Trebur im Jahr 832 und 839
Die zweite Erwähnung Treburs erfolgt nicht in einer Urkunde. Sie ist in Berichten der Annales Bertiniani und indirekt bei Thegans Gesta Hludowici, der Biographie Ludwigs des Frommen, und in den Hildesheimer Annalen überliefert.
Die Veränderungen am Hofe, auch die Schaffung eines neuen Herzogtums zu Gunsten Ludwigs jüngstem Sohn Karl aus zweiter Ehe im August 829 in Worms und die Einsetzung Bernhards von Septemanien als Kämmerer am Hofe Ludwigs, hatten für Verstimmung gesorgt. Die Söhne Ludwigs aus erster Ehe Lothar, Mitkaiser und König von Italien und Pippin I. König von Aquitanien begehrten gegen ihren Vater auf und setzten ihn 830 ab. Auch Ludwig II. Herzog und selbsternannter König von Baiern, der später Ludwig der Deutsche, war an diesem Aufstand beteiligt, mischte sich aber zunächst nicht aktiv ein.
Ende März, Anfang April 832 erreicht Ludwig den Frommen die Nachricht, sein Sohn Ludwig II. wolle gegen ihn zu Felde ziehen und bringe nicht nur Freie, sondern auch Unfreie(liberis et servis), die sonst vom Kriegsdienst befreit waren, gegen ihn auf. (Regest 899a)
Ludwig, der den ganzen Winter über in Aachen verbrachte und dort zuletzt am 28. März nachweisbar ist, beruft eiligst eine Heeresversammlung nach Mainz ein.
Am 19. April 832 bricht ein starkes Heer, bestehend aus Franken und Sachsen, von Mainz auf, überquert zunächst den Rhein und anschließend den Main und zieht in die Rheinebene wo sie am gleichen Tag bei Trebur Position beziehen und Lagern.(„circa triburim villam castra metatus est“ Ann. Bert.)
Ludwig lagert derweil in der Umgebung des Klosters Lorsch (Thegan 39 „er kam bis zum Kloster des heiligen Nazarius und verweilte dort einige Zeit“, nach den Hildesheimer Annalen „bei Lampertheim“), jedoch trifft die erwartete Verstärkung nicht ein. Ludwig II. ist gezwungen umzukehren und über Alamannien nach Baiern zurückzukehren. Ludwig der Fromme folgte „der Spur seiner Verwüstung“ (Ann. Bert.) durch Alamannien.
Nur wenig ist aus der Erwähnung Treburs ersichtlich. Als sicher darf nur betrachtet werden, dass Trebur über genügend Freiflächen verfügt haben muss um ein „starkes Heer“ zu beherbergen. Die Wahl für Trebur als Lagerort sollte aber durch weitere Gründe beeinflusst worden sein.
So muss die Verpflegung für das Heer gewährleistet gewesen sein, möglicherweise auch über einen längeren Zeitraum.
Auch muss die Wegführungen jener Zeit bedacht werden. Von Lorsch/Lampertheim führte eine Straße, der alten römischen Straße folgend, nach Gernsheim. Dorte teilte sich wahrscheinlich die Wegführung. Die östlichere der beiden Heerwege führte entweder, der Römerstraße folgend nach Groß-Gerau und über Wallerstädten nach Trebur, oder über den direkten Weg Erfelden, Leeheim, Geinsheim, der Hochflutlehmterasse folgend nach Trebur. Die westliche Straße ist die sogenannte Wormser Straße, die von Karl dem Großen als Heerweg von Worms nach Frankfurt zur Zeit der Sachsenkriege angelegt wurde.Ihre Wegführung ist in weiten Teilen unbekannt. Sicher ist nur das sie von Griesheim nach Mörfelden und von dort in Richtung Frankfurt verlief. In Teilen konnte sie als 6m breiter Knüppeldamm nachgewiesen werden.
Beide Straßen hätten von Trebur aus überwacht werden können, wenn Ludwig II. auf der rechten Rheinseite nach Norden vorzudringen versucht hätte. Denkbar ist aber auch das man sich die Rheinebene als potentielles Gebiet einer Feldschlacht ausgesucht hatte und Trebur aus strategischen Gründen, Schutz durch den Schwarzbach und das Altneckarbett, als Lagerort wählte.
In diesem Zusammenhang ist auch ein Vorgang zu nennen zu erwähnen, den die Fuldaer Annalen auf den 7. Januar 839 datieren, bei dem möglicherweise eine Vermischung mit dem Vorgang von 832 vorliegt.
Zum Weihnachtsfest 838 will Ludwig der Fromme von Attigny kommend, in Begleitung Karls des Kahlen, nach Frankfurt ziehen. Dieses wird jedoch von Ludwig II. besetzt gehalten, so dass man nach Mainz ausweicht. (RII,2,1 n.78)
Am 7. Januar 839 versuchen Ludwig und Karl den Rhein von Mainz nach Kastell zu überqueren. Dies gelingt jedoch nicht, da Ludwig II. den Übergang an mehreren Stellen blockiert. Ludwig schickt erfolglos Boten an seinen Sohn. Nach dem eine Verstärkung aus Sachsen durch Graf Adalbert auf der rechten Rheinseite eintrifft, überqueren Ludwig und Karl 3 Meilen südlich von Mainz den Rhein. Auf der Seite Ludwigs II. fallen Austrasier, Thüringer und Alamannen von ihm ab, Ludwig II flüchtet nach Baiern. Ludwig der Fromme verfolgt ihn nicht und nimmt die jenegen in seinen Reihen auf die ihm Treue schwören. Die Anführer jedoch verbannt er und konfisziert ihre Güter. Ab 23. Januar sind Ludwig und Karl dann in Frankfurt urkundlich nachweisbar.
Eigentümlicher Weise spricht die V. Hlud. c. 61 von eine Aufschub des Vorganges bis nach Ostern und berichtet von einem zusätzlichen Aufenthalt in Trebur um die Truppen nach dem Rheinübergang zu sammeln. (RII n. 984e)
Bei zu Grundelegung der römischen Meile, sollte der Rheinübergang zwischen Weisenau und Laubenheim erfolgt sein. Eine denkbare weitere Position des Rheinübergangs wäre die Nackenheimer Schwelle weiter südlich. Damit hatten Ludwig und Karl den Main als Pufferzone zwischen sich und den Anhängern Ludwig II. gebracht und gelangten in den Fiskalbezirk von Trebur. Die Überfahrt, mit dem Gefolge Ludwigs und Karls sollte einige Zeit in Anspruch genommen haben. Eine Weiterreise nach Frankfurt noch am selben Tag, kann schon auf schon Grund der Distanz ausgeschlossen werden. Es muss daher davon ausgegangen werden tatsächlich eine Rast in Trebur stattfand, auch wenn diese nur von kurzer Dauer gewesen sein sollte.
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…
Ein kurzer Gruß von einem stillen Leser, mit den besten Wünschen fürs neue Jahr! Danke für dieses schöne inspirierende Blog!