Das saxartige karolingische Messer
So, nun habe ich das Messer nach den Abbildungen im Stuttgarter Psalter(ca825), der Psychomachia des Prudentius (ca850) und dem „Jagdmesser Karls des Großen(ca10./11.Jhd.) fast fertig, es fehlt eigentlich nur noch der Feinschliff und die Behandlung des Holzes und sowas.
Bevor ich aber zu den ersten Erkenntnissen komme, wollte ich noch kurz etwas erleutern. Wenn es heist das Sax verschwand um 800 oder mit dem Ende der Sachsenkriege, bedeutet das natürlich nicht das an einem Datum alle Besitzer eines Saxes diese auf den Müll warfen. Es war ein schleichender Prozess. Als einer der Gründe wird in diesem Zusammenhang immer die Verbesserung der Schwerter genannt. Auch hier ist es so das sich nicht jeder auf einen Schlag ein neues Schwert leisten konnte. Und auch ein intaktes Sax wird nicht sofort weggeworfen werden dazu ist es zu kostbar. Manches wurde wahrscheinlich solange weiterverwendet bis es in seiner Form vollkommen verschliffen war. Doch nun zu meinem Messerversuch.
Beschreibung der „Bastelei“
Das ganze Messer ist etwa 52cm lang, wobei der Griff etwa 22cm einnimmt. Der Schwerpunkt liegt etwa 2cm vor dem Griff, was die ganze Konstruktion sehr führig macht. Es wiegt 422 gr. wird aber noch ein bisschen leichter wenn es geschliffen ist und die restlichen Arbeiten gemacht sind.
Für den Kampf gemacht?
Das Kämpfen mit diesem Messer mag zwar durch den mittigen Schwerpunkt angenehm sein, jedoch fehlt dem Messer die Masse und die Kopflastigkeit, die in der Länge vergleichbare Breitsaxe haben. Der ganzen Konstruktion fehlt einfach die Masse um eine entsprechende Wucht zu erreichen und damit entsprechend verheerend im Kampf zu sein. Auch möchte ich mit der 30cm kurzen Klinge keinem hochgezüchteten karolingischem Krieger gegenüberstehen! Wenn ich dem Messer überhaupt eine kriegerische Funktion beimessen sollte, dann höchstens in der Form eines Panzerstechers um einem am Boden liegenden gepanzerten Krieger den Rest zu geben (oder mehr fürs Hinterhältige…)
Jagdmesser/Hirschfänger?
Den Begriff Hirschfänger finde ich ein wenig verunglückt, bezeichnet doch ein Hirschfänger ursprünglich ein Messer das speziell für die Parforcejagd entwickelt wurde. Seis drum! Tatsächlich könnte man das Messer als ein Messer auf der Jagd verwenden um waidwunden Tieren den Gnadenstoß zu gebe. Jedoch erscheint mir diese Antwort zu simpel. Zu dem sind Jagdszenen mit dem Messer eher untypisch. Der Zusammenhang sollte daher ein Anderer sein.
Allzweckmesser?
In den Darstellung erscheinen Messer dieser Art in unterschiedlichen Situationen. Die einfachste Begründung dafür wäre die Funktion als eine Art Allzweckmesser. Tatsächlich wäre es ideal für Gartenarbeit, etwa um Äste zu hacken oder sich den Weg durch ein Dickicht zu bahnen.
Jetzt mag man sagen dafür gibts ja die Heppe/Hippe. Jenes Haumesser mit der markant gebogenen Spitze bzw. dessen kleiner Bruder, das Rebmesser. Beide sind auch aus Abbildungen bekannt. Aber es sind spezialisierte Messer. Nicht flexibel im Einsatz. Das Sax, bzw. dessen Nachfolger könnte die Lücke geschlossen haben. Zudem kann ich mir gut vorstellen das der Bauer, wenn auf das Feld ging ein solches Messer in seiner Kiepe mit sich führte. Nicht um das Unkraut zu jäten, sondern um vorbereitet zu sein falls mal ein Wolf oder ähnliches auftaucht, denn die gab es damals noch zu Hauf! Mit einer kleinen 12cm Klinge wäre er hier nicht weit gekommen.
Auch kommen in mir Assoziationen zur Bauernwehr in mir hoch. Und ich frage mich ob nicht saxartige Messer der Vorfahren der Bauernwehr sein könnten. Es wäre also die Waffe des kleinen Mannes .
Nebenbei stieß ich aber noch auf eine interessante Geschichte. Zwar habe ich nur wenig Kenntnis über Ethymologie, aber in der Schweiz gibt es für eine Hippe mit einer Länge von 40cm noch den Begriff des „Säsli“. Im Breisgau heißt es „Säsle“, manchmal auch „Säxle“ Ein Wort das seine Herkunft vom Sax, oder auch Sahs(mhd.) nur schwer verheimlichen kann.
Zu dem „Jagdmesser Karls des Großen“ wollte ich noch etwas erwähnen. Ursprünglich war auf dem Ende des Horngiffes eine goldene Kappe angebracht die aber im 19. Jahrhundert verloren ging. Interessanter weise ist, wenn das Messer in der Scheide steckt nur diese Kappe zu sehen. Ich erinnere daran das das Messer sonst als Schmucklos bezeichnet wird und deshalb im krassen Gegensatz zur Scheide steht. Das hört sich für mich so an, als habe man das Messer mit der Goldkappe an den Schmuck der Scheide anzupassen versucht. Gehörte das Messer ursprünglich doch nicht zur Scheide?
Bin gerade über das hier gestolpert:
http://www.roemische-schmiede.de/Shop/GermanischesHiebschwert_01.jpg
Hat mich irgendwie an Dein Messer/Sax erinnert.
Gruß
Marco
Ist sozusagen der Großvater 😉 Die Punzierungen sind schön!