Ein Blick auf Urkunden
Urkunden sind ein wichtiger Bestandteil der Forschung von Herrschaftsverhältnissen , von Reisewegen und der Politik ganz allgemein. Da lohnt es doch ein mal einen näheren Blick drauf zu werfen.
Schrift
Urkunden benutzten nicht die einfache karolingische Minuskel, sondern zunächst die „diplomatische (Halb-)Kursive“ später dann die „diplomatische Minuskel“. Letztere taucht erst um 960, durch den Kanzler Hebharhard initiiert, auf, da man in der Zwangslage war, das das Schreiben der „diplomatischen Kursive“ im Ostreich untergegangen war. („Grundlagen des Studiums der Geschichte: Eine Einführung“ von Egon Boshof,Kurt Düwell,Hans Kloft S.156)
Die „diplomatische Minuskel“ ist die komplexere der beiden Schriften. Ligaturen und Abbreviaturen finden Verwendung, d.h. Buchstaben können zusammengezogen, oder abgekürzt werden oder gleich durch Symbole ersetzt werde. So wir aus sancti dann sci, wobei bei den Kürzungen immer der Erste und der letzte Buchstabe erhalten bleiben. Endet ein Wort auf die Verbindung eines Vokals mit einem „m“ fällt das „m“ weg und wird durch einen Strich über dem Vokal angedeutet. Bekannte und häufig auftretende worte wie qui, quid oder quod, werden gleich durch eigene Symbole, die aus einem „q“ entwickelt sind, ersetzt.
Wurde in römischer und merowingischer Zeit noch ausgiebig (und etwas willkürlich) Gebrauch vom Zusammenziehen von Wörtern gemacht, war im 9. Jahrhundert eine Art Standartwortschatz der Abkürzungen aufgekommen, so dass es bei den Notaren der Klöster zu keiner Verwirrung mehr über einige Worte kam. Das markanteste Merkmal dieser Schrift sind aber die Oberoberlängen (auch Unterlängen gibts es aber nicht so häufig). D.h. l, b, , h, k usw.)werden bis zur vorhergehenden Zeile hochgezogen. Dadurch wirkt die Schrift fein und der gesamte Text bekommt eine vertikale Ausrichtung, die bei der „diplomatischen Minuskel“ noch einmal durch Verziehrungen der Oberlängen stärker betontwird.
Die Kursive dagegen kommt ohne Abbreviaturen aus und Ligaturen finden auch nur statt wenn sich zwei Oberlängen berühren. Im Westreich findet sie bis ins 11. Jahrhundert Verwendung Hier ein kleines Alphabet (etwas abgekürzt, nur was ich auf die Schnelle aus einer Urkunde bekommen habe)
Urkundenaufbau
Die Kaiser- und Königs-Urkunden haben immer einen schematisch gleichen Aufbau. Dies erleichtert das Lesen,Verstehen und schreiben dieser Urkunden. (und auch das Fälschen!)
Die erste Zeile der Urkunden enthält die Invocatio und Intitulatio, also die Anrufung Gottes und den Austeller.
Bei Ludwig dem Frommen steht dann zum Beispiel:
Im Namen Gottes, des Herrn und Erlöser, unseres Herrn Jesus Christus, Ludwig
von göttlicher Ordnung und Vorsehung erhabener Kaiser
während bei Ludwig dem Deutschen steht:
Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit. Ludwig durch Hilfe der göttlichen Gnade König.
Es folgt die Arenga, in der der folgende Text kurz begründet wird. Bei einer Klosterschenkung steht dann in etwa kurz und knapp: „für die im Glauben treuen Knechte des Herrn“, gefolgt von der Promulgatio, die mit den Worten „notum sit“ (Es werde bekannt, dass…)beginnt. Noch heute findet das „notum sit“ bei öffentlichen Bekanntmachungen oder Ausschreibungen seine Verwendung.
Es folgt die „narratio“ ind der alles Aufgezählt wird. Also bei einer Schenkung etwa „mit beweglichem und unbeweglichem Gut, mit Flüssen und Seen… usw.“ Mit der Diposito erfolgt der eigentliche Rechtsakt gefolgt von der Sanctio, die jedem Strafe bei zuwiederhandlung androht.
Nun kommt das Eschatokoll, das die Unterschrift, Siegel und Rekognitationszeichen, die Datierung , Ort der Austellung und ein Segenswunsch enthält . Im Hochmittelalter kommt hier noch eine Zeugenreihe dazu.
Eine Antwort
[…] vom 6. Juni 849 aus Trebur. Es ist, abgesehen von den Oberlängen, die gleiche Schrift , die ich hier aus einer Urkunde extrapoliert […]