Trebur ohne Heinrich I.
Eine Betrachtung der Pfalz wäre nicht komplett wenn ich mich nicht auch Heinrich I. widmen würde, selbst wenn dieser nicht in Trebur nachweisbar ist.
Das Heinrich höchst überraschend zum König berufen wurde ist eine Mär, die immer noch recht verbreitet ist.Bereits vor seinem Tod hatte Konrad I. Heinrich als seinen Nachfolger vorgesehen und war möglicherweise bereits seit 916 mit ihm über dieses Thema in Verhandlung. Kurz vor seinem Tod erneuerte Konrad diese Designation und mahnte zu Einheit im Reich.
Im Mai 919 wird der sächsische Herzog in Fritzlar zum König erhoben, wird nach dem Chronisten Widukind jedoch nicht gesalbt. Auch wird er nicht von alen Herzögen des Reiches anerkannt und zieht daher gegen Schwaben und Baiern. Später kann er auch Lothringen wieder ins Reich eingliedern.
Was sich anhört, als sei Heinrich von Pontius nach Pilatus gezogen, waren Heinrichs fast einzige Reisen ausserhalb Sachsens. In Sachsen hielt er sich an den typischen Orten sächsischer Herrschaft, allen voran Quedlinburg auf.
Zudem waren ja da auch noch die Ungarn.Gegen ihre Überfälle ist man weitestgehendst hilflos. Die Hit-and-Run-Taktik der Ungarn macht es unmöglich ihnen ein großes Heer entgegenzustellen. Bis man am Ort des Geschehens eingetroffen ist, sind die Ungarn schon wieder verschwunden.
Oftmals sind es ja die kleinen, ungenannten Personen die zu einer Wende in der Geschichte führen. Ich denke gerade an den Schützen des Pfeiles in Harolds Auge 1066. 926 kann ein Führer der Ungarn als Geisel genommen werden. Wem dieser Verdienst zufällt ist unbekannt, man kann aber einen 9 jährigen Waffenstillstand mit den Ungarn aushandeln, zahlt aber immer noch Tribut.
Diese 9 Jahre Verschnaufpause werden genutzt um eine Verteidigung gegen die Ungarn zu organisieren. Sogenannte „Heinrichsburgen“, neue Ringwallanlagen sollen errichtet werden, die als Fluchtburg dienen. Damit im Zusammenhang steht die einrichtung der agraeii millites, bäuerliche oder ländliche Krieger zu Gruppen von 9 Personen. Einer kümmert sich um die Burg, die Einlagerung eines Drittels des Feldertrages und die Unterkünfte darin, die restlichen 8 bestellen die Felder, auch das des 9ten.Es wird eine Reitertruppe als schnelle Eingreiftruppe aufgestellt und, nun in Sachen Pfalzen und Architektur am wichtigsten, ein Erlass verfasst das Feste und Versammlungen nur noch in befestigten Burgen stattfinden durften!
Dieser Erlass ist natürlich ein Todesstoß für viele kleinere Pfalzen, deren Lage es nicht erlaubt befestigt zu werden, oder die einfach zu schlecht positioniert sind.
(Zu den Heinrichsburgen hier bei regionalgeschichte.net, hier beim rgzm und Handbuch der Deutschen Geschichte… hier bei Google Books)
Aber die zeit wird nicht nur zur Verteidigung genutzt. Heinrich agiert auch aktiv, nämlich gegen die Slaven im Jahr 928/29.
933 Kommt es dann zum Kampf gegen die Ungarn, da sich Heinrich weigert weiterhin Tribut zu zahlen. Dieser ist jedoch relative unspektakulär: Heinrich schickt eine Einheit leichter, thüringischer Reiterei als Lockvogel voraus. Die Ungarn wollen das Heer angreifen, als sie aber die Hauptstreitmacht entdecken flüchten sie. Heinrich kann nur noch das Lager der Ungarn plündern, aber dafür lassen sich die Ungarn bis 938 nicht mehr blicken. Einige Quellen sprechen aber von 36000 toten Ungarn die die Schlacht gefordert haben soll…
929 regelt Heinrich seine Nachfolge. Obwohl er männliche Nachkommen aus erster und zweiter Ehe besitzt, entscheidet er sich gegen eine Reichsteilung. Alleine sein Sohn Otto aus zweiter Ehe soll der nächste König werden.
Eine interesante Sache, neben den Burgenerlasssen, habe ich aber dennoch gefunden. Zu Weihnachten 827 hielt sich Heinrich in Mainz auf und schenkt dort dem Stift St. Alban seinen Königshof zu Kostheim.
Dies ist insofern interessant für mich, da St. Alban ja auch in Trebur vertreten war. Die Ortskirche hieß St.Alban und gehörte dem Stift, der Stift hatte im Hochmittelalter mindestens 2 Höfe in Trebur und das Pfarrhaus (hinter der Kirche) und das Große haus gehörte dem Stift. Wann und wie der Stift nach Trebur kam ist aber unbekannt. es wurde auch schon einmal über einen Ursprung in früher Missionstätigkeit (Spätantike) gesprochen. Grundproblem ist das Urkunden aus St. Alban den großen Mainzer Brand fast nicht überlebt haben. Nur eine kleiner Teil wurde vorher zum Mainzer Bischof nach Aschaffenburg geschickt.
Zumindest scheint klar das Heinrich I. besseres zu tun hatte als in Trebur aufzuschlagen. Die dünne Quellenlage und die wenigen Besuche im alten Franken tun ihr übriges. Nach den Erlassen Versammlungen nur noch an Orten, respektive Pfalzen abzuhalten, die befestigt waren, mussten auch einige Umgebaut werden. Dies war zeitaufwendig und sicherlich hatte der Ausbau des Burgensystems in Sachsen und Baiern Vorrang.
Übrigens gibt es gerade in Fulda wieder eine Ausstellung zu Konrad I.! Hier Infos
Danke Dir für den Wink mit der Fulda-Ausstellung !
Aus dem ehemaligen slawischen Dorf Gimritz mitten in der Saale, Dein Isí
Leider hatte ich die Ausstellung zu spät bemerkt um sie in den Konrad I. Artikel einzufügen und hatte sie daher zu Heinrich geschrieben.
Gut Gimritz? Da bin ich früher (2001) gelegentlich vorbei gefahren. Von Bad Lauchstädt nach Halle Neustadt über die Magistrale Richtung Franckesche Stiftungen 😉 (Furchtbarer Verkehr!)