Die karolingische Klosterstadt hats geschafft und dann war da noch Lorsch
Es ist vollbracht! Die karolingische Klosterstadt Meßkirch hat die letzte Hürde genommen, was bedeutet der angepeilte Baubeginn wäre einzuhalten!
Ich bin nicht nur ein Freund des Projektes weil es im 9. Jahrhundert angesiedelt ist oder weil etwa der St. Gallener Klosterplan, der als Vorbild dient, eine Abtspfalz enthält. Ich halt das Projekt für wissenschaftlich hoch interessant. Gerade erst kürzlich haben Grabungen in St. Gallen gezeigt das der Plan in Teilen möglicherweise sogar eingehalten wurde. Das Projekt kann so zeigen wie der Bau einer großen Klosteranlage durchgeführt wurde und kann aber auch Fragen beantworten wie etwa gearbeitet wurde, wie vermessen, wie arbeitete diese „Stadt“ wirtschaftlich und religiös Hand in Hand.
Es ist also nicht verwunderlich das auch Universitäten Interesse an dem Projekt haben.
Meines Erachtens liegt das Zustandekommen und das entgegengebrachte Interesse nicht zuletzt an der Offenheit in der sich das Projekt präsentiert. Von Anfang an suchte das Projekt in Meßkirch die Öffentlichkeit. Eine Internetseite auf der sich PDFs zum Projekt finden und eine Facebook-Seite wurden eingerichtet. Veranstaltungen für die Öffentlichkeit wurden durchgeführt bei denen das Projekt erläutert wurde .
Und wenn die Klosterstadt öffnet, werde ich auf jeden Fall da sein. Vielleicht bewerbe ich mich mal als missi dominci, wenn ich meinen Respekt vor Pferden überwinde, mich Tribur als Botschafter beruft und ich eine Urkunde mit Privilegien des Königs hin transportieren soll…
Facebookseite der Klosterstadt hier und Infoseite da
Aber es geht auch anders. Leider.
Bis zur Entscheidung in Meßkirch hatte ich mir ein Schweigegelübte zum Thema Lorsch auferlegt, weshalb auch die Lorsch- und Laureshammeldungen vermeindlich achtlos in den Archäonews landeten. Dieses Schweigen werde ich nun brechen, denn in Lorsch zeigt man das genau Gegenteil der Meßkirchener Offenheit.
Tröpfelnd sickern Meldungen durch, die sich zum Teil wiedersprechen.
Gerade am Montag erläutert das morgenweb.de in einer dpa Meldung, dass Tatjana Dürr vom Bau- und Umweltamt Lorsch erklärte, man wolle die Grundrisse der Klostergebäude aufgeschüttet, bzw. als Mauerstümpfe von 50cm Höhe darstellen. Dies steht im Gegensatz zur Begründung der Prämierung der Ausschreibung zum Kloster Lorsch in der es zum 7. Platz der Firma Wandel Hoefer Lorch + Hirsch, BGH heißt:
Auf dem Klosterhügel wird vorgeschlagen, den Grundriss der Klosteranlage mit einem „begehbaren Podest“ zu markieren. Das ist daher falsch, weil die Grundriss keineswegs so gut bekannt ist, wie dies das
Podest den Besuchenden suggeriert, umso mehr, als noch Grundriss-Einzelheiten abgebildet werden sollen. Zudem können neue Erkenntnisse nicht eingebaut werden.
was dann natürlich beim beim Gewinner der Ausschreibung Topotek 1/HG Merz Architekten gelobt wird:
Das konsequente Vermeiden von Konkretisierung zu Gunsten einer assoziativen Erfahrbarkeit des Ortes wird, angesichts der ungesicherten Kenntnisse zum Baubestand des Klosters, besonders gelobt
Einmal heißt es man würde eine villa rustica als Vorbild für den Hof nehmen, anschließend wird gemeldet es solle nur mit archäologischen Befunden der Karolingerzeit gearbeitet werden. Die Stadt Lorsch schreibt:
Was Wissenschaftler zum Thema der klösterlichen Grundherrschaft im Frühmittelalter herausfanden, soll im „Karolingischen Herrenhof Lauresham“ auf mehr als 4 ha nachvollziehbar gemacht werden. Ein begehbares „Modell“, das zwischen archäologischem Park, Freilichtmuseum und museumspädagogischem Labor dazu einlädt, eigene Einblicke und Erfahrungen in eine längst vergangene Kultur und Lebensweise zu bekommen.
Verwirrung allenthalben. Was bitte ist ein begehbares Modell? So was hier? Ich möchte dies zur Zeit nicht weiter breit treten, da immer noch kein Konzept zugänglich ist, es also nicht klar ob hier LH oder experimentelle Archäologie oder irgendetwas ähnliches Betrieben werden soll. Eins wollte ich aber noch kurz erwähnen. Das folgende Zitat stammt wieder aus dem Morgenweb:
„Es werden aber keine Akteure in Kostümen herumlaufen.“ Tatjana Dürr sieht nicht die von Kritikern ins Feld geführte Gefahr eines „Disneylands“, denn sie weiß: „Der wissenschaftliche Anspruch des Konzepts ist hoch.“
Was davon zu halten sein könnte zeigt dieses Bild auf der Seite der Stadt Lorsch, oder gleich die Seite der Erlebnispädagogik des Klosters Lorsch.
Um das noch einmal klar zu stellen. Ich hab nichts gegen Lorsch, ganz im Gegenteil. Lorsch liegt direkt vor meiner Haustür und ich würde mir ein funktionierendes Projekt vor der Haustür wünschen. Die Verwirrung die sich aber breit macht schürt meine Skepsis. Und selbst wenn im Kloster Lorsch ein „Königshof“ gebaut wird und in Meßkirch eine „Klosterstadt“, so werden sich beide doch in Zukunft aneinander messen lassen müssen.
Nebenbei verweise ich auch noch mal auf meinen „Kommentar zum Königshof Lauresham„
Der Mittelalter-Zimmerer
19.05.2012 | 19:30 Uhr
Neben dem Kloster Lorsch in Hessen, das zum Weltkulturerbe zählt, entsteht eine mittelalterliche Siedlung. Ein Zimmermeister aus Witzwort in Nordfriesland wird sie bauen.
Video starten (04:05 min)
zur info
Der Mittelalter-Zimmerer
19.05.2012 | 19:30 Uhr
Neben dem Kloster Lorsch in Hessen, das zum Weltkulturerbe zählt, entsteht eine mittelalterliche Siedlung. Ein Zimmermeister aus Witzwort in Nordfriesland wird sie bauen.
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