sagen.
Ich denke mir auch, dass das bei beiden Dokus möglicherweise die gleiche Produktionsfirma war – bloß andere Regisseure usw. Das kann ja viel ausmachen.
Ich frage mich aber: Warum gehen die nicht zu „Ottonenzeit“ oder einer ähnlichen Gruppe,
und engagieren die als Darsteller und vor allem als Berater für die Ausstattung?
Die wissen doch im Detail oft mehr als Weinfurter und Konsorten.
Es tauchen immer wieder Szenen aus die Deutschen auf (ich erkenne es immer an diesen plumpen Helmen mit dem breiten Wulst). Interessant ist aber die Kleidung von König und Leibwache ab Minute 20:14. Denn das ist definitiv nicht ARD/ZDF/MDR/Theaterfundus. Da hat man sich bei Reenactors des 11. Jh. bedient würde ich behaupten. Auch die in einigen Reiterszenen gezeigten verwendeten grün-roten Wimpel sprechen dafür das es sich um Reenactors des 11. Jh. handelt. In der Regel kamen immer die Thüringer bei den Produktionen zum Einsatz. Das nur so am Rande.
Es gibt auch ne Info Seite zu der Sendung, bei der auch das Chat-Protokoll einsehbar ist: http://www.mdr.de/geschichte-mitteldeutschlands/filme/heinrich_1/heinrich-i-heinrich-der-erste100.html
Ich habe Sachen erkannt, dem Lederpanzer war ich schon mal sehr, sehr nah, denke ich… Es war auch eine FFC-Fahne zu sehen, denke ich. Ich würde auf einen alten Bekannten schließen … Wenn es der Lederpanzer war, dann stimmt die Thüringerrichtung, Markus. Das wäre dann nicht verkehrt. Das helle Pferd kam mir auch bekannt vor…
@Segestes: Warum sie nicht den Uhl oder uns fragen, keine Ahnung. Wahrscheinlich wissen die gar nicht, dass es uns gibt. Auch nicht schlimm.
Euer Isí
Oh, der Abspann hat mir mehr verraten. Ich habe tatsächlich im Vorfeld mit so einem Typen telefoniert, einem Sub im Auftrag der Produktionsfirma, die ein Sub im Auftrag des MDR ist, der engagiert ein paar Darsteller für ein Appel und ein Ei (aber nur Kämpfer !, meinte er). Der Termin war recht kurzfristig und die Aufwandsentschädigung nicht dem Aufwand entsprechend. Deswegen habe ich meine Filmkarriere noch etwas aufgeschoben, lach. Das trotzdem noch etwas herauskommt, zeigt doch, das mit etwas mehr Recherche und einer ordentliche Planung von Darstellern etwas Hervorragendes herauskommen könnte.
Man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Euch einen schönen Abend.
Noch etwas, was mir im Nachhinein bei Heinrich störte:
Die Ungarn waren verdammt gruselig. Nicht gerade Fundlage. Das ganze war nur auf die Bögen ausgerichtet. Fokosch, Säbel, Speer, Schleuder, alles nachgewiesen kam gar nicht vor. Die Ungarn waren ohne weiteres in der Lage auch ein Nahkampfreitergefecht zu gewinnen und haben das auch getan. Das ist stark vereinfacht worden.
Kerkeling und Terra-X sind zwei Dinge, die nicht zusammenpassen.