Vom Urkundenfälschen
Urkunden sind eine der wichtigsten Rechtsgrundlagen des Mittelalters, so verwundert es nicht das Urkunden gefälscht wurden. Urkunden wurden aber nicht nur gefälscht um zu betrügen, oftmals gingen Originale verloren, etwa durch Brände und es musste Ersatz beschafft werden. Um eine Urkunde zu fälschen gab es mehrere Möglichkeiten.
Die Ultimative Lösung war natürlich eine komplett neue Urkunde nach eigenen Wünschen zu schreiben. Natürlich war es hierbei am besten wenn man die Urkunde vordatierte und längst Verstorbene als Schreiber, und Könige einfügte. Das brachte natürlich auch Probleme mit sich. Man musste sich an einen Ductus einer längst vergangen Zeit halten, die Schrift musste stimmen, die Kürzel mussten korrekt sein. Meist erkennt man gefälschte Urkunden bereits daran.
Anschließend musste auch noch das Kanzeleisymbol und das Siegel gefälscht werden.
Gelang dies alles musste man auch darauf achten das sich die Urkunde auch in den Reiseweg des Königs einfügt. So gibt es eine Fälschung einer Urkunde Karls des Großen, die den König, einige Tage vor seiner Kaiserkrönung, nach Trebur versetzt, obwohl er kurz zuvor bereits in Italien urkundet.
Aber nicht jede Urkunde in der der Ductus nicht stimmt ist eine Fälschung. So gibt es einige Urkunden aus der Zeit Ludwigs des Deutschen in der der Schreiber das Wort „actum“ mit „act.“ abküzt. Ein Faux Pas!
Doch der Schreiber war kein Fälscher. Er war neu in der Kanzlei und hatte noch nicht alle Eigenheiten des Urkundenschreibens verinnerlicht. Er wurde zwar, wie sich an den von ihm geschriebenen Urkunden zeigt, von mal zu mal besser, aber irgendwann rutschte ihm doch noch mal die Abkürzung raus, die man in einem einfachen Vertrag durchaus benutzen konnte, nicht aber in einer Königsurkunde.
Beliebt war die „Verfälschung“ von Urkunden. Man nahm eine bestehende Urkunde und fügte durch Rasur, also das Abschaben der obersten Pergamentschicht, einen neuen Namen oder Ort ein.
Aber wie so oft muss eine Rasur nicht zwangsläufig eine Fälschung darstellen. Gelegentlich wurden Stellen frei gelassen um noch etwas hinzuzufügen, oder ein Fehler musste ausgebessert werden.
Gelegentlich wurden auch ganze Urkunden einfach abgeschrieben, aber auch hier muss noch keine Fälschung vorliegen. Beispielsweise gibt es eine Privilegienurkunde für das Kloster Fulda von Ludwig dem Deutschen. Bis auf wenige Worte unterschied taucht diese Urkunde erneut in den 830er Jahren auf. Es handelt sich um eine Bestätigungsurkunde. Es war die Zeit in der sich Ludwig der Deutsche gegen seinen Vater auflehnte und Abt Hrabanus Maurus musste sich absichern. Er legte dem Sohn die Urkunde vor, die dessen Vater für Abt Ratgar gezeichnet hatte und dieser lies sie abschreiben und ersetzte Ratgar durch Hrabanus Maurus. Fertig war die Laube!
Urkunden sind wirklich witzig und ich hab am Wochenende nur an der Oberfläche gekratzt (also eine Rasur durchgeführt 😉 )
Sehr geehrter Herr Zwittmeier, zur Ortsnamen-Geschichte von Geinsheim hier ein paar Anmerkungen. Die Zuordnung der Namen Gemminesheim und Gemminisheim im…
Danke Christian, tatsächlich war ich vor 2 Jahren dort, muss aber gestehen das ich den Textilien wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe.…
Hi. Bin grad über den Artikel gestoßen. Wenn du mal in die Nähe von Hildesheim kommst: Im dortigen Domschatz befinden…
Nein aktualisiert nicht. Die müsste noch in der Variante wahrscheinlich noch irgendwo in meinem Archiv schlummern
Hallo Markus, hast du die Karte zwischenzeitlich zufällig für einen anderen Post/Vortrag/Ausstellung aktualisiert?